Reisevertrieb

Überbrückungshilfe: Viele Fragen offen, LCC macht Druck

LCC-Chef Markus Orth fordert bei der Überbrückungshilfe 3 eine Referenz zu 2019

LCC-Chef Markus Orth fordert bei der Überbrückungshilfe 3 eine Referenz zu 2019. Foto: LCC

Nach der Ankündigung der dritten Überbrückungshilfe von Januar bis Juni 2021 fordern Reisebüro-Ketten und -Kooperationen sowie Verbände wie der DRV, der VUSR und der ASR von der Bundesregierung schnellstens „Klarheit und Sicherheit“ zu den Details der angekündigten Unterstützung.

Klare Worte kommen dabei unter anderem aus der Zentrale von LCC. Man begrüße, dass die mit Unterstützung des Backoffice-Dienstleisters TAA ins Leben gerufene Initiative Ü50 die Adresse der Politik erreicht und erste Erfolge erzielt habe.

„Der Käse ist aber noch nicht gegessen. Denn es fehlt eine vernünftige Aussage zur Ausgestaltung“, mahnt LCC-Chef Markus Orth. Ansonsten sei das angekündigte Paket „eine Mogelpackung“.
 
Referenz zu 2019 gefordert
Konkret geht es dem LCC-Chef darum, dass bei der dritten Überbrückungshilfe eine Referenz zu 2020 nicht funktioniert, da das Geschäft ab Februar 2020 stark zurückging und Mitte März komplett zusammenbrach. Ohne eine eindeutige und simple Referenz zu 2019 habe keiner etwas davon, kritisiert Orth und ergänzt: „Die Regelung zur November- und Dezember-Hilfe für Gastronomen passt auf einen Bierdeckel. Die Reisebüros dagegen gehen im Dschungel der Anwendungsrichtlinien baden.“  

 

Inhabergeführte Ketten am Limit
Wichtig sei zudem, dass endlich auch verbundene Unternehmen in voller Höhe an die entsprechenden Töpfe herankommen. Wie ernst die Lage für inhabergeführte Ketten ist, spürt LCC gerade in den eigenen Reihen: Nach dem Aus der jahrzehntelang erfolgreich geführten Fahrenkrog-Kette mit ihren sechs Filialen und 70 Beschäftigten musste nun auch das Reisebüro Bühler mit insgesamt 220 Mitarbeitern in 31 Reisebüros in Baden-Württemberg, Hessen und Niedersachsen Insolvenz anmelden.

Einer der Gründe dafür: Das Überbrückungsgeld der Regierung ersetzt die Ausfälle dieser Büros in wesentlich kleinerem Maße als dies bei Einzelagenturen der Fall ist.  

Lob für angehobenen Deckel
Umso erfreuter ist man bei LCC, dass der Beihilfe-Deckel für die Überbrückungshilfe  3 angehoben wird. Das sei aber nur die erste Etappe: Die dringend notwendige und passgenaue Ausführungsverordnung mit Bezug auf 2019 fehle noch, betont Orth.

Erneute Unterstützung erhofft sich der LCC-Geschäftsführer unter anderem von Staatssekretär Thomas Bareiß, einem der Redner der digitalen Jahrestagung der Franchise-Kette Mitte vergangener Woche. Dort hatte Bareiß einmal mehr großes Verständnis für die Sorgen und Nöte der Reisebüros geäußert und seine Unterstützung angekündigt.

In seiner Rede lobte Bareiß zudem die „konstruktive und faire Zusammenarbeit“ mit der Branche. Der Wermutstropfen kam dann einen Tag später: Der von der Insolvenz betroffene Platzhirsch, die zu LCC gehörende und jahrzehntelang äußerst erfolgreiche Reisebüro-Kette Bühler, liegt im Wahlkreis eines langjährigen Weggefährten von Bareiß, dem CDU-Politiker Volker Kauder.  

Kauder, der von 2005 bis 2018 als Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion agierte, war dem Vernehmen nach frühzeitig in die Bühler-Thematik involviert und soll sich sogar persönlich bei Bundeswirtschaftsminister Altmaier für die Reisebüro-Kette eingesetzt haben – vergeblich. 

Auch Tourismusbeauftragter Bareiß kennt die Kette und hat in einem der Büros sogar schon seinen Urlaub gebucht. Kommt für die Bühler-Büros keine Rettung, wird er sich für den nächsten Urlaub ein neues Reisebüro suchen müssen.

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