Berufe in der Touristik

Teil 40 – Professor im Fachbereich Touristik: Hans Rück

Ob früher als Manager oder heute als Professor: Hans Rück schätzt den Austausch miteinander

Ob früher als Manager oder heute als Professor: Hans Rück schätzt den Austausch miteinander. Foto: privat

Um es gleich auf den Punkt zu bringen: Im deutschen Hochschulwesen gibt es zwei Arten von Professoren: Universitätsprofessoren und Professoren an Fachhochschulen. Universitätsprofessoren müssen eine fundierte theoretische Ausbildung vorweisen, müssen promoviert und habilitiert haben, kommen aber ohne Berufserfahrung aus. Professoren an Fachhochschulen, zu denen etwa die Hochschule Worms und fast alle anderen touristischen Hochschulen zählen, müssen neben der Theorie statt einer Habilitation Praxiserfahrung nachweisen.

„Unsere Professoren kommen alle aus der Praxis“, bestätigt Hans Rück. Er ist seit 2007 der Dekan des Fachbereichs Touristik/Verkehrswesen an der Hochschule Worms. In dem Fachbereich, der 1978 gegründet wurde, lehren heute etwa Praxiskenner wie Roland Conrady, ehemaliger LCC-Geschäftsführer, Klaus Jäckel, der mit einer Reisebüro-Lehre in die Branche startete und später Netzwerk-Manager bei der Lufthansa wurde, Tobias Grosche von Amadeus oder der frühere Unister-Manager Jan Mauelshagen. Rück selbst ist neben der Lehre als Dekan auch für administrative Seiten des Fachbereichs zuständig.

Wie wird man vom Manager zum Professor? „Indem man dazu berufen wird“, erläutert Rück. Die Hochschulen schreiben freie Stellen aus, auf die sich im Prinzip jeder bewerben kann. „Mitunter hat man als Hochschule auch schon Kandidaten im Blick, die gezielt kontaktiert werden“, sagt Rück. Die Entscheidung über eine Berufung trifft dann eine unabhängige Berufungskommission. In Worms ist ein Doktortitel Voraussetzung für eine Professur, in begründeten Ausnahmefällen geht es laut Hochschulgesetz aber auch ohne.

Rück schätzt, dass hierzulande pro Jahr im Schnitt drei bis fünf Professorenstellen im Tourismus ausgeschrieben werden, auf die sich – wie in Worms – meist an die zehn Kandidaten bewerben.

Hans Rück selbst war zuvor Unternehmensberater. Was reizt einen Manager daran, in die Lehre zu gehen? „Vielen werden die Konzernstrukturen zu eng, sie suchen mehr Freiheit und Selbstbestimmung“, glaubt Rück. Er selbst war in seinem Berufsalltag pausenlos unterwegs und schrieb immer wieder Konzepte für die Schublade. „Das passte nicht mehr“, blickt er zurück. Hinzu komme „die innere Motivation, zu forschen und Wissen zu vermitteln“. Die müsse man als Lehrender auf jeden Fall mitbringen.

Dafür bekämen Professoren auch einiges zurück. Das Schönste im Alltag sei immer wieder „der Moment, wenn ich an den Gesichtern ablesen kann, wie der Groschen fällt“, sagt Rück. „Wenn Diskussionen entstehen, wenn Information zu Wissen wird und dieses Wissen Einstellungen verändert, das ist so bereichernd.“ Jungen Menschen Wissen zu vermitteln gebe ihm das Gefühl, etwas sehr Sinnvolles zu tun. Und nicht zuletzt halte es einen selbst jung, findet der 51-Jährige.

Im Vergleich zu seiner vorherigen Manager-Position müsse ein Professor allerdings deutliche Gehaltseinbußen hinnehmen, gibt Rück zu bedenken. Als Gegenleistung dafür erhält er – nach anfänglicher Befristung – eine lebenslange Anstellung beim Staat.

Kein Professor konzentriere sich allerdings ausschließlich auf die Lehre, sagt Rück. Nebentätigkeiten, die das Hochschulgesetz zulässt, sind die Regel. Und ausdrücklich erwünscht. Denn gerade Lehrende müssten am Puls der Zeit sein und aktuelle Entwicklungen mitbekommen. Viele Professoren unterhielten daher einen bunten Strauß an Aktivitäten. Rück selbst etwa gibt Seminare, berät Unternehmen und bringt seine Expertise in Fachausschüssen ein.      

Jürgen Baltes

 

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