Berufe in der Touristik

Teil 32 – Compliance-Managerin bei Lindner: Janina Oberkersch

Janina Oberkersch freut sich über die Auszeichnung des Compliance-Verbands

Janina Oberkersch freut sich über die Auszeichnung des Compliance-Verbands. Foto: Lindner/Laurin Schmidt

Wenn sich Janina Oberkersch in einem der gut 30 Lindner-Hotels meldet, herrscht dort nicht immer die größte Freude über den Anruf aus der Zentrale. Denn einmal pro Jahr hakt die „Corporate Risk- and Compliance Managerin“ der Hotelgruppe bei den Direktoren nach, ob diese sich denn auch an die Regeln gehalten haben, die sich Lindner im 16-seitigen Verhaltenskodex selbst auferlegt hat.

Dann fordert Oberkersch schon mal stichprobenartig Arbeitszeitnachweise, Rechnungen und sonstige Unterlagen an. Ihre Kontrollaufgabe sei zwar „nicht immer einfach“, gesteht die 30-Jährige. Doch grundsätzlich habe man die Direktoren mit im Boot.

Denn als „Compliance-Beauftragter“ hat jeder Direktor die Aufgabe, die Lindner-Regeln in seinem Haus zu leben. Dazu gehört nicht nur die Einhaltung von Mindestlohn- und Arbeitszeitgesetz. Es geht auch um die Annahme und Vergabe von Geschenken, Transparenz bei Spenden und Sponsorings, fairen Wettbewerb, Gleichbehandlung, Achtung der Menschenrechte sowie den Schutz der Umwelt.

Oberkersch kümmert sich also um einen bunten Strauß an Themen. Und das hört nicht an der Lindner-Hoteltüre auf. So werden zum Beispiel anonymisierte Gehaltsabrechnungen des Dienstleisters fürs Housekeeping angefordert, um sicherzugehen, dass auch dessen Personal fair bezahlt wird.

Vor Weihnachten informiert sie über Geschenke – deren Wert 35 Euro nicht überschreiten soll. „Die Flasche Sekt ist kein Thema, aber eine Kiste Champagner wäre zu viel“, stellt Oberkersch klar. Ebenso wichtig sei es, dass damit kein direkter Zweck verfolgt werden dürfe, außer der Pflege der guten Zusammenarbeit.

Lindner dürfte zu den wenigen Hotelgruppen dieser Größe gehören, die einen eigenen Compliance-Manager beschäftigen. Die Stelle ist vor drei Jahren eigens für Oberkersch geschaffen worden, die bereits seit zehn Jahren bei Lindner arbeitet. Ein Hotelpraktikum in Ecuador hatte ihr Interesse für die Branche geweckt. Es folgten die Ausbildung in der Düsseldorfer Lindner-Zentrale, ein berufsbegleitendes Studium in Tourismus- und Eventmanagement und später der Master in Risiko- und Compliance-Management.

Parallel dazu hat sie die neue Abteilung bei Lindner aufgebaut. Für diese Pionierarbeit und ihre Masterthesis mit dem Titel „Anwendbarkeit und Potenziale eines Compliance Management Systems in der Hotellerie“ ist Oberkersch kürzlich ausgezeichnet worden – mit dem ersten Preis beim Nachwuchsförderpreis des Berufsverbandes deutscher Compliance Manager.

Ihre Arbeitstage seien so abwechslungsreich wie die Themenfelder, freut sich Oberkersch. Mal gehe es um Gesetzesänderungen wie kürzlich beim Meldegesetz, mal um Technik und den Schutz von Kundendaten, mal um Personalfragen wie Mutterschutz oder auch um Marketing. Zudem fungiert die Compliance-Verantwortliche als „Kummerkasten“ des Unternehmens. „Das Feedback der Mitarbeiter ist sehr wichtig für Verbesserungen“, sagt sie.

Und manchmal hat sie auch einen großen Auftritt. Etwa beim Get Together im Düsseldorfer Lindner Congress Hotel. Dort versucht sie, der gesamten Lindner-Belegschaft das Thema Compliance näherzubringen und sie von dessen Notwendigkeit zu überzeugen.

Jürgen Baltes

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