Berufe in der Touristik

Teil 1 – Reisebüro-Leiterin: Sandra Schmedes

Sandra Schmedes: Wenn sie die Präsenz am Counter gegen einen Tag im Backoffice eintauscht, ist nachsitzen angesagt. Foto: privat

Sandra Schmedes: Wenn sie die Präsenz am Counter gegen einen Tag im Backoffice eintauscht, ist nachsitzen angesagt. Foto: privat

Start der neuen Serie: Berufe in der Touristik

Leiterin im Reisebüro

Von Jürgen Baltes

Eigentlich wollte Sandra Schmedes heute ihren Backoffice-Tag einlegen. Doch daraus ist nichts geworden. „Drei Kolleginnen sind krank“, sagt die Leiterin zweier Filialen der Reisebürokette STA Travel in Hamburg, „da muss ich am Counter mithelfen.“ Was ihr übrigens auch nach fast 25 Jahren im Reisebüro immer noch einen „Riesenspaß“ macht, wie die 41-Jährige sagt.

Der große Wunsch der Reiseverkehrskauffrau, die mit 17 ihre Lehre bei Hapag-Lloyd in Bremen begonnen hat, war es jedoch immer schon, ein eigenes Büro zu leiten. Sie brauche zwar den Face-to-Face-Kontakt, sagt Schmedes, aber auch „eine zusätzliche Aufgabe“. Dass sich der Traum schon mit 26 erfüllte, hat sie nicht zuletzt ihrem damaligen Chef zu verdanken „Er hat mich immer in die Zahlen schauen lassen, und das hat mich sehr interessiert.“ Und so wurde ihr schließlich eine neu eröffnete Filiale anvertraut.

Mittlerweile hat Schmedes einige Büros geführt: in Leipzig, Dresden und seit gut einem Jahr nun in Hamburg. Und was unterscheidet ihre Arbeit vom Job am Counter? Da sei zum einen die Verantwortung, sagt Schmedes, für Umsatz, Kosten oder Personal, in ihrem Fall zwölf Mitarbeiter. Die Personalverantwortung sei für sie die schönste Seite des Jobs, etwa wenn es darum gehe, die Mitarbeiter nach ihren Stärken zu fördern. Ihre „Erfolgsgeschichte schlechthin“ sei die Übernahme der Leitung der Leipziger Filiale von STA Travel durch eine Mitarbeiterin gewesen, die sie zuvor dafür fit gemacht habe.

Allerdings gebe es auch weniger schöne Seiten, gibt Schmedes zu. Gleich ihre erste Neueinstellung bei Hapag-Lloyd sei ein Flop gewesen, erinnert sie sich. Die neue Mitarbeiterin habe die versprochene Qualifikation nicht erfüllt und musste in der Probezeit wieder gekündigt werden. Auch das gehört zum Führungsjob dazu.

Lernen musste Schmedes auch in Sachen Zeitmanagement. „Im Verkauf kann man wenig planen“, weiß sie, vieles hänge von den Kunden ab. Doch als Büroleiterin müsse man seine Woche strukturieren. So richtet sie sich etwa feste Backoffice-Tage ein. Am Anfang hat sie zudem zwischen den Filialen rotiert. Heute konzentriert sie sich aufs größere Büro und gibt Verantwortung an ihre ABL, die Assistant Branch Leaderin, wie es im STA-Jargon heißt, im anderen Büro ab. Denn gezieltes Übertragen von Verantwortung gehört auch zum Führen dazu.

Was eine Büroleiterin aber vor allem ausmacht, ist für Schmedes das unternehmerische Denken. Der Slogan „Unternehmer im eigenen Unternehmen“, treffe am besten den Kern ihrer Arbeit. Denn sie genießt zwar weitgehende Freiheiten, etwa beim Marketing. Doch am Ende müssen die Zahlen stimmen. „Ich werde an der Leistung meines Teams gemessen“, sagt Schmedes. Und für diese gibt es nicht nur Lob oder Tadel, sondern auch einen Gehaltsbonus.

Schmedes’ Tipp nach 15 Jahren Büroleiter-Erfahrung: „Es ist wichtig zu wissen, was eingenommen wurde, was davon übrig bleibt, was die Technik oder die Raummiete kosten.“ Wen das nicht interessiere, dem fehle eine zentrale Voraussetzung für den Büroleiter-Job.


Profil: Aufgaben eines Büroleiters
  • Kommunikation (z. B. Team-Besprechungen und Feedback)
  • Zielorientierte Mitarbeiterführung
  • Wirtschaftliche Verantwortung und Weiterentwicklung der Filiale
  • Marketing und Kundenbindung
  • Beratung und Verkauf