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Indien: Ein schwerer Rückschlag

Zurück zur Normalität: Das Gateway of India stand bei den Anschlägen von Bombay Ende 2008 im Fokus der Berichterstattung.

Zurück zur Normalität: Das Gateway of India stand bei den Anschlägen von Bombay Ende 2008 im Fokus der Berichterstattung.<p>Foto: stock.xchng</p>

Die örtlichen Touristiker müssen mit vielen Problemen fertig werden

Mit diesem Minus hatte keiner gerechnet: Um 40 bis 60 Prozent sind bei Europas Veranstaltern in den vergangenen Monaten die Buchungen für Indien gesunken. Entsprechend deutlich wird Harish Sud, Chef der indischen Hotel Association: „Die Touristensaison 2008/2009 ist im Eimer.“

Dabei hatte sich Indien bis 2010 zehn Millionen Einreisen vorgenommen. Mit den Anschlägen von Bombay im Dezember 2008 rückte dieses Ziel allerdings in weite Ferne. Nicht nur die hohe Zahl der Todesopfer versetzte dem Tourismus einen herben Schlag, sondern auch die schlichte Tatsache, dass das 60-stündige Geiseldrama weltweit im Fernsehen übertragen wurde und daher eine extrem hohe Medienpräsenz erhielt. Kein Wunder, dass Indiens Hoteliers derzeit in großem Stil in Sicherheitsausstattung investieren.

Auf dem deutsche Markt stellt sich die Lage unterschiedlich dar: Nach den Buchungseinbrüchen Anfang des Jahres verzeichnen Spezialveranstalter wie Lotus Travel und Comtour mittlerweile wieder eine nahezu normale Buchungslage. Vermutlich deshalb, weil ihre Klientel oft aus eingefleischten Indien-Fans besteht oder sich zu großen Teilen für Ayurveda-Aufenthalte interessiert, die meist in Südindien – und damit weit weg von Bombay – angeboten werden.

Getroffen hat es vor allem die Großen wie Meier’s, Dertour, Gebeco und FTI. Grund zu Pessimismus sehen jedoch auch sie nicht. Ähnlich wie bei Thailand glauben sie an ein schnelles Comeback Indiens.

In der Zwischenzeit versuchen sowohl Meier’s als auch Gebeco Touren unterhalb der Mindesteilnehmerzahl durchzuführen. Andere, darunter Tischler Reisen, bewerben Indien mit einem Sonder-Flyer und speziellen Flugraten. Streichungen in den Indien-Programmen gab es bisher nirgendwo. Teils wurden diese sogar erweitert: Neu bei Comtour ist eine 18-tägige Reise nach Madhya Pradesh, bei Meier’s wurden Chattisgarh und Orissa neu aufgenommen, bei Gebeco und Dr. Tigges kam Gujarat hinzu. Auch der Hotelmarkt gibt Grund zur Hoffnung: So plant Marriott in den nächsten drei bis vier Jahren 35 neue Hotels in Indien.

Doch nicht nur die Anschläge von Bombay bereiten dem Tourismus Schwierigkeiten. Mehr Marketing durch die indischen Tourismusbehörden wünschen sich alle Veranstalter, mehr Verlässlichkeit und realistische Preise. Denn die seien teilweise „vollkommen überzogen“, spricht Silvia Leibacher, Chefin von Lotus Travel, der Branche aus dem Herzen. Auch Haidrun Brauner von Meier’s Weltreisen merkt an: „In den vergangenen fünf Jahren gab es eine Preiserhöhung um fast 50 Prozent. Das konnte auf die Dauer nicht gut gehen.“

Françoise Hauser

Die Indien-Wunschliste der Veranstalter
1. Neue Steuern und Gebühren rechtzeitig ankündigen
2. Vereinfachte Genehmigungsverfahren für touristische Projekte
3. Einschränkung von Protektionismus
4. Investitionen in die Ausbildung von Fachpersonal
5. Ausbau der Infrastruktur
6. Mehr Feingefühl bei der Preisstruktur der Hotels

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