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Kuba: Die Insel ist nach wie vor sicher

Kuba, hier Trinidad, hält einzigartige Erlebnisse für die Besucher bereit

Kuba, hier Trinidad, hält einzigartige Erlebnisse für die Besucher bereit. Foto: ah

Seit über 20 Jahren lebt der Deutsche Bernd Herrmann auf Kuba. Mit seiner Incoming-Agentur Senses of Cuba verantwortet er die Programme renommierter deutscher Mittelständler. touristik aktuell sprach mit dem Spezialisten, der früher in Deutschland unter anderem für die Programme von Airtours zuständig war, über Mietwagen, Wechselkurse und die aktuelle Lage.

Herr Herrmann, sind Rundreisen auf ganz Kuba möglich?
Ja, seit der Öffnung im November 2021 sind Rundreisen wieder im ganzen Land durchführbar. Die Bevölkerung ist zu über 90 Prozent durchgeimpft. Es gibt kaum noch Corona-Fälle. Das Land ist nach wie vor sicher, die Leute sind freundlich und Kuba ist und bleibt in seiner Art einzigartig, wie es das Motto der neuen Kampagne „Cuba Unica“ treffend auf den Punkt bringt.

Muss der Rundreise-Gast mit Einschränkungen rechnen?
Die kubanische Wirtschaft erholt sich noch immer von der Pandemie und der Tourismus kehrt erst schrittweise zurück. Probleme gibt es derzeit bei der Verfügbarkeit von Mietwagen und auch teilweise bei der Benzin- und Energieversorgung. Reine Badeurlauber sind davon jedoch nicht betroffen, da Strandhotels wie in Varadero und auf den Cayos gut auf derartige Situationen vorbereitet sind. Bei den Rundreisen empfehlen wir mit Deutsch sprechendem Guide geführte Privat-, Gruppen- oder Kleingruppenreisen mit Übernachtung bevorzugt in Hotels oder Privatunterkünften, die über Generatoren verfügen.

Wie sieht es mit der Benzinversorgung aus?
Bei Gruppen- und Kleingruppenrundreisen in Bussen und Minibussen gibt es keine Versorgungsprobleme mit Benzin, da diese immer Priorität haben. Offizielle Taxis mit Touristen und Mietwagen für Touristen werden bei der Benzinversorgung ebenfalls bevorzugt. Es kann aber zu Wartezeiten an Tankstellen oder zum Verweis seitens der Mietwagenfirma auf ganz bestimmte Tankstellen mit dem erforderlichen „Especial“ Benzin kommen. Dies ist besonders in Havanna der Fall.

Haben Sie Tipps für Mietwagengäste?
Das Auto sollte rechtzeitig nachgetankt und der Tank immer mindestens zu 60 Prozent gefüllt gehalten werden. Wer seinen Mietwagen am Morgen des letzten Tages des Havanna-Aufenthaltes übernehmen und ins Landesinnere fahren will, dem empfehlen wir dringend, dies am Nachmittag des Vortages zu machen.

Wieso das?
Aufgrund der Knappheit an Mietwagen an den Stationen kann es zu langen Wartezeiten kommen, in Einzelfällen sogar bis zu mehreren Stunden. Womöglich kann das Programm nicht wie geplant oder erst mit viel Verspätung fortgesetzt werden. Am Nachmittag des Vortages sind die Mietwagenstationen dagegen in der Regel fast leer, die Übernahme läuft viel entspannter. Und sollte der Wagen noch nicht da sein, hat die Mietwagenfirma noch die ganze Nacht Zeit, um ihn am anderen Morgen mit Priorität anzuliefern.

Und wenn ich das Auto gleich nach Ankunft in Kuba übernehme?
Davon rate ich generell ab. Die Übernahme mit Vertragsunterzeichnung, Check des Wagens kann inklusive Wartezeiten bis zu 90 Minuten dauern. Und dann müssen die Kunden bei Dunkelheit mit schlechter Beschilderung in die Stadt zu ihrer Unterkunft fahren. Viel bequemer und auch günstiger ist es, einen Privattransfer zu buchen und den Wagen erst in den folgenden Tagen in der Stadt zu übernehmen.

Muss ich bei der Rückgabe etwas beachten?
Die Rückgabe, insbesondere am Flughafen Havanna, sollte mindestens vier Stunden vor Abflug erfolgen, da es auch hier leicht zu „Staus“ an den Mietwagenstationen und langen Wartezeiten beim Drop-Off kommen kann. Die Gefahr besteht, dass der Rückflug nur noch mit Stress verbunden erreicht werden kann. Intelligenter ist es, am Ende der Rundreise noch eine Nacht in Havanna zu verbringen. So kann man den Mietwagen spätnachmittags in der Stadt abgeben, ausschlafen und dann für den Folgetag ausgeruht einen vorreservierten Privattransfer zum Flughafen in Anspruch zu nehmen.     

Was muss der Individualkunde bedenken?
Ein großes Thema ist die kubanische Währungsreform von 2021, die leider ziemlich missglückte und zu einigem Unmut in der Bevölkerung, viel Inflation und lange Zeit zu einem regen Parallelmarkt („Schwarztausch“ von Devisen in die neue Landeswährung CUP) geführt hat. Die Banken und offiziellen Wechselstuben waren bis vor kurzem fast leer, weil kaum ein Tourist dort zum etwa vierfach schlechteren offiziellen Kurs wechseln wollte, den man leider auch am Bankautomaten erhielt.

Ist das immer noch so?
Nein, am 4. August wurde kurzfristig mit einem Tag Vorankündigung der offizielle Kurs dem viel attraktiveren „Schwarzmarktkurs“ angepasst. Seither macht es für Touristen wieder Sinn, am Flughafen, in Banken, Bankautomaten oder den offiziellen Wechselkursstuben in Landeswährung umzutauschen, da sie nun einen ähnlichen Kurs wie den Parallelkurs erhalten. Wir wissen nur nicht, wie sich der Parallelkurs zum offiziellen Kurs weiterentwickeln wird. Derzeit ist der Parallelkurs minimal attraktiver als der offizielle.

Was empfehlen Sie?
Wir empfehlen daher, sich vor der Reise im Internet oder spätestens nach der Ankunft vor Ort nach dem offiziellen Umtausch- und dem Parallelkurs zu erkundigen. Bei Ankunft am Flughafen sollte man nur wenig Geld in die Landeswährung CUP umtauschen und lieber die mitgebrachten kleinen Euro- und US-Dollar-Scheine behalten. Diese werden vor allem im aufstrebenden privaten Sektor und auch von Taxifahrern gerne anstatt der Landeswährung genommen. Vor Ort kann man immer noch entscheiden, ob es Sinn macht, die mitgebrachten Euro in CUP umzutauschen.

Muss man weiteres beachten?
Wichtig zu wissen ist, dass in Trinidad und Cienfuegos sowie in den Strandgebieten die Landeswährung von Touristen kaum noch akzeptiert wird. Der Euro ist derzeit König. In Hotels kann man fast nur noch mit Kreditkarte bezahlen. Gerechnet in Euro sind die Preise in der Regel ähnlich oder ein wenig günstiger als in Deutschland.

Wie sieht es mit Stromausfällen aus?
Dazu kann es besonders im Landesinneren kommen. Da kürzlich bei Matanzas vier Öltanks mit enormen Mengen Petroleum explodierten und völlig ausbrannten, ist es leider derzeit ungewiss, wie sich diese Katastrophe auf die Energieversorgung besonders in nächster Zeit auswirkt. Mit zunehmendem Tourismus als Devisenbringer dürfte sich die wirtschaftliche Situation zum Winter hin jedoch entspannen und sich das Land erholen. Auch die von US-Präsident Biden verkündeten Lockerungen des US-Embargos tragen dazu bei.  

Sylvia Raschke
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