Schweiz

Auf der Suche nach dem Murmeli

Objekt der Begierde: das Murmeltier

Objekt der Begierde: das Murmeltier. Fotos: MirasWonderland / iStockphoto, Reka, sl

Graubünden: Im Albulatal tickt die Uhr deutlich langsamer als in den Schweizer Hotspots. Genau das macht die Region für Familien so attraktiv

Im Albulatal lässt auch mal der Nachwuchs die Natur und das Panorama auf sich wirken

Im Albulatal lässt auch mal der Nachwuchs die Natur und das Panorama auf sich wirken.

Urig und beschaulich: das Dorf Bergün

Urig und beschaulich: das Dorf Bergün

Da ist ein Murmeltier!“ – „Wo? Ich sehe nichts!“ Manche Kinder entdecken alle Tiere sofort und auf die größte Entfernung. Anderen muss das Tier schon fast auf dem Wanderschuh sitzen, bevor sie es endlich wahrnehmen – trotz tadelloser Sehkraft. Warum das so ist: Keiner weiß es.

Murmeltiere (beziehungsweise Murmelis, wir sind ja schließlich in der Schweiz) jedenfalls sind ein besonders kniffliger Fall. Erstens sind sie ziemlich klein, zweitens farblich gut an ihre Umgebung angepasst und drittens verdammt schnell in ihren Höhlen verschwunden. Viertens sind sie bei Kindern wahnsinnig beliebt – was bedeutet, dass man so lange ausharren muss, bis auch das letzte Kind zu seinem Erfolgserlebnis gekommen ist. Das kann dauern.

Macht aber nichts, denn wer im Albulatal im Schweizer Kanton Graubünden wandert, tut das weniger, um sportliche Höchstleistungen zu vollbringen, sondern um die Natur und das Panorama auf sich wirken zu lassen. Wenn Kinder dabei sind, gilt das erst recht.

Fernab von Schickimicki

Die Region ist etwas verschlafen und gefühlt weit weg von den (tatsächlich sehr nahegelegenen) Schickimicki-Hotspots St. Moritz und Davos, in denen Millionäre und sicher auch so mancher Milliardär Uhren, Schmuck und Pelze einkaufen. Genau das macht ihren Reiz aus.

Im Albulatal gibt es ursprüngliche Bergdörfer wie beispielsweise Bergün oder Latsch, jede Menge Ziegen und Kühe, sanft plätschernde Bäche und klare Seen. Die umliegenden Berge des Naturparks Parc Ela, die so klangvolle Namen wie Piz Ela, Piz Bial oder Piz Üertsch tragen, sind zwischen 3.000 und 3.500 Meter hoch und in dem bekannten Heidi-Film aus dem Jahr 1952 zu sehen. Der wurde damals mit dem Hintergedanken gedreht, die hier besonders idyllische Schweizer Bergwelt in Szene zu setzen. Das hat geklappt.

Alles eine Nummer kleiner

Einer, der sich im Albulatal besonders gut auskennt, ist Niculin Josty, Geschäftsführer der Sportbahnen Bergün. Er stammt aus der Gegend und weiß zu jedem Gipfel, zu jedem Tier und natürlich zu jeder Seilbahn etwas zu erzählen. „Man kann hier alles machen, was man in bekannteren Regionen der Schweiz auch machen kann – nur eben eine Nummer kleiner und ohne den ganzen Rummel. Für Familien ist das perfekt.“ Wenn Josty mit Kindern von der Alp Darlux aus wandern geht, hat er immer ein riesiges Fernglas im Gepäck. Er weiß, an welchen Berghängen sich Steinböcke tummeln, wo ab und zu mal ein Reh auf der Lichtung steht – und wo die Murmeltiere wohnen.

Was Josty auch weiß: Wie Murmeltiere schmecken. Zum Entsetzen seiner jungen Wanderbegleiter berichtet er, dass man die niedlichen Tierchen durchaus sehr gut essen kann. Das fettige Fleisch sei zwar nicht jedermanns Geschmack, stehe in seiner Familie aber regelmäßig auf der Speisekarte.

Nach etwa drei Stunden und ebenso vielen Picknick-Stopps ist es endlich so weit: Murmeli-Alarm! Die älteren Kinder sprinten voraus, die jüngeren können aus der Ferne nur beobachten, wie sich die Objekte der Begierde ruckzuck in ihren Bau verziehen. Und wieder heißt es warten. Oder vielmehr: Auf die Picknickdecke setzen, die Berge anschauen. Glücklich sein. Das nächste Murmeltier kommt bestimmt.

 

Familien-Highlights im Albulatal

  • Mit der Rhätischen Bahn nach Preda fahren und dann den Bahnerlebnisweg an kleinen Bächen entlang hinab wandern
  • Bahnmuseum Albula mit riesiger Modelleisenbahn und Mitmach-Heft
  • Rundwanderweg mit Besuch der Heidi-Hütte bei Latsch. Es gibt eine öffentliche Grillstelle
  • Das unbeheizte Bergbad in Bergün wurde 2018 zur „schönsten Badi in Graubünden“ gewählt. Nur was für heiße Tage
  • Übernachten im Reka-Feriendorf in Bergün. Die Familien-Apartments der Reka-Dörfer sind sehr erschwinglich und voll auf Familien ausgerichtet. In allen Dörfern gibt es große Spielflächen und meist auch ein Hallenbad. Reisebüros können die Unterkünfte über Booking.com mit einer Provision von fünf Prozent einbuchen. Infos unter www.reka.ch.
 
Susanne Layh