Reisevertrieb

Alarmstufe Rot: Mehrere Tausend in Berlin

Auch zahlreiche Touristiker zeigten auf den Straßen Berlins Flagge, unter anderem Michael Buller, Vorsitzender VIR, Andreas Quenstedt, Geschäftsstellenleiter Deutscher Reisering, DRV-Präsident Norbert Fiebig und DRV-Hauptgeschäftsführer Dirk Inger

Auch zahlreiche Touristiker zeigten auf den Straßen Berlins Flagge, unter anderem Michael Buller, Vorsitzender VIR, Andreas Quenstedt, Geschäftsstellenleiter Deutscher Reisering, DRV-Präsident Norbert Fiebig und DRV-Hauptgeschäftsführer Dirk Inger. Foto: privat

Mehrere Tausend Menschen aus der Tourismus-, Gastronomie- und Veranstaltungsbranche demonstrierten gestern in Berlin. Sie forderten unter dem Motto #Alarmstufe Rot Hilfsprogramme, die sich gezielter an den Bedürfnissen der Unternehmen orientieren, und haben dazu einen Maßnahmenkatalog erstellt.

Mit einem kilometerlangen Buskorso machten die Teilnehmer auf ihre Situation aufmerksam, Tausende zogen zudem zu Fuß durch die Hauptstadt zum Brandenburger Tor. Dort fand eine Kundgebung mit zahlreichen Politikern und Künstlern statt.

Aufgerufen zu der Teilnahme an der Demo hatten auch zahlreiche Tourismusverbände wie DRV, VIR, ASR und BTW. „Die Tourismuswirtschaft ist schon jetzt ein wirtschaftlicher Corona-Intensivpatient“, sagte Michael Rabe, Generalsekretär des BTW. „Wir fordern mehr als ‚prozentuale Fixkostenzuschüsse'. Umfassende und sofortige Entschädigungen sind dann das Gebot der Stunde. Gastronomen und Reisebüroinhaber, Familienhoteliers und Reisebusunternehmer und viele mehr werden den Corona-Winter sonst wirtschaftlich nicht überleben.“

Rabe machte zudem die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Werte der Tourismus- und Freizeitwirtschaft deutlich: „Ohne uns, die wir heute hier stehen und kämpfen, wäre Deutschland ein wirtschaftlich und gesellschaftlich armes Land. Tourismus und Veranstaltungen, Künstler und Kreativwirtschaft und die Restaurants als öffentliche Wohnzimmer der Nation machen Deutschland lebenswert“, sagt er. Der Verlust dieser Werte sei keine Fiktion, sondern eine reale Gefahr. „Die Pleitewelle wird immens sein, wenn man uns im Regen stehen lässt. Die Hälfte unserer Arbeitsplätze ist akut gefährdet.“

Auch DRV-Präsident Norbert Fiebig und DRV-Hauptgeschäftsführer Dirk Inger hatten sich unter die Demonstrierenden gemischt. Durch Reisebeschränkungen und Quarantänevorschriften erlebe die Reisewirtschaft bereits jetzt einen zweiten Lockdown. „Wir nehmen unsere gesellschaftliche Verantwortung bezüglich Gesundheitsschutz und Risikominimierung sehr ernst und wenden umfangreiche Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen für Urlaubs- und Geschäftsreisen an“, sagte Fiebig.

Das sei auch der Grund dafür, dass etwa Pauschalreisen vergleichsweise sicher seien und zu keiner Zeit nennenswert zu den steigenden Virusinfektionen in Deutschland beigetragen hätten. „Wenn die Bundesregierung die Branche aber durch einen Zickzack-Kurs bei Test- und Quarantäneregeln oder durch das Chaos im Zusammenhang mit dem Beherbergungsverbot in den Lockdown zwingt, muss sie auch für die entsprechende wirtschaftliche Unterstützung der Branche sorgen“, mahnte er.

So sei es unter anderem erforderlich, zur Existenzsicherung eine Erstattung des Unternehmerlohns einzuführen. Damit könnten soloselbständige Einzelunternehmer mit und ohne Angestellte einen pauschalen Unternehmerlohn als Betriebskostenzuschuss erhalten, der nicht von der Grundsicherung abgezogen wird.

Darüber hinaus kritisiert Fiebig die Deckelung der Überbrückungshilfen auf 50.000 Euro pro Monat. Dieser Betrag sei für die größeren der mittelständischen Unternehmen schlicht nicht ausreichend.