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Ungewisser Sommer in Spanien

Noch gibt es genug Platz an den Stränden, wie hier in Illetas auf Mallorca.

Noch gibt es genug Platz an den Stränden, wie hier in Illetas auf Mallorca. Foto: pixelio

Auf der Suche nach dem goldenen Mittelweg

Verlängerung der Frühbucherfristen und Preisverhandlungen sind das Thema, egal, zu welchem Veranstalter und in welches Ziel man schaut. Das gilt auch für Spanien, denn so richtig glücklich ist noch niemand mit den Buchungszahlen für den Sommerurlaub. Zwar ist FTI „generell zufrieden“ und Airtours „recht zufrieden“, doch bei TUI liegt Spanien hinter den Erwartungen – wobei die Hannoveraner dies als Markttrend bezeichnen. 
Auch Mitbewerber Alltours rechnet für den Sommer mit einem rückläufigen Markt, stellt aber eine Verbesserung der Buchungseingänge seit Januar fest. Wichtig für Peter Wennel, Alltours-Geschäftsführer Touristik, ist die Bereitschaft der Fluggesellschaften und Hoteliers, die Preise auf eine marktfähige Höhe zu senken.

Nur: Was ist marktfähig? „Wir haben höhere Kosten als die Nicht-EU-Länder“, sagt Nicolas Villalobos Mestres, Chef der kanarischen Kette Cordial Canarias, und lehnt Preisverhandlungen ab. Würde man am Personal sparen, ginge dies unweigerlich zulasten der Qualität. Auf seiner Heimatinsel Gran Canaria hänge „Unsicherheit in der Luft“, es herrsche „teilweise Panik“. Gerade kleine und ältere Bungalow-Anlagen, die keinen finanziellen Rückhalt hätten, würden wohl in der kanarischen Nebensaison von Ostern bis Mitte Juli schließen, vermutet er.
Der Plan Renove, bei dem der spanische Staat 400 Millionen Euro bereitstellt (siehe Meldung), sei zwar gut. „Aber wie sollen kleinere Anlagen das Geld wieder zurückzahlen?“, fragt sich Villalobos. Etwas anders sieht es bei Iberostar aus: „Preisreduzierungen ja, aber nicht auf Kosten der Qualität“, sagt Heike Genschow, Marketing-Direktorin bei Iberostar. Eher werde man eine kleinere Marge einfahren.

„Wir wissen nicht, welche Maßnahme die richtige ist. Wir wissen nur, wir müssen etwas tun“, sagt Rewe-Produkt-Managerin Uta Dirksen. In 20 Jahren Touristik habe sie noch keinen Januar erlebt wie diesen.

Ein Patentrezept hat auch Andreas Rüttgers nicht. Aber für den Leiter Flugreisen bei Schauinsland ist die Verlängerung der Frühbucherpreise das falsche Signal. „Denn dann lässt sich der Kunde mehr Zeit“, meint Rüttgers. Er setzt stattdessen auf kreative Konzepte wie „Freitag=Freitag“, bei dem Urlauber am Freitag kostenlos übernachten können, oder Hotels für 90 Cent pro Nacht. „Wir hatten dieses Angebot auf eine Woche begrenzt, viele Kunden sind dann zwei Wochen geblieben.“

Für den Sommer liegt Schauinsland-Reisen derzeit auf Vorjahresniveau, damit ist Rüttgers zufrieden. Wichtig sei es, Geschäft für die Reisebüros zu erschließen, das bisher an ihnen vorbeilief. So biete man im Sommer mehr Fincas auf Mallorca und fliege zusätzlich mit Lufthansa.

Apropos Flüge: Überlebenswichtig für alle sei, dass die Airlines keine Flüge aus Spanien abziehen und auf Nicht-EU-Ziele umleiten. Gerade ist der Kanarische Inselrat in Deutschland unterwegs, um mit Airlines und Veranstaltern darüber zu verhandeln.
Sylvia Raschke