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Spanien: Die Tücken des Erfolgs

Die Bucht von Mogan auf Gran Canaria: Die Politiker der Kanaren wünschen sich mehr Unabhängigkeit von Madrid

Die Bucht von Mogan auf Gran Canaria: Die Politiker der Kanaren wünschen sich mehr Unabhängigkeit von Madrid. Foto: cb

Die anhaltende Buchungsflut aufgrund des Ausfalls anderer Zielgebiete beschert Spaniens Hoteliers auch 2016 Rekordeinnahmen. Gleichzeitig wird deutlich: Der Erfolg hat auch seine Tücken.

Problematisch für viele spanische Hotels – aber auch für Veranstalter und Reisebüros – sind zum Beispiel die hohen Erwartungen von Kunden, die zuletzt in der Türkei und in Ägypten waren. Schon jetzt häufen sich in den Hotelbewertungsportalen die Einträge ehemaliger Ägypten-Urlauber, die das Preis-Leistung-Verhältnis ihres Hotels auf den Kanaren oder Balearen negativ beurteilten. Hinzu kommt, dass auf Gran Canaria, Fuerte & Co viel seltener All-inclusive geboten wird als am Roten Meer oder der türkischen Ägäis.

Ein weiteres Problem: Abgesehen von der geringeren Größe vieler Anlagen sind die Hoteliers derzeit gar nicht in der Lage oder nicht willens, ihre Häuser zu renovieren. Wann sollten sie dies tun, wenn das Haus ohnehin das ganze Jahr voll ist? Auf Einnahmen verzichten und zusperren wollen die wenigsten. Hinzu kommt, dass es vor allem auf den Kanaren vielerorts einen Baustopp für neue Resorts gibt und die Genehmigungen für Renovierungen sich extrem hinziehen.

„Die spanische Regierung sollte den Inselregierungen erlauben, manches selbst zu entscheiden“, wünscht sich Ines Jimenez, Tourismusministerin Gran Canarias. Bauprojekte und Renovierungen würden schließlich auch neue Arbeitsplätze schaffen. Und diese seien dringend gefragt in einer Region mit 25 Prozent Arbeitslosigkeit.

Dazu kommt: Wenn es häufig heißt, Gran Canaria sei ausgebucht, könnten sich viele Urlauber bei der nächsten Reiseplanung nach anderen Zielen umschauen, fürchtet Jimenez.

Darüber hinaus wandern Investitionen ab: Seit Jahren will Lopesan auf Gran Canaria das Hotel Villa del Conde erweitern und zwei weitere Resorts mit über 2.000 Zimmern bauen. Die Genehmigungen sind noch in der Warteschleife mit der Folge, dass Lopesan das Geld nun in der Dominikanischen ‧Republik investiert.

Ähnliches passiert auch auf den Balearen: Hier wollte Palladium mit der Inselregierung Ibizas für mehrere Millionen Euro die Infrastruktur von Playa d’en Bossa verbessern. Doch da der Staat kein Geld hat, liegt das Projekt brach – und Palladium investiert in ein Megaprojekt an der mexikanischen Karibikküste.