Reisevertrieb

Reisebüro-Ketten: Das sind die Pläne für 2022

Trotz der großen Unsicherheiten im Zuge der Corona-Pandemie sind die Hoffnungen groß, dass es in diesem Jahr mit der Touristikbranche wieder aufwärts geht. Auf welche Schwerpunkte die Reisebüro-Ketten in diesem Jahr ihren Fokus legen, haben wir in folgender Übersicht zusammengestellt.

Dertour Reisebüros

Für die früheren Reisebüros der Marke DER war 2022 ein ganz besonderer Start: Sie agieren ab sofort als Dertour Reisebüros. Damit soll der eigene Leitveranstalter, der seit Ende 2021 auch den Markenauftritt von Meiers Weltreisen, Jahn Reisen und ITS prägt, stärker hervorgehoben werden.

Im Marketing will die Kette mit ihren aktuell 450 Büros stärker als bisher ihre Zugehörigkeit zur Rewe Group nutzen. Der Auftakt dafür sind Gutscheinkarten, die in der Vorweihnachtszeit erstmals in den Märkten von Rewe, Penny und Hit sowie in Postfilialen erhältlich waren. Mit dem neuen Angebot werde man als Dertour Reisebüro in einem Vertriebsnetz mit über 12.000 Filialen im Handel sichtbar, so Geschäftsführer Andreas Heimann. Er verspricht sich damit „einen weiteren Weg zur Neukundengewinnung“.

Ein weiteres Topthema ist die Suche nach Nachwuchskräften. Mit Ausbildungsbeginn Februar 2022 bietet die Reisebüro-Kette deutschlandweit über 50 neue Lehrstellen mit einer verkürzten Ausbildungszeit von zweieinhalb Jahren an. Für den Herbst dieses Jahres sollen unter dem Motto „DersuchtDich.de“ weitere Lehrstellen für Tourismuskaufleute für den Privat- und Geschäftsreisebereich mit Schwerpunkt Reisevermittlung ausgeschrieben werden.

Derpart

Verbesserte Möglichkeiten für die Flugbuchung über das interne System „Derpart Air“ sind eines der Top-Themen der Franchise-Kette Derpart für das Jahr 2022. Technische Grundlage dafür sind zusätzliche Direktschnittstellen und ergänzende Buchungsmöglichkeiten von Ancillary Services der Airlines.

Zudem soll das Schulungskonzept weiter ausgebaut werden, unter anderem zu den Themen Videoberatung, Terminvereinbarung und Service-Pauschalen.

Zudem hofft die Zentrale, dass sich noch weitere Büros der übergreifenden Vermarktungsplattform „Reise-Spezialisten.com“ anschließen. Sie wurde im Rahmen des DER-Touristik-Konzerns gestartet und bietet Reisebüros die Chance, im Internet noch gezielter auf ihre Reise-Expertise und Services aufmerksam zu machen. Die bisherigen Erfahrungen bei Derpart sind gut: „Die Büros erreichen damit gezielt den online-recherchierenden Kunden und damit potenzielle Neukunden“, heißt es aus der Zentrale.

Holiday Land

Nach der I-Frame-Einbindung von Veranstaltern wie Pro Fewo in die Reisebüro-Homepages sowie dem Start von Tec-Off-Spider als weiteres Midoffice-System neben My Jack im vergangenen Jahr geht es bei Holiday Land 2022 technisch vor allem um den Refresh und die Optimierung der individuellen Reisebüro-Websites.

Im Verkauf sollen die früheren Franchiser von Thomas Cook mit Hilfe des Programms „Move by Holiday Land“ mit E-Colleges, Verkaufswettbewerben und Verkaufsförderungsmaßnahmen unterstützt werden.

Weitere Schwerpunkt- und Projektthemen sind eine Mitarbeiterakademie, ein Online Business Camp, individuelle Deko-Angebote, Mailings, B2C-Newsletter, Facebook- und Instagram-Angebote sowie eine Bestandsaufnahme beim Thema Nachhaltigkeit im Reisebüro.

Darüber hinaus will die Zentrale eine Start-up-Betreuung für Neugründer und Reiseverkäufer anbieten, die den Schritt in die Selbstständigkeit planen.

LCC

Das jüngste Upgrade für das Geschäftsreise-Tool Voya war nur eine von vielen technischen Weiterentwicklungen, die LCC 2021 auf den Weg gebracht hat. Im Mittelpunkt stand dabei unter anderem ein deutlich erweitertes Angebot an Flügen, die im NDC-Datenstandard gebucht werden können. Möglich wird dies durch die selbst entwickelte Software Bridge IT.

Ein weiterer Schritt nach vorn: Durch die Anbindung an Numiga ist auch die Reisekostenabrechnung unmittelbar auf der Voya-Plattform möglich.

2022 steht neben neuen technischen Möglichkeiten vor allem das Thema Nachhaltigkeit im Fokus. Das ambitionierte Ziel des Franchise-Verbundes aus Frankfurt: Bis 2030 sollen sowohl die Zentrale als auch alle angebundenen Reisebüros klimaneutral arbeiten.

Darüber hinaus geht es um die Fortführung erfolgreicher Marketing-Konzepte und die Einführung der Ende 2021 neu gestarteten LCC Travel Assistant App. Die Anwendung für Geschäftsreisende bündelt sämtliche Reiseinformationen und Services an einem Ort und soll so zum „unverzichtbaren Begleiter für Kunden zur Organisation der eigenen Reise“ werden, berichtet Geschäftsführer Markus Orth. Alleinstellungsmerkmal gegenüber Mitbewerbern und Vorteil für User im täglichen Einsatz der App sei eine Schnittstelle zur Profildatenbank Umbrella, heißt es in Frankfurt. Entstanden ist die Applikation in Zusammenarbeit mit dem Innsbrucker High-Tech-Unternehmen Tourist Mobile.

Reisecenter Alltours

Die Franchise- und Filialkette setzt weiterhin auf den Eigen- und den Partnervertrieb. Beides seien „Säulen, die sich hervorragend ergänzen“, betont Geschäftsführer Reinhard Kotzaurek. In beiden Säulen wolle man expandieren, die Pandemie biete „viele gute Optionen und gerade jetzt werden wir den Ausbau der Kanäle vorantreiben“, so Kotzaurek.

Die vorhandene Technik der Kette sieht der Manager auf einem „auf sehr guten“ Niveau, 2021 wurde unter anderem ein Terminplanungs-Tool erfolgreich neu eingeführt.

Um neue Mitarbeiter zu gewinnen, wurde eine bundesweite Rekrutierungsoffensive gestartet. Für bestehende Mitarbeiter werden 2022 die Fortbildungsmaßnahmen ausgeweitet. Wichtig sind Kotzaurek zudem das „vollumfängliche Ausschöpfen“ der Öffnungszeiten, die Erreichbarkeit an sieben Wochentagen und die Effizienz im Kundenbeziehungs-Management. Hierfür hat Reisecenter Alltours eigens eine „Task Force“ gegründet.

TUI

TUI arbeitet sowohl im Filial- als auch im Franchise-Bereich mit den Marken TUI Reisecenter und First Reisebüro weiter an der Verzahnung der On- und Offline-Kanäle – und zwar „im Sinne der Kunden und der Reisebüros“, heißt es aus Hannover.

Ein Thema sei dabei das stärkere Nutzen von Online-Terminanfragen der Kunden im Reisebüro. Diese sollen verstärkt bei den Kunden beworben werden, etwa per QR-Codes in den Schaufenstern. Zudem ist geplant, die Technik auf der Website weiter zu optimieren. Die Terminvereinbarung direkt auf TUI.com sei „die ideale Möglichkeit, Kunden ins Reisebüro zu führen und neue Kunden zu gewinnen“, ist man bei TUI überzeugt.

Ergänzend dazu arbeitet die Filial- und Franchise-Kette an der Weiterentwicklung im Bereich der Kundenberatung im Midoffice. Ziel sei eine verbesserte Angebotspräsentation sowie ein optimierter Angebotsversand. Für Franchise-Partner wurden bereits verschiedene Website-Optionen gelauncht und Omnichannel-Features weiterentwickelt. Diese werden seit Ende 2021 schrittweise in den Büros implementiert.

Für die inhabergeführten Partnerbüros wurde im Zuge der neuen Franchise-Verträge zudem das Betreuungskonzept überarbeitet und neu ausgerichtet. Ergebnis ist ein Mix aus persönlicher und digitaler Betreuung durch ein Regionalleiter-Team.

TVG

Topthemen der TVG-Kette mit den Marken Sonnenklar TV Reisebüro und Flugbörse sind 2022 unter anderem das Qualitätsbarometer sowie die zentrale Steuerung der Social-Media-Kanäle über Social Pals. Ziel sei es, in diesen Kanälen noch aktiver zu werden und die Partner zu entlasten, berichtet Geschäftsführerin Birgit Aust.

Um die Öffnungszeiten zu erweitern, wurde Ende 2021 mit ausgewählten Büros eine Testphase mit dem Call Center von FTI gestartet. Als Reaktion auf den Fachkräftemangel testet die Kette eine neue Form der Rekrutierung, um mit diesen Erfahrungen eventuell das eigene Quereinsteigerprogramm wieder aufleben zu lassen.

Ein wichtiges Ziel ist in diesem Jahr, den USP und damit die Kraft der Marke Sonnenklar TV besser zu nutzen und entsprechend auch die Angebote über den Sender stärker in den Vordergrund zu rücken. „Gerade für Buchungsanfragen im längerfristigen Bereich wird das immer größere Relevanz einnehmen“, zeigt sich Aust überzeugt.

Welche Themen bei den Reisebüro-Kooperationen im laufenden Jahr im Mittelpunkt stehen, lesen Sie in unserem Bericht von Anfang Januar.

 
Matthias Gürtler
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