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Sachsen/Thüringen: Die Folgen für den Tourismus

Panorama von Dresden im Abendlicht

Unter Beobachtung: Wie wird sich der Tourismus in Sachsen und Thüringen entwickeln? Foto: pkawasaki/iStock

Christoph Gösel, Geschäftsführer der Thüringen Tourismus GmbH

Christoph Gösel, Geschäftsführer der Thüringen Tourismus GmbH: Foto: Jacob Schröter

Veronika Hiebl, Geschäftsführerin der Tourismus Marketing Gesellschaft Sachsen

Veronika Hiebl, Geschäftsführerin der Tourismus Marketing Gesellschaft Sachsen. Foto: Jan Gutzeit

Das Ergebnis der Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen hat viele Menschen im In- und Ausland aufgeschreckt. In beiden Ländern machten jeweils etwa ein Drittel aller Wahlberechtigten ihr Kreuz bei der AfD – einer Partei, die nicht gerade für ihre Willkommenskultur bekannt ist. Die internationalen Schlagzeilen ließen nicht lange auf sich warten. Tenor: Die hässliche Fratze der Deutschen ist zurück. Und da soll man Urlaub machen?

Wir haben mit den Tourismusverantwortlichen der beiden Bundesländer gesprochen, welche Folgen sie für den Fremdenverkehr erwarten.

Christoph Gösel ist Geschäftsführer der Thüringer Tourismus GmbH und damit der oberste Tourismuswerber des Freistaats. Seit dem Ergebnis der Landtagswahlen gab es seiner Aussage nach „vereinzelte Reaktionen, wie das passieren konnte“ sowie „teils pauschale Verurteilungen“. Er verweist jedoch darauf, dass „zwei Drittel der Thüringer nicht die AfD gewählt und sich somit entsprechend positioniert“ hätten.

Als 100-prozentige Tochter des Freistaates müsse man auch künftig mit allen Vertretern des Parlaments sprechen, schließlich seien diese für die Weichenstellungen und die Finanzierung des Tourismus verantwortlich.

„Kein Platz für Ausgrenzung“

„Dabei ist die Darstellung eines gastfreund­lichen Landes, das durchaus eine Willkommenskultur lebt und bietet, sehr wertvoll und wichtig. Menschen in ihrer Verschiedenheit zu akzeptieren, gilt ja nicht nur für die Bewohner von Thüringen selbst, sondern auch für die Akzeptanz der Gäste in unserem Bundesland. Hier sollten Vorurteile und Ausgrenzung keinen Platz haben“, sagt Gösel.

Auch Veronika Hiebl, Geschäftsführerin der Tourismus Marketing Gesellschaft Sachsen, bittet darum, „nicht auf Basis von Wahlergebnissen ein ganzes Bundesland zu verurteilen“. Grundsätzlich sei festzuhalten, „dass die weit überwiegende Mehrheit der Sächsinnen und Sachsen eben genau nicht die AfD gewählt und damit ein klares Zeichen gesetzt hat“.

Als Tourismusorganisation stehe man für Herzlichkeit, Gastfreundlichkeit, Weltoffenheit und Toleranz. „Wir verurteilen jede Form der Fremdenfeindlichkeit und des Radikalismus aufs Schärfste.“
Weiter möchte sich Hiebl jedoch nicht zum Thema äußern. „Wir bieten keine Plattform für politische Debatten. Es ist nicht unsere Aufgabe, die Ergebnisse der Wahl zu kommentieren.“

Ihr Kollege aus Thüringen ist da offener. So gelte es laut Gösel nach der Wahl nun ganz besonders, positive Beispiele und Storys von der Herzlichkeit der Gastgeber hervorzuheben.

Dass Menschen aus dem Ausland, aber auch Deutsche mit Migrationshintergrund, nun Bauchschmerzen haben könnten, nach Thüringen zu reisen, befürchtet er nicht: „Es ist unerlässlich, einen differenzierten Blick auf die politische Landschaft zu bewahren und die Attraktivität Thüringens nicht allein aufgrund einzelner politischer Entwicklungen zu beurteilen. Ausländerfeindlichkeit oder gar Übergriffe auf ausländische Personen sind nicht typisch oder prägend für Thüringen.“

Personalsuche wird nicht leichter

Eine andere Frage drängt sich in Zeiten des zunehmenden Fachkräftemangels natürlich auch auf. Wie soll man die so dringend benötigten Mitarbeiter in der Hotellerie und in anderen Serviceberufen sowie die vielen saisonalen Kräfte aus dem Ausland bloß davon überzeugen, künftig ausgerechnet in Thüringen oder Sachsen zu arbeiten? Schließlich gibt es genügend andere Regionen, in denen ebenfalls händeringend Personal gesucht wird.

Christoph Gösel befürchtet „vermutlich“ keine Verschärfung des Fachkräftemangels, immerhin habe man in den vergangenen Jahren umfangreiche Akquise-Programme für ausländische Fachkräfte auf den Weg gebracht. „Es ist gelungen, dass sich viele Menschen aus dem Ausland heimisch in unseren idyllischen Kleinstädten fühlen.“

Allerdings muss auch er zugeben: „Die Gäste in all ihrer Verschiedenheit davon zu überzeugen, dass Thüringen unabhängig der Regierungszusammenstellung ein vollkommen lebenswerter Ort und eine unvergleichlich schöne Heimat ist, wird gegebenenfalls dennoch eine neue Herausforderung sein.“

Susanne Layh