Reisevertrieb

Buchungssysteme: Neustart sorgt für Probleme

In den vergangenen Tagen mussten die Reisebüros zum Teil viel Zeit und Geduld aufbringen, denn die Technik lief mitunter nur schleppend

In den vergangenen Tagen mussten die Reisebüros zum Teil viel Zeit und Geduld aufbringen, denn die Technik lief mitunter nur schleppend. Foto: BrianAJackson/istockphoto

Der Neustart nimmt Form an – und gerade jetzt hängen die Buchungssysteme. Egal, ob Bistro Portal, Iris plus, Paxconnect oder Xena von Schmetterling: Landauf, landab haben sich in den vergangenen Tagen Reisebüros über die nicht oder nur schleppend funktionierende Technik geärgert.


Frust vor allem auf Bistro und Iris plus
„Für uns Reisebüros ist das völlig unverständlich“, ärgert sich etwa Carolin Verchow von der TUI Travelstar Reiseagetur Verchow in Roggentin. „Es war doch vorhersehbar, dass wir bei einem Comeback des Tourismus alle auf einmal abfragen werden und auf die Server eine hohe Belastung zukommt. Ich fürchte, Traveltaiment und alle anderen Systemherausgeber haben mal wieder gepennt.“

Ähnlich enttäuscht zeigt sich Elham Jungherr, Inhaberin des Reisebüros Dreimühlen in Husum. „Endlich geht es nach 13 dunklen Pandemie-Monaten wieder los. Und dann fällt Bistro aus“, schreibt sie in einer E-Mail an die Redaktion von touristik aktuell. Besonders verärgert ist sie darüber, dass der Online-Bereich von Traveltainment offenbar reibungslos läuft.
 

Bistro: „Nur“ teilweiser Ausfall
Amadeus bestätigt, dass Nutzer von Bistro Portal am 14. Mai „während eines Zeitraums von 1,5 Stunden“ teilweise keine Suchanfragen durchführen konnten. Aufgrund der Störung habe es bis Montagnachmittag „noch vereinzelt Time-Outs im Rahmen von Suchanfragen“ gegeben. Man habe „die entsprechenden Maßnahmen ergriffen, um eine Wiederholung auszuschließen“. Amadeus bedauere „die Unannehmlichkeiten“, die den Reisebüros durch den Vorfall entstanden seien.
 

Probleme in Iris plus: TUI entschuldigt sich
Auch TUI bestätigt, dass es technische Probleme gab, „die die Bearbeitung von Notizen und Vorgängen verzögern“. Zudem sei es zum Teil nicht möglich, aus Iris plus heraus Reisebestätigungen zu drucken.

Das gestrige Umbuchungsproblem in Iris plus konnte nach TUI-Angaben noch am selben Tag behoben werden. Die Umbuchen-Seite sei wieder verfügbar, eventuell sei dafür ein Neustart des Systems nötig.

Darüber hinaus können TUI zufolge auch Aktions- und Couponcodes wieder eigenständig von den Agenturen umgebucht werden. Das Schreiben von Notizen sei dafür nicht mehr nötig. Man arbeite „mit Hochdruck daran, dass alles wieder reibungslos funktioniert“ und entschuldige sich „bei unseren Vertriebspartnern“.
 

Paxconnect verspricht Besserung
Auch Paxconnect-Chef Joachim Monski zeigt sich selbstkritisch. Er habe das Gefühl, „dass die Systeme jetzt gerade alle plötzlich aus dem Winterschlaf geweckt werden und erst wieder auf Touren kommen“ müssen. Das gelte auch für das eigene Unternehmen.

Den Vorwurf, die IT-Anbieter hätten „mal wieder gepennt“, will Monski weder für Paxconnect noch für andere stehen lassen. Viele Systembetreiber hätten die Buchungsflaute dafür genutzt, ihre Systeme „mal ordentlich aufzuräumen und vieles auch neu zu entwickeln“. Dabei sei es oft um Arbeiten gegangen, „zu denen man im Normalbetrieb gar nicht oder kaum kommt“.

„Unterm Strich“ zeigt sich Monski deshalb optimistisch, dass die aktuellen Probleme nur kurzfristiger Art sind und viele Systeme fortan „schneller und stabiler“ laufen werden. Bei der Paxlounge werde dies „auf jeden Fall“ so sein.

Paxconnect habe sogar drei zusätzliche IT-Entwickler in Vollzeit eingestellt, um die Technik weiterzuentwickeln. „Was unsere Performance-Probleme in den letzten Tagen betrifft, so hat das leider auch damit zu tun“, gesteht der Geschäftsführer und verspricht baldige Besserung.
 

Der wirkliche Ansturm kommt erst noch
Genau das erhoffen sich die Reisebüro-Inhaberinnen Verchow und Jungherr auch von Bistro und Iris plus. „Die meisten Reisebüros haben sich technisch für den Neustart gewappnet und teilweise viel Geld investiert, um mögliche Defizite bei einem Run aufzufangen“, sagt Verchow. Nun müssten die IT-Anbieter beweisen, dass auch sie Herr der Lage seien.

Das muss schnell geschehen, denn der wahre Ansturm kommt erst noch. So berichtete Schauinsland-Vertriebschef Detlef Schroer dieser Tage von Buchungseingängen „auf dem Niveau von 2019“. Das heißt: Das aktuelle Geschäft ist im Vergleich zu Vor-Corona-Zeiten völlig normal, der erhoffte Nachholeffekt aufgrund der fehlenden Buchungsmonate Dezember bis April hat noch gar nicht eingesetzt.

Wenn der komme, so hatte Bentour-Chef Deniz Ugur bereits vor Monaten prophezeit, „könnten etliche Systeme in die Knie gehen“. Dass dies nun schon beim ersten Anziehen der Buchungen passiert, ist kein gutes Zeichen. 

       
Matthias Gürtler
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