Reisevertrieb

AER-Tagung: Megatrends nutzen

Das Thema Virtual Reality wird laut Trendforscher Mathias Haas in der Zukunft eine große Rolle spielen

Das Thema Virtual Reality wird laut Trendforscher Mathias Haas in der Zukunft eine große Rolle spielen. Foto: martin-dm/istockphoto

Auf der aktuell stattfindenden AER Online Convention hat sich Trendbeobachter Mathias Haas über Möglichkeiten der Zukunftsgestaltung im Tourismus geäußert. Anhand von Megatrends bot er den rund 200 Teilnehmern eine erste Übersicht.

Nach Haas‘ Einschätzung werden die Folgen des Klimawandels für die Wirtschaft deutlich härter als die der Corona-Pandemie. Der Druck sei groß, die Gesellschaft sei für das Thema Nachhaltigkeit sensibilisiert. Menschen, gerade in den Großstädten, hätten vermehrt ein Naturdefizit, das Reisebüros für sich nutzen sollten. Auch könne es in den nächsten Jahrzehnten einen Schwenk bei den Urlaubszielen geben. „In der Zukunft wollen die Kunden vielleicht in den Sommermonaten lieber nach Norwegen oder Finnland. Denn Marokko könnte in dieser Zeit einfach zu heiß sein.“

Veränderte Kundenwünsche

Auch auf veränderte Kundenwünsche müssten Reiseverkäufer vorbereitet sein. Die Selbstdarstellung der Kunden über Social Media werde immer wichtiger. So könnten Reisebüros beispielsweise die besten Instagram-Spots in New York weitergeben. Und das Verlangen der Kunden nach störungsfreien und starkem Wlan in der Urlaubsunterkunft sei immens wichtig.

Reiseverkäufer müssten zudem Orientierung bieten. Laut Haas trifft jeder Mensch täglich bis zu 60.000 Entscheidungen. Reisebüros könnten hier eine tragende Rolle spielen. Ansonsten surfe sich der Kunde „zu Tode“. Das weiß auch AER-Vorstand Rainer Hageloch, der während der Präsentation anmerkte: „Reisebüros sind mehr als eine Buchungsmaschine.“

Wichtig zu erwähnen war für Haas in diesem Kontext aber auch, dass man sich als Reisebüro nicht in jedem Land perfekt auskennen könne. Seine Lösung: Agenturen müssten sich spezialisieren, nicht mehr Urlaub auf der ganzen Welt verkaufen.

Virtual Reality als Chance

„Entweder man bietet alles an, geht über den Preis und ist ein Discounter oder man gehört zur Sparte Feinkost“, sagte Haas den Reiseverkäufern und Veranstaltern der Kooperation. Dazwischen sei Niemandsland, wo man kein Geld verdiene.

Zudem warnte der Trendbeobachter davor, Virtual Reality zu unterschätzen: „Ich weiß, viele können diese Brillen nicht mehr sehen.“ Das Thema sei aber beileibe nicht vorbei, es stecke unheimlich viel Geld in der Entwicklung. „Es kann der Tag kommen, an dem sie eine Brille tragen und vergessen, dass sie nicht wirklich durch die Hotellobby laufen“, prognostiziert Haas.

Die Reaktionen auf die vorgestellten Trends und Möglichkeiten war unterschiedlich. Viele Reiseverkäufer nahmen die vorgestellten Ideen als Denkanstoß auf. Haas erklärte dazu: „Man muss nicht mit jedem Trend einverstanden sein, natürlich kann man sich auch bewusst abseits davon bewegen.“

Seit Mittwoch findet die Jahrestagung der Kooperation AER auf digitale Weise statt. Eigentlich war die Versammlung in diesem Jahr in Dresden geplant, sie musste jedoch Corona-bedingt in den virtuellen Raum verschoben werden.

   
Arne Hübner