Reisevertrieb

Hochwasser-Katastrophe: Hilfe für betroffene Büros

Update 15.05 Uhr
Auch das Alltours Reisecenter in Wittlich von Henrike Kammerer haben die Wassermassen verwüstet. Seit gestern laufen dort die Aufräumarbeiten

Auch das Alltours Reisecenter in Wittlich von Henrike Kammerer haben die Wassermassen verwüstet. Seit gestern laufen dort die Aufräumarbeiten. Foto: Henrike Kammerer

Das Reisebüro von Bernd Piel in Stolberg wurde komplett zerstört

Das Reisebüro von Bernd Piel in Stolberg wurde komplett zerstört. Foto: Bernd Piel

Nach der Flutkatastrophe in weiten Teilen von Nordrhein-Westfalen und Rheinland Pfalz laufen die ersten Hilfsprojekte für betroffene Reisebüros an. Wie viele Agenturen von der Hochwasser-Katastrophe betroffen sind, ist derzeit noch unklar. Ketten und Kooperationen sowie Unternehmen versuchen aktuell ihre Mitglieder zu erreichen. Eines von vielen Problemen: In den Katastrophen-Gebieten gibt es oftmals weder Strom noch Internet. Viele sind somit von der Außenwelt abgeschnitten. Die Lage ist unübersichtlich. 

Doch bereits jetzt werden erste Hilfsprojekte geplant. Bereits am Freitagmorgen hatten die Geschäftsführer von TUI Travel Star (TTS), Oliver Grimsehl und Lars Helmreich, auf Anfrage von touristik aktuell erklärt, ein Spendenkonto einzurichten. Die Kooperation selbst will als Soforthilfe 20.000 Euro einzahlen, gleichzeitig startet sie einen Aufruf für weitere Spenden. Details sollen so früh wie möglich bekanntgegeben werden. 

TUI Travel Star richtet Spendenkonto ein

„Die erschütternden Bilder der Hochwasserkatastrophe halten uns alle in Atem“, schreiben die Geschäftsführer auf Facebook. „Neben der Betroffenheit, die wir mit den Verletzten, Angehörigen von Todesopfern und Vermissten empfinden, ist uns bewusst, dass viele Bürger der betroffenen Gebiete um ihre Existenzen kämpfen.Wir können aus Hannover nicht beurteilen, inwieweit Büros unserer Kooperationspartnerinnen und -partner betroffen sind. Deshalb bitten wir Sie, sollten Sie durch das Hochwasser in besondere Not gekommen sein, sich an die die TTS-Systemzentrale in Hannover zu wenden. Vielleicht können wir – trotz coronabedingter eingeschränkter finanzieller Leistungsfähigkeit – etwas zur Unterstützung beitragen.“

VUSR verspricht Hilfen

Auch der VUSR hat ein Spendenkonto eingerichtet, erklärt Vorsitzende Marija Linnhoff auf Anfrage. Linnhoff, die im Kreis Hagen-Hohenlimburg lebt, ist selbst von der Hochwasser-Katastrophe betroffen. Sie weiß von Menschen, die per Hubschrauber aus ihren Häusern gerettet werden mussten, kennt Menschen, die ihre Häuser verloren haben. „Das ist eine absolute Katastrophe.“ 

Ob im VUSR organisierte Reisebüros von der Hochwasser-Katastrophe betroffen sind, wisse sie derzeit noch nicht, sagt die VUSR-Chefin. „Wir müssen uns jetzt erst einmal einen Überblick verschaffen, dann können wir Hilfen organisieren und gezielt kanalisieren“, sagt sie. Wer spenden will kann das bei der Sparkasse Köln, VUSR e.V. Spendenkonto, IBAN DE68 3705 0198 1935 9461 43 tun.  

TUI bittet betroffene Reisebüros, sich zu melden

Auch andere Unternehmen wie TUI versuchen derzeit, ihre Reisebüros zu erreichen. „Den Flutopfern gilt unser ganzes Mitgefühl. Auch wenn wir nicht vor Ort sind, so möchten wir unsere Unterstützung in dieser Ausnahmesituation zusichern. Die Erstversorgung der Menschen hat jetzt oberste Priorität. Sobald es an die Wiederherstellung der Reisebüros geht, unterstützen wir Betroffene mit allem, was unsere Lager hergeben“, sagt eine Sprecherin auf Anfrage.

Sie bittet betroffene Reisebüros, sich zu melden. Man könne schnell und unbürokratisch Möbel aus den TUI-Filialbeständen kostenlos zur Verfügung stellen. „Bitte meldet Euch bei Eurem Bezirksleiter beziehungsweise bei Eurer TUI Verkaufsleitung und wir besprechen mit Euch, was ihr benötigt und wann und wo ihr die Möbel abholt.“

RTK und Reiseland starten Möbelaktion

Möbel will unter anderem auch die RTK- und Reiseland-Gruppe betroffenen Agenturen zur Verfügung stellen, teilt Thomas Bösl, Geschäftsführer von RT-Reisen und Reiseland, mit. Über das Wochenende werde man die Lage sondieren und schauen, wo welche Hilfen benötigt werden.  „Wir stehen unserern Partnern zur Seite und unterstützen, wo und wie wir können", sagt Bösl. 

Reisebüro-Inhaberin gründet Facebook-Gruppe

Die Hilfsbereitschaft ist riesig, in den sozialen Medien haben unzählige Touristiker ihre Unterstützung angeboten, sie wollen spenden. Um die Angebote zu bündeln, hat Lena Börjes, Inhaberin von Reisebüro Rüschen in Apen, eine Facebook-Gruppe gegründet. Auf „Reisebüros helfen Reisebüros (Hochwasser 2021)“ können Touristiker unter anderem Mobiliar und andere Gegenstände zur Verfügung stellen. Die ersten Angebote sind bereits veröffentlicht. 

„Es gibt sicher viele, die ihr Büro während der Corona-Pandemie renoviert haben – oder auch aufgeben mussten - und nun Schreibtische, Stühle und Co. übrig haben“, sagt Börjes. „Wir zum Beispiel haben Tastaturen, Mäuse und vieles anderes, das bei uns auf dem Dachboden steht und das wir verschenken können. Gerade in der Krise ist ja bei vielen das Geld knapp.“ 

Reisebüro-Chefin aus Neustadt bei Coburg bietet Inventar an

Eine komplette Büro-Einrichtung will Jaqueline Förster von der Reiseboutique in Neustadt bei Coburg zur Verfügung stellen. „Wir lösen unser Büro auf, unter anderem auch deswegen, weil der Eigentümer unserer Immobilie vermutlich verkaufen will. Deshalb ziehen wir uns jetzt erstmal zurück und stellen uns neu auf", sagt Förster. 

Sie bietet zwei Counter-Plätze, moderne Schreibtische, Katalogklappenschränke, Computer, Aufsteller und vieles mehr zur Selbstabholung an. „Ich würde mich freuen, wenn ich so jemanden in Not unterstützen kann", sagt sie. Interessierte erreichen Förster per E-Mail

DER Touristik: Zentralen der Vertriebsorganisationen in Kontakt mit Reisebüro-Partnern

Auch DER Touristik verschafft sich derzeit ein genaues Bild davon, welche Mitarbeiter in welcher Form von der Hochwasserkatastrophe betroffen sind, teilt eine Sprecherin mit. So werde die Hilfsbereitschaft aus der Organisation mit dem Hilfebedarf bestmöglich zusammengebracht.Darüber hinaus seien die Zentralen der Vertriebsorganisationen von DER Touristik im direkten Kontakt mit ihren Filialen sowie den Franchise- und Kooperationspartnern, um deren Situation zu klären.

Weitere Hilfsangebote sind angekündigt. 
 

Ute Fiedler