Der Reisebüro-Verband VUSR übt harsche Kritik an TUI. Einer der Gründe ist die umstrittene Aussage von Hubert Kluske, dem Vertriebs- und Marketing-Chef von TUI Deutschland, der kürzlich sagte, dass zehn Prozent Provision ab der ersten Buchung nicht klug seien.
„Das ist eine Ohrfeige für den touristischen Reisebüro-Vertrieb“, meint VUSR-Vorsitzende Marija Linnhoff. Damit schade Kluske dem Ansehen der Marke TUI, die für Qualität, Fachwissen und Sicherheit stehe.
Zudem kritisiert der Verband die Ankündigung des L'Tur-Geschäftsführers Benjamin Jacobi, dass die Marke eine Einstiegsprovision von fünf Prozent für den Reisebüro-Vertrieb biete. „Mit solchen Äußerungen weckt Jacobi ernsthafte Zweifel an seiner fachlichen Qualifikation im Hinblick auf Tourismus und Vertrieb“, so Linnhoff.
Eine Provision in Höhe von fünf Prozent stellt laut Linnhoff keinerlei Anreiz für Reisebüro-Mitarbeiter dar, die Last-Minute-Reisen von L'Tur zu verkaufen. „Es ist eine schlichtweg hanebüchene Provisionierung, die jegliche Anerkennung der Beratungs- und Verkaufsleistung im Reisebüro vermissen lässt“, meint die VUSR-Chefin. Somit sei die niedrige Einstiegsprovision bei L’Tur „eine maßlose Selbstüberschätzung“.
Trotz der scharfen Kritik unterbreitet Linnhoff TUI ein Gesprächsangebot. Der VUSR wolle mit dem Reisekonzern eine akzeptable Lösung für beide Seiten finden. „Es ist wichtig, niemals den Kontakt zur Basis zu verlieren“, appelliert die VUSR-Vorsitzende.
Kommentare (8)
Yvonne Lang
am 09.10.2018Guido Massar
am 09.10.2018Reiseveranstalter verkaufen; seit Jahren steigern wir brav unsere Tui Umsätze. Damit ist jetzt Schluss! Tui ist nicht fair zu uns und es gibt andere Veranstalter, die uns nicht als nötiges „Übel“ betrachten....
ta - Matthias Gürtler
am 10.10.2018Frank R. Borsch
am 10.10.2018Es erstaunt mich schon seit Jahren, wie naiv teils Kollegen z.B. auf die Vertriebs- & Provisionspolitik der TUI reagieren. Dieser VA ist aus meiner Sicht, schon seit Jahren darauf aus, den Festvertrieb, durch Direktvertrieb klein zu halten, wenn nicht gar zu vernichten. Deshalb boykottiere ich ihn schon seit Jahren & wir steuern weg, wo es nur geht (ok, immer geht's nicht ;-) ).
Leider haben viele Kollegen der Branche (noch) nicht erkannt, wo die Reise hingeht, wenn man sich u.a. die Aussagen des Herrn Kluske von der TUI einfach gefallen lässt.
Deshalb ist es gut, endlich starke unabhängige Vertreter (z.B. den VUSR oder auch den Schmetterling Beirat) zu haben, die für uns Reisebüros kämpfen.
Phil Burch
am 10.10.2018ta - Ute Fiedler
am 10.10.2018Hubert Filarsky
am 10.10.2018das Problem wird mittlerweile ein grundsätzliches. Es gibt im Tourismus exact dieselbe Strömung, wie sie seit Jahren von der Politik im Lande vertreten wird. Wirtschaftswachstum ohne Ende lautet das Credo. Dies geht aber nur über Preise. Da unserer Bevölkerung(bis auf ausgesuchte Kreise)durch gestiegene Lebenshaltungskosten, nicht mehr, sondern weniger Einkommensanteile für Reiseausgaben zur Verfügung stehen, geht hier der Abverkauf eines überbordenden Flugplatz- und Hotelangebotes in allen Regionen dieser Welt, nur noch über den Preis. Abnabeln von dieser Entwicklung, tun sich im Übrigen nur noch Nischenanbieter oder Spezialisten, die auch verstärkt Zulauf genießen. Alle 'Großen' verlieren bei den Paxen und beim Umsatz. (Mancher rechnet sich auch noch schön, oder läutet, siehe TUI, klammheimlich die Provisionskürzungen ein).Längst jedoch müßte das Reisen insgesamt teurer werden. Der stationäre Vertrieb müßte mit weniger Paxen, weniger Arbeit und Belastungen, den gleichen Umsatz erzielen können. Dies würde im Besonderen auch der Umwelt und vielen Destinationen helfen, die sich vom Tourismus überrannt sehen. Es würde auch dafür sorgen, daß es bei der Fliegerei wieder entspannter zugeht. Doch noch einmal konkret zum Thema zurück. Was hält uns davon ab, einen Agenturvertrag bei L'tur zu unterschreiben, nur um den Kunden in den Laden zu bekommen. Es liegt am Verkäufer, dem Kunden die Vorzüge eines anderen Anbieters, eines anderen Reiseziels zu vermitteln. Und sollte gar nichts gehen, nehmen WIR die 5 % Prov mit, bevor es total am stationären Vertrieb vorbei geht. Irgendwann wird auch dieser Anbieter seine Preise angleichen müssen, oder er verdrängt sich selbst aus Kostengründen. Was uns durch die TUI geboten wird, ist allerdings in erster Linie dem Anspruch der Aktionäre und den Rendite-Versprechungen eine Herrn Joussen geschuldet. Die Führungsriege im touristischen Vertrieb kann aufgrund des Erfolges aus den TUI Cruise Umsätzen ja auch eine gute Bilanz vorlegen. Angesichts der diesjährigen Steigerungsraten auf breiter Front, wird auch TUI mit neuen Provisionsmodellen noch etwas zurückhaltender agieren. Ganz schwierig wird es werden, wenn die Paketiererei weiter um sich greift. Aber auch da bin ich persönlich nicht bange. Wir stellen für uns fest, daß man auch mit den hervorragenden Angeboten der Spezialisten, gerade auch im Fernreisebereich, bestens beim Kunden punkten kann. Und die sind in der Regel etwas teurer. Da stört es denn auch nicht, wenn man sich mal mit 8 oder nur 10 Punkten zufrieden geben muß.
Hubert Filarsky/Oberhausen
Harald Weber
am 10.10.2018"Und wenn gar nichts geht, nehmen wir die 5% mit, bevor es total am stationären Vertrieb vorbei geht".
Das ist doch genau seit Jahrzehnten das Problem, das immer "eben mitgenommen"- oder besser hingenommen wurde. Warum gibt es keine Provisionen mehr für Flugbuchungen, warum kürzen immer mehr Veranstalter und Konzerne die Provisionen. Warum lohnt es sich bei den Umsatzvorgaben der Anbieter kaum noch für Neueinsteiger, oder macht große Kopfzerbrechen, ob dieses Vorgaben überhaupt eingefahren werden können? Warum kann überhaupt so jemand wie Hubert Kluske öffentlich ungestraft so einen Mist von sich geben? Weil er genau weiß, es werden zwar alle aufmucken, aber das war es dann auch schon. Es wird dann langsam einschlafen und nichts weiter passieren. Und nach einiger Zeit ist alles negative ins übliche übergegangen. Das ist mittlerweile ein Gesamtwirtschaftliches Problem. Nicht nur in unserem Land aber doch sind wir deutschen die, die am ehesten den Schwanz einziehen. Und sich alles gefallen lassen.
Nehmt die 5%. Andere Anbieter werden merken, es geht doch und bald gibt es dann bei allen nur noch geringe Provisionen. Dann könnt Ihr keine vernünftigen Löhne mehr bezahlen und müsst entweder alles allein machen, oder billige unfähige Mitarbeiter einstellen, wie in den meisten anderen Wirtschaftszweigen auch schon länger so üblich. Den kleinen geht es immer mieser, während sich die Großen die Taschen vollstopfen. Warum ist das eigentlich so? Und warum sehen alle dabei zu?