„Wenn sich ein Interessent meldet, nehme ich zuerst per Telefon Kontakt auf“, erläutert Schippers. Die Reiseexpertin klopft die Pläne und den fachlichen Hintergrund ab, wie ernst das Vorhaben ist und ob es schon einen konkreten Ort für das neue Büro gibt. „Im ersten Gespräch kann man viel rauskriegen“, sagt Schippers. Dann macht sie eine Potenzialanalyse für den geplanten Standort, besucht die potenziellen Gründer und bespricht weitere Schritte, vom Mietvertrag bis zum Ladenbau.
Schippers ist für den Westen Deutschlands zuständig; ein großes Gebiet, vom Saarland bis hoch nach Flensburg. Entsprechend viel ist sie unterwegs, zwischen 50.000 und 60.000 Kilometer im Jahr. Im Schnitt seien bis zur Eröffnung fünf bis sechs Besuche vor Ort nötig, sagt sie. Das könne drei Monate oder auch mal zwei Jahre dauern.
„Es ist eine sehr intensive und persönliche Zeit“, sagt Schippers. „Man lernt die Familie der Gründer kennen, etwa die stolzen Eltern oder die Kinder, geht mit durch Höhen und Tiefen – bis zum großen Finale, dem Eröffnungstermin.“ Bei dem ist sie natürlich dabei: „Das ist ein schönes Gefühl, wenn alles geklappt hat und man mit den glücklichen Gründern dasteht.“
Und wie erlebt sie die Gründer im persönlichen Kontakt? Manche seien versiert, eröffneten bereits ihr zweites oder drittes Büro, andere seien jung und unerfahren. „Denen muss man dann beibringen, etwas härter zu werden“, sagt sie. Ein eigenes Büro bedeute schließlich mehr als Reisen zu verkaufen. Daher klinkt sich Schippers zugunsten ihrer Schützlinge auch mal in Verhandlungen mit Vermietern, Handwerkern oder Immobiliengesellschaften ein. Derzeit habe sie etwa mit mehreren Reisebüro-Müttern Kontakt, die mit Mitte 40 den Schritt in die Selbstständigkeit wagen wollen.
Für ihren Job bringt die 47-Jährige viel Erfahrung mit. Die gelernte Reiseverkehrskauffrau hat viele Jahre bei Alpha, später Thomas Cook, gearbeitet, zuletzt als Büroleiterin in Viersen. Vor acht Jahren wechselte sie zur TVG, war für die 20 eigenen Büros zuständig, die 2010 an die RTK verkauft wurden. Seither arbeitet sie als Expansions-Managerin für das Franchise-Netz. So kann sie die Gründer überall unterstützen, vom Bilanzen lesen bis zur Kundenberatung.
Auch, wenn ein Büro wieder schließen muss, ist das Schippers Job. Zum Glück passiere das sehr selten, sagt sie. Wenn etwa ein Gründer krank werde, in eine schwierige persönliche Situation gerate oder keine Mitarbeiter finde, ziehe man alle Register für eine gute Lösung.
Schippers und ihre Kollegen kümmern sich auch um neue Gründungsformen, etwa die Shop-in-Shop-Büros in den Thalia-Buchhandlungen oder das „Young-Professionals“-Projekt, bei dem ausgewählte Gründer schlüsselfertige Sonnenklar-Büros zur Verfügung gestellt bekommen. Das fünfte dieser Art eröffnet demnächst in Kirchheim-Teck. Hierfür ist dann Schippers neuer Kollege für Süddeutschland, Ralf Baumann, zuständig.
Jürgen Baltes
Tolle Jobs in der Touristik
Ob Veranstalter, Airline, Destination oder Reiseversicherer: Überall in der Touristik können Reiseverkäufer Karriere machen. Alle in der Serie bisher erschienenen Berufsporträts findet man unter www.touristik-aktuell.de/service/.
