Reisevertrieb

Vertrieb: Verschwindet jedes vierte Reisebüro?

Die Zahl der Reisebüros in Deutschland wird wohl in den nächsten Jahren weiter abnehmen

Die Zahl der Reisebüros in Deutschland wird wohl in den nächsten Jahren weiter abnehmen. Fotos: FG Trade/istockphoto

Frank Aepfelbach, Geschäftsführer von Selective Partners

Frank Aepfelbach, Geschäftsführer von Selective Partners. Foto: privat

Für Frank Aepfelbach ist eine Marktkonsolidierung in der deutschen Reisebüro-Landschaft überfällig. Der Geschäftsführer von Selective Partners ist Experte für die Themen Unternehmensveräußerungen und -bewertungen, interne Nachfolge, Expansionen sowie Markterschließung in der deutschsprachigen Touristik.

2.500 Büros könnten vom Markt verschwinden
„Derzeit wird die Zahl der Reisebüros durch die staatlichen Überbrückungshilfen in die Länge gezogen“, erklärt Aepfelbach die aktuelle Situation. Gerade kleine, mittelständische Reisebüros könnten dank dieser Unterstützung das Geschäft am Leben halten. Er schätzt, dass mittelfristig rund 25 Prozent der Reisebüros vom Markt verschwinden werden. „Geht man von rund 10.000 Reisebüros in Deutschland aus, sprechen wir von 2.500 Büros. Eine ähnliche Entwicklung erwarte ich auch für die Veranstalter.“

Die Folgen der Corona-Pandemie sorgen indes nicht für mehr Reisebüro-Verkäufe. Laut Aepfelbach war die Transaktionsanzahl 2020 im Vergleich zum Vorjahr nur marginal höher war. Seit diesem Januar steige sie um gut 20 Prozent im Vergleich zum ersten Quartal 2020. Selective Partners habe in diesem Zeitraum rund 40 Reisebüros beraten und unterstützt. „Aber nur zehn Prozent der Transaktionen sind der Pandemie geschuldet“, so der Experte, der früher unter anderem Vorstand der Best-Reisen-Management AG und Geschäftsführer für Vertrieb und Marketing bei FTI war.

Problem Generationswechsel
Das Hauptveräußerungsmotiv für Reisebüro-Verkäufe sei weiterhin in der Demografie begründet. Aepfelbach führt aus: „Laut Statistiken und Erhebungen, die wir mit einem der größten Reisebüro-Franchise-Systeme durchgeführt haben, wird wohl die Spitze des Generationswechsels in den Reisebüros zwischen 2023 und 2027 erreicht werden.“ In diesem Zeitraum würden sich rund 35 Prozent der Unternehmensinhaber und Selbstständigen aus dem Geschäftsleben zurückziehen. Und hier gibt es dann doch einen kleinen Corona-Effekt: „Es ist davon auszugehen, dass die aktuelle Lage diese Entwicklung noch beschleunigen könnte“, meint Aepfelbach.

Reisebüros an attraktiven Standorten gesucht
Es kämen aber auch neue Reisebüros nach. Der Experte ist der Meinung: „Man darf nicht vergessen, dass durch die Reisebüro-Schließungen Lücken an attraktiven Standorten entstehen. Potenzielle Käufer und speziell Filialisten beschäftigen sich derzeit damit.“ Er rechnet damit, dass ab 2023 oder 2024 die prognostizierte Zahl der konsolidierten Büros durch Expansion oder Neueröffnungen ein Stück weit kompensiert wird.

Welche Voraussetzungen ein Reisebüro für einen attraktiven Verkaufspreis aufweisen muss, wie das Kaufinteresse derzeit aussieht und warum Reisebüros, die weiter am Markt bleiben, in Zukunft sogar zu den Gewinnern zählen könnten, lesen im kompletten Interview mit Frank Aepfelbach in der aktuellen Ausgabe von touristik aktuell.

Arne Hübner
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