Reisevertrieb

Flutkatastrophe: Reisebüro-Inhaberin blickt zurück

Durch einen großen Zufall konnten Nicole Bourbon und Renate Brandt drei Tage später in ihr neues Reisebüro einziehen. Foto: Nicole Bourbon

Durch einen großen Zufall konnten Nicole Bourbon und Renate Brandt drei Tage später in ihr neues Reisebüro einziehen. Foto: Nicole Bourbon

Reisebüro-Inhaberin Nicole Bourbon hat große Solidarität erlebt. Foto: Reisetreff Bourbon

Reisebüro-Inhaberin Nicole Bourbon hat große Solidarität erlebt. Foto: Reisetreff Bourbon

Zwei Jahre nach dem verheerenden Hochwasser in Teilen von Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen sind die Erinnerungen an die Katastrophe noch allgegenwärtig. In der Nacht vom 14. auf den 15. Juli 2021 hatte Starkregen die Flüsse vielerorts so stark ansteigen lassen, dass sie sich in reißende Ströme verwandelten und Häuser, Straßen und Brücken mit sich rissen. 

Hart getroffen von der Katastrophe, die viele Menschenleben forderte, war auch Stolberg. Fast jedes Geschäft in der Innenstadt wurde zerstört, so auch das Reisebüro von Nicole Bourbon und Renate Brandt. „Unser Büro lag direkt in der Innenstadt, dort wo das ganze Wasser durchgelaufen ist. Uns ist nichts geblieben“, erzählt Inhaberin Nicole Bourbon am Telefon.

Nach drei Tagen war ein neues Büro gefunden

Wasser und Schlamm hatten die Räume, die Möbel und alles, was sich in dem Reisetreff befand, komplett zerstört. „Wir hatten das Büro erst vor Kurzem übernommen, dann kam Corona und dann hatten wir diese riesige Katastrophe. Aber: Uns war nichts passiert. Wir hatten riesiges Glück – zum einen, dass wir unversehrt blieben, zum anderen, dass wir schon bald neue Räumlichkeiten finden sollten.“

Tatsächlich dauerte es nach dem Unglück gerade einmal drei Tage, bis Nicole Bourbon die Schlüssel zum neuen Ladenlokal in der Hand hielt. Sie hatte zuvor telefoniert, Bekannte angerufen, ihre Lage geschildert und wurde schließlich im Stolberger Ortsteil Breinig fündig. „Dort stand unglaublicherweise ein Geschäft leer, das einzige in dem Ort. Das war wie ein Sechser im Lotto.“

Während ihre Kollegin Renate Brandt die Kunden von zu Hause aus betreute, fing Nicole Bourbon an, das neue Büro einzurichten, sodass die beiden Reiseexpertinnen nur wenige Wochen später bereits in ihrem neuen Reisetreff arbeiten konnten.

Große Solidarität

So verheerend die Katastrophe war, so dankbar blickt die 57-Jährige zurück. „Die Solidarität war unglaublich groß. Wir haben so viel Hilfe von anderen bekommen. Unsere Steuerberaterin hat uns zum Beispiel Möbel geschenkt, andere haben geholfen, Akten zu trocknen und den Keller von den Schlammmassen zu befreien“, erzählt sie. Und auch sie selbst habe anderen wiederum geholfen. „Bei uns gilt das Motto ,Eine Hand wäscht die andere‘.“

Auch wenn heute vielerorts in Stolberg noch gebaut wird, viele Straßen noch immer zerstört sind, so gehen die Geschäfte der beiden Reiseexpertinnen jedoch fast unverändert weiter. Sie rechne mit einem sehr guten Geschäftsjahr, sagt Nicole Bourbon. Viele Neukunden haben zudem den Weg in den Reisetreff gefunden.

Nur eine Sache hat sich geändert: „Wir haben unsere Öffnungszeiten angepasst. Wir arbeiten nur noch montags bis freitags von 10 bis 17 Uhr im Büro und ansonsten auf Termin. Das haben wir bereits zu Beginn der Pandemie angefangen, aber durch die Katastrophe hat sich das Modell bewährt.“

Während die Hochwasser-Katastrophe für die beiden Stolbergerinnen ein Happy End hatte, ging sie für andere Kollegen nicht so gut aus. Einige Reisebüros, die ebenfalls zerstört worden waren, machten nicht wieder auf. „Wir hatten wahnsinnig großes Glück im Unglück“, sagt Nicole Bourbon.

Ute Fiedler
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