Reisevertrieb

Homeoffice: Eine Reisebüro-Inhaberin berichtet

Ab und zu postet Carina Spirk auch Fotos aus ihrer „Zentrale"

Ab und zu postet Carina Spirk auch Fotos aus ihrer „Zentrale". Foto: Carina Spirk

Carina Spirk arbeitet derzeit im Homeoffice, wie so viele aus ihrer Branche. Sie muss zwischen Kinderbetreuung und ihrem Job jonglieren, was ihr mal mehr, mal weniger gut gelingt. „Und das, obwohl ich schon immer feste Homeoffice-Tage habe, seitdem ich mein Reisebüro vor sechs Jahren eröffnet habe", erzählt die 37-Jährige. Heimarbeit sei eigentlich nichts Neues für sie. 

Eigentlich. Neu ist, dass ihr Mann ebenfalls von zu Hause aus arbeitet, die beiden Kinder Magdalena (5) und Ferdinand (2) rund um die Uhr Aufmerksamkeit brauchen. Die Unterstützung durch Kindergarten und die Omas fällt ebenfalls weg. Dazu kommt, dass der Kleinste vor Kurzem krank war und Mama und Papa doppelt brauchte.

„Die Situation bringt einen an die Grenzen“, sagt Spirk. Vor allem das Gefühl, dass sie die vergangenen Monate quasi gearbeitet habe, ohne etwas zu verdienen, nage an ihr. „Ich kann vor meiner Familie jetzt nicht mehr rechtfertigen, weshalb es die vergangenen Monate abends später geworden ist, ich die Kinder nicht so oft wie ich wollte ins Bett gebracht habe, weil ich oft erst nachts aus dem Büro heim kam." Und jetzt muss sie rund um die Uhr Reisen rückabwickeln, wiederum ohne dass etwas dabei herumkomme. „Das ist frustrierend und bricht mir als Mutter das Herz.“

Lösung für Vergütung muss gefunden werden
Die Reiseexpertin fordert Unterstützung seitens der Veranstalter, um die Liquidität der Büros vorerst zu sichern, bis Soforthilfen fließen und Kredite genehmigt sind. Zudem müsse eine Lösung gefunden werden, wie die Arbeit überhaupt vergütet wird.

Spirk ruft alle Reisebüro-Inhaber zu einem gemeinsamen kooperationsübergreifenden Auftreten auf. „Es gibt viel zu viele Einzelkämpfer“, sagt sie. Alle Selbstständigen müssten nun an einem Strang ziehen, damit möglichst viele diese Krise überstehen. „Mit jedem selbstständigem Reisebüro das schließt, wird unser Standpunkt für zukünftige Verhandlungen geschwächt, Egoismus ist nun fehl am Platz.“

Hinzu komme die soziale Verantwortung, die man als Chef gegenüber den Mitarbeitern trage. „Ich habe zwei Kolleginnen, für die ich Kurzarbeit angemeldet habe.“ Diese wolle sie um jeden Preis halten, denn gute Mitarbeiter seien schwer zu finden. „Die Branche hat sowieso schon ein Nachwuchsproblem, die Krise wird dieses noch verstärken.“

Die meisten Kunden zeigen Verständnis
Spirk und ihre Kolleginnen aus dem Reisebüro Reisekult in Schweinfurt haben viele Stammkunden, von denen sie derzeit viel Verständnis erfahren. Aber auch Spirk selbst tut alles, um ihre Kunden in dieser Krise zu unterstützen.

Unter anderem setzt sie auf gutes Informations-Management. „Einmal am Tag, meist spät abends, schicke ich einen Newsletter mit Infos raus. Dieser enthält aktuelle Handlungsempfehlungen für die Kunden und Infos, wie zum Beispiel dazu, dass es bei den Veranstaltern zur Verzögerung von Reisepreisrückerstattungen kommt.“ Darüber hinaus aktualisiert sie regelmäßig ihren Whatsapp-Status in ihrem Diensthandy. „So sind die Kunden schnell auf dem Laufenden.“

Aber auch das persönliche Miteinander steht für sie im Vordergrund. Spirk kennt ihre Kunden, die Kunden kennen sie und auch ihre Kinder. Sie möchte positive Stimmung verbreiten und nicht nur über Negatives berichten. Deshalb postet sie ab und an Fotos aus ihrer „Zentrale“ zu Hause. Und versendet in besonderen Situationen auch mal ein Video aus dem trauten Heim. „Einen Kunden konnten wir nicht rechtzeitig aus Costa Rica herausbekommen. Er musste seinen 70. Geburtstag dort feiern. Kurzerhand haben meine Kinder ein Geburtstagsvideo für ihn gedreht und das Ständchen per Whatsapp übermittelt.“ Die Freude in Costa Rica sei groß gewesen.

Carina Spirk und weitere Reiseprofis haben unserer Redaktion Fotos aus ihrem Homeoffice gesendet. Diese finden Sie auf unserer Facebook-Seite. Dort können Sie gerne weitere Fotos hochladen!

Ute Fiedler
Anzeige