Reisevertrieb

Cook-Insolvenz: Klare Worte von TSS an Merkel

TSS-Geschäftsführer Manuel Molina fordert von der Politik unter anderem Nachbesserungen bei der Kundengeldabsicherung

TSS-Geschäftsführer Manuel Molina fordert von der Politik unter anderem Nachbesserungen bei der Kundengeldabsicherung. Foto: TSS

„Sehr geehrte Bundeskanzlerin, die Situation rund um die Thomas-Cook-Insolvenz zeigt sehr deutlich, dass es einer Neuregelung der Gesetzgebung zur Absicherung von Kundengeldern bei Reisen sowie Absicherung der Provisionen für Reisemittler bei vermittelten Reisen bedarf, um das Vertrauen, das Millionen von Verbrauchern den Fachleuten in der Touristik entgegenbringen, wieder nachdrücklich zu stärken und gesetzlich notwendige Parameter hierfür anzupassen.“

Mit diesen Worten richten sich Manuel Molina und Andre Seibt, Geschäftsführer der Reisebüro-Kooperation TSS, in einem drei Seiten langen offenen Brief an Angela Merkel und weitere politische Vertreter.

Existenzängste bei vielen Touristikern

In dem Schreiben heißt es weiter, die Cook-Insolvenz sorge für Existenzängste bei vielen in der Touristik. Die ganze Dimension sei noch unklar, sie stelle aber alles bisher Dagewesene in den Schatten.

„Die Situation zeigt deutlich, wie offenkundig unzureichend die deutschen Gesetze im Falle einer Insolvenz in dieser Höhe sind“, schreiben Molina und Seibt. Damit meinen sie etwa die unzureichende Deckungssumme von Kundengeldern, die gesetzlich auf 110 Millionen Euro gedeckelt ist. Neben dem Mangel bei den Kundengeldern und verlorenen Provisionen weisen die Kooperationsgeschäftsführer auch auf die fehlende Absicherung für Einzelleistungen hin.

Die TSS-Chefs erklären, dass der deutsche Gesetzgeber trotz Vollharmonisierung der Pauschalreiserichtlinie als einziges EU-Mitgliedsland eine Deckelung von 110 Millionen Euro implementiert hat. Damit würden vermeintlich abgesicherte Kundengelder zum „Spielball der Politik“.

Pauschalreise zukunftsfähig gestalten

In dem Offenen Brief heißt es weiter: „Wird eine EU-Richtlinie nicht oder nicht adäquat in nationales Recht umgesetzt, haftet der Staat für daraus entstehende Schäden.“ Die Geschäftsführer fordern deshalb, dass die Politik im Fall von Thomas Cook die Haftungslücke schließt und die Zukunft der Pauschalreise mit Blick auf die Kundengeldabsicherung tragfähig gestalten soll.

Auch Reisebüros sollen abgesichert werden. „Hier sind aktuell eine Vielzahl an Arbeitsplätzen, Existenzen und Betrieben akut gefährdet“, so die TSS-Chefs. Es könne nicht sein, dass ein Reisebüro seine Pflicht der Vermittlung einer Reise vollumfänglich erfülle und dafür oft erst Monate nach der Buchung die Provision erhalte – oder diese aufgrund einer Insolvenz verliere. Darüber hinaus erwarte die Gesellschaft, Politik und Wirtschaft dann noch, dass Reisebüros unentgeltich im Sinne des Verbraucherschutzes Leistungen zur Schadensbegrenzung erbringen. Hier muss laut Molina und Seibt eine politische Lösung gefunden werden.

Unterschriftenliste für den Offenen Brief

Molina fordert Touristiker auf, den Brief zu unterstützen. „Hierzu rufe ich die gesamte Branche, unabhängig von vertriebsorganisatorischen Bindungen, auf, diese Forderungen durch ihre Unterschriften zu untermauern.“ Zum Offenen Brief und der Unterschriftenliste gelangen Sie hier.

Zudem muss laut Molina das angekratzte Image der Pauschalreise wieder attraktiv dargestellt werden. Im Rahmen der Imagekampagne „Frag Dein Reisebüro“ wird es von TSS hierfür gemeinsam mit zahlreichen Partnern eine Initiative „Pro Pauschalreise“ und „Pro Reisebüro“ geben.

Finanzielle Entschädigung für Mehraufwand

Auch finanziell greift TSS den Kooperationspartnern unter die Arme. Der Aufwand durch die Betreuung, Beratung und Neubuchung sei immens und nicht abgedeckt. „Diesen Aufwand, den niemand vergütet, möchten wir unseren Büros wenigstens zu einem kleinen Teil ausgleichen“, so Molina. Daher wurden die Aufwands-Incentives für die Buchungen der insolventen Thomas Cook-Veranstalter geöffnet.

TSS hat die Gesamtsumme, die Partnerbüros jedes Jahr für ihre nicht verprovisionierten Aufwände zur Verfügung stellen, von 250.000 Euro auf 500.000 Euro angehoben. Zudem sichert Molina TSS-Büros, die durch die Cook-Insolvenz in eine existenzbedrohende Situation gekommen sind, individuelle Lösungen zu.