Reisevertrieb

„Die Politiker verstehen das Geschäftsmodell nicht“

Eine Branche vor dem Abgrund: Reisebüro-Demo in Berlin

Eine Branche vor dem Abgrund: Reisebüro-Demo in Berlin

War schon bei mehreren Demos dabei: Volker Heisig, Franchise-Manager der Alltours-Reisecenter. Fotos: privat

War schon bei mehreren Demos dabei: Volker Heisig, Franchise-Manager der Alltours-Reisecenter. Fotos: privat

Der Franchise-Chef der Alltours-Reisecenter, Volker Heisig, fordert weitere schnelle Finanzhilfen für Reisebüros. Das Soforthilfeprogramm zur Bewältigung der Corona-Krise sei „nur ein Tropfen auf den heißen Stein“ gewesen, so Heisig im Gespräch mit touristik aktuell. „Sollte in Kürze nicht mehr folgen, dann war das keine Soforthilfe, sondern eher eine Sterbehilfe.“ Daran könne auch der Regierung nicht gelegen sein. 

Heisig zufolge spitzt sich die Lage am Counter zu, weitere Reisebüros seien von der Schließung bedroht. „Wenn sich nicht bald etwas ändert, geht bei einigen das Licht aus“, befürchtet der Vertriebsexperte.

Wegen der bedrohlichen Lage herrsche bei Inhabern und Mitarbeitern „eine große Unsicherheit“ und gerade bei älteren Reisebüro-Besitzern gehe die Existenzangst um: „Sie wollen in dieser Lage verständlicherweise keine hohen Kredite aufnehmen, die sie womöglich nicht mehr zurückzahlen können. Also müssen sie teilweise ihre Altersvorsorge auflösen, um ihr Geschäft zu erhalten“, schildert Heisig.

Entsprechend sei die Enttäuschung unter den Reiseverkäufern über die Untätigkeit der Politiker groß. Trotz der vielen Demos in den vergangenen Wochen werde man von Berlin ignoriert, kritisiert Heisig. Das liege vor allem an der Unkenntnis, wie die Branche arbeite: „Die Politiker verstehen oft nicht das Geschäftsmodell der Reisebüros. Und dass wir nicht die TUI sind.“ Daher müsse man mit dem Vermitteln von Basiswissen immer wieder von vorne anfangen.

Dennoch zieht der Franchise-Manager ein positives Fazit der vergangenen Demo-Wochen: Die Veranstaltungen seien „sehr imposant und hoch emotional“ gewesen. „Und ich muss sagen: Die Solidarität unter den Reisebüros ist toll. Es ist bewundernswert, wie schnell sich die Demos in den sozialen Netzwerken per Schneeballeffekt über ganz Deutschland ausgebreitet haben“, so Heisig. Daher dürfe man sich nicht unterkriegen lassen und müsse weiterhin die Forderungen nach einem Rettungsfonds kommunizieren.

Das ausführliche Gespräch mit Heisig lesen Sie im neuen E-Paper von touristik aktuell, das sie hier kostenlos abrufen können. 

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