Spanien

Spanien, sehr leer

Geier kreisen über dem Mirador Salto de Gitano im Nationalpark Monfrague

Geier kreisen über dem Mirador Salto de Gitano im Nationalpark Monfrague. Foto: JoseIgnacioSoto/iStock

Ein Besuch in den Weiten der entlegenen Provinz Extremadura

Caceres: Vom Plaza Mayor führt eine Treppe in die Unesco-geadelte Altstadt

Caceres: Vom Plaza Mayor führt eine Treppe in die Unesco-geadelte Altstadt. Foto: StockPhotoAstur / iStock

Madrid, Barcelona und die Balearen sind weit weg. Und auch die meisten Themen, die in den genannten Regionen gerade kontrovers diskutiert werden, interessieren die Menschen in der Extremadura nicht wirklich. In der Region im Westen Spaniens, die etwas größer als die Schweiz ist, gibt es noch nicht einmal einen internationalen Flughafen – aber immerhin einen nationalen. Er liegt in Badajoz, mit knapp 100.000 Einwohnern größte Stadt der Provinz.

Rund 232 Menschen leben in Deutschland pro Quadratkilometer, rund 26 werden in der Autonomen Region Extremadura pro Quadratkilometer gezählt. Insgesamt leben hier gerade einmal eine Millionen Menschen. Zum Vergleich: In Madrid, über das die meisten Extremadura-Besucher anreisen, sind über drei Millionen Menschen zu Hause.

Overtourism ist in der Extremadura ein Fremdwort. Ganz im Gegenteil: Die Urlauber kommen vor allem wegen der dünn besiedelten Weiten mit den vielen Steineichen, in denen man prima wandern und radfahren kann, wegen der Unesco-geadelten Stätten und wegen der Vögel.

Nationalpark Monfragüe

Über 300 Vogelarten sollen in den Wäldern und Schluchten von Monfragüe leben, Biosphärenreservat seit 2003 und Nationalpark seit 2007. Einige Vögel stoppen hier auf dem Weg Richtung Süden, einige, wie die Kraniche, überwintern sogar. Auch bedrohte Tierarten finden hier einen Rückzugsort, denn nur ein kleiner Teil des 18.000 Hektar großen Parks ist Besuchern zugänglich. Für sie wurden diverse Aussichtspunkte geschaffen.

Ein guter Ort, um etwa Gänsegeier zu ­beobachten, ist der Salto del Gitano: In den so genannten Geierfelsen haben die Tiere ihre Horste gebaut. Der Felsen gehört zu einer Schlucht, die vom smaragdfarbenen Rio Tajo im Laufe der Jahrhunderte in den Fels gegraben wurde. In Portugal heißt der Tajo übrigens Tejo. Er mündet bei Lissabon ins Meer.

Vom Aussichtspunkt über dem Fluss Tiertar lassen sich neben Mönchs- und Gänsegeier, Felsendrosseln, schwarze Steinschmätzer, iberische Kaiseradler und Schwarzstörche beobachten.

Von Monfrague ist es nicht weit zum Kloster von Guadalupe. Seit 1993 ist das riesige Kloster Santa Maria de Guadalupe Unesco-Weltkulturerbe. Erbaut wurde es im 14. Jahrhundert und dann immer wieder erweitert, so dass sich hier verschiedene Bauarten vermischen, viel Mudejar, Gotik und Barock. Der spanische König Alfonso XI. war im 14. Jahrhundert schon hier und auch Christopher Kolumbus war häufig zu Gast. Übernachten kann man heutzutage im ehemaligen Klosterkrankenhaus aus dem 15. Jahrhundert, hier ist nun ein Domizil der staatlichen Kette Parador, die bevorzugt in historischen Gebäuden zu finden ist.

Zu Game of Thrones nach Caceres

In einem Parador, einem alten Adelspalast, kann man auch in Caceres übernachten. Mit fast 95.000 Einwohnern, sehr viele davon internationale und spanische Studenten, ist das Kleinod die zweitgrößte Stadt der Extremadura. Seit 1986 ist Caceres Unesco-Weltkulturerbe, zu Recht: Eine arabische Wehrmauer mit Festungstürmen umschließt die zumeist autofreie Altstadt, in der man sich wie im Mittelalter wähnt. Gut erhaltene Adelspaläste, in der auch weitere Hotels zu finden sind, Klöster und jahrhundertealte Wohnhäuser mit schmiedeeisernen Balkonen und großen Innenhöfen sind hier zu sehen.

Wem die Straßen bekannt vorkommen: Einige Szenen von der Folge 3 der Staffel 7 von Game of Thrones wurden hier gedreht. Außerhalb der Altstadt schließt sich an die Stadtmauern der große Hauptplatz Plaza Mayor an, an dem viele Cafés, Bars und auch das Rathaus zu finden ist. Von hier starten auch die Umzüge zur Karwoche, 2025 wird es wieder einen besonders großen geben.

     
Sylvia Raschke