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Barbados: Rettungsinsel für Kreuzfahrt-Passagiere

In der Hauptstadt Bridgetown durften die Kreuzfahrtschiffe anlegen

In der Hauptstadt Bridgetown durften die Kreuzfahrtschiffe anlegen. Foto: NAPA74/iStockphoto

Anita Nightingale ist bei Barbados Tourism Marketing für die europäischen Märkte zuständig

Anita Nightingale ist bei Barbados Tourism Marketing für die europäischen Märkte zuständig. Foto: Barbados Tourism Marketing

In der Corona-Krise wurde Barbados wortwörtlich zur Rettungsinsel für Tausende Kreuzfahrt-Passagiere. Vielen Schiffen in der Karibik wurde die Einfahrt in die Häfen aus Furcht vor dem neuartigen Virus verweigert. Nur die Regierung von Barbados beschloss: Die Menschen brauchen Hilfe – und organisierte Rückflüge für etwa 25.000 Schiffsreisende. Wie die Rettungsaktion vonstatten ging und wie die derzeitige Lage auf Barbados ist, berichtet Anita Nightingale, die bei Barbados Tourism Marketing für die europäischen Märkte zuständig ist.

Frau Nightingale, wie geht es Ihnen? Sind alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Ihres Teams gesund? Und wie geht es den Menschen auf Barbados?
Unser gesamtes Team – von Brüssel bis Barbados – arbeitet von zu Hause aus. Da wir schon Ende Januar und somit sehr früh alle ankommenden Reisenden am Flughafen auf das Virus getestet haben und Verdachtsfälle isoliert haben, wurde unser erster Fall erst am 19. März registriert. Derzeit sind es knapp 60, die meisten davon Einheimische, die von einer Reise zurückkehrten. Sie befinden sich in Quarantäne-Einrichtungen, wir haben fünf an der Zahl auf der Insel. Alle Einreisenden müssen sich derzeit direkt in Quarantäne begeben. Abgesehen davon bleiben alle auf der Insel zu Hause – wir sorgen aber dafür, dass insbesondere unsere älteren Mitbürger gut versorgt sind.

Warum durften Mitte März noch Kreuzfahrtschiffe auf Barbados anlegen und wie genau ging die Aktion vonstatten, die Urlauber wieder nach Hause zu bringen?
Wir versuchen, bei aller Sorge das Mitgefühl nicht zu vergessen. Unsere Premierministerin Mia Mottley glaubt fest daran, dass Barbados die moralische Pflicht hat, gestrandete Reisende zu unterstützen. Somit sind unsere Grenzen weiterhin offen. Mehrere Kreuzfahrtschiffe mit tausenden Passagieren, die in den üblichen Häfen in der Karibik nicht anlegen durften, haben wir im Hafen von Bridgetown aufgenommen. Vor zwei Wochen benötigten zehn Schiffe Hilfe bei der Rückführung – das waren 25.000 Passagiere, unter anderem von TUI Cruises und Aida. Auch diese Woche werden noch Rückholflüge von Airline-Partnern wie Condor durchgeführt. Barbados ist derzeit quasi der einzige „offene Hafen“ in der Karibik, von wo aus Reisende heimkehren können.

Sind derzeit noch Urlauber auf der Insel? Falls ja: Können diese ihre Hotels wegen der Ausgangssperre noch verlassen?
Es würde mich sehr überraschen, da die meisten Hotels nun geschlossen sind. Alle Hotels hatten die Informationen hinsichtlich der Rückholflüge durch Condor an ihre Gäste weitergegeben. Die derzeitigen Rückführungsaktionen beziehen sich fast ausschließlich auf gestrandete Kreuzfahrtpassagiere.

Vor einigen Monaten hatten Sie Ihre Kampagne „We Gatherin“ vorgestellt, die eigentlich demnächst starten sollte. Was passiert nun damit?
Die Kampagne „We Gatherin“ vereint unsere verstärkten Bemühungen rund um soziale Verantwortung und Nachhaltigkeit. Es waren Workshops für Einheimische und Besucher geplant – Fußballcamps für benachteiligte Kinder, Tanzkurse für Kinder und Jugendliche mit Behinderung, Ocean Clean-Ups, Baumpflanzaktionen und mehr. Wir auf Barbados unterstützen einander und Reisende aus aller Welt derzeit mit vereinten Kräften. Wir planen zudem weiterhin, bis Ende des Jahres eine Million Bäume auf Barbados zu pflanzen. Die Workshops und Aktionen sollen zu gegebener Zeit nachgeholt werden – jetzt steht aber erst einmal die Gesundheit aller an erster Stelle.

Gibt es auf Barbados Staatshilfen für touristische Unternehmen, die nun in der Krise stecken? Glauben Sie, dass ein reibungsloser Neustart nach der Krise möglich sein wird?
Die Regierung legt zum jetzigen Zeitpunkt erst einmal den Fokus auf die körperliche und seelische Gesundheit der Bajans. Wir versuchen, unsere lebensfrohe Art zu erhalten und uns den „einfachen Dingen“ wie Lesen, Gärtnern und dem Erlernen neuer Fertigkeiten zuzuwenden. Ich bin mir sicher, dass die Menschen weltweit wieder reisen werden – doch ich denke, dass sie mehr als je zuvor nach Trips mit Sinn suchen, die sich dem respektvollen Umgang mit der Natur, aber auch der Gemeinschaft widmen.

 
Susanne Layh