Reisevertrieb

Arbeitskräftemangel: Die Touristik hat (noch) nicht verloren

Hier macht das Arbeiten Spaß: das Reisecenter Neuenstadt

Hier macht das Arbeiten Spaß: das Reisecenter Neuenstadt. Foto: Helge Wengenroth

Antje Landwehr, Geschäftsführerin des IT-Reisebüros Neuenburg

Antje Landwehr, Geschäftsführerin des IT-Reisebüros Neuenburg. Foto: Reisebüro Neuenburg

Die Touristik hat Tausende Mitarbeiter an andere Branchen verloren. Kann man sie zurückholen? „Ja“, meinen nicht nur massiv wachsende Veranstalter wie Alltours, Schauinsland und Trendtours, sondern auch viele Reiseverkäufer.

Zwar sei der Beruf des Reiseverkäufers „nach heutigen Standards nicht unbedingt sexy“, sagte etwa Dirk Bender, Chef der Reisebüro-Kooperation Tourcontact, in der jüngsten Ausgabe von touristik aktuell (ta 27-28/2022). Doch letztlich kommt es darauf an, wie attraktiv der Job durch Reisebüro-Inhaber und die Arbeitgeber der großen Ketten gemacht wird.

Filialketten haben in Büros investiert

So bieten Ketten wie die von Reiseland, TUI, DER Touristik und STA Travel attraktive und moderne Einrichtungskonzepte und somit hervorragende Arbeitsplätze in den eigenen Filialen. Auch die Gehalts- und Arbeitszeitmodelle wurden in den vergangenen Jahren angepasst und attraktiver gestaltet.

Damit sind sie bei weitem nicht perfekt. Verbessert haben sie sich aber auf jeden Fall, ist von vielen Filialmitarbeitern zu hören. Egal ob modern und schlicht wie im TUI Store oder wohnlich wie bei Reiseland, die Antwort auf die Frage nach der Qualität des Arbeitsplatzes ist oftmals ähnlich: „Wir fühlen uns wohl in unserem Reisebüro!“

Mittelstand: Mitarbeiter im Blick

Auch der Mittelstand weiß, worauf es in diesen Zeiten ankommt. „Um als Arbeitgeber attraktiv zu sein, haben wir die Arbeitskultur und die Bedürfnisse unserer Mitarbeitenden im Blick – wir verstehen Führung als Dienstleistung und die Mitarbeitenden als Partner“, sagt etwa Antje Landwehr, Geschäftsführerin des IT-Reisebüros Neuenburg, in einer Umfrage von touristik aktuell.

In der Umfrage kommt neben weiteren Reisebüro-Inhabern wie Oliver Wulf vom Düsseldorfer Reisebüro Urlaubsexperte.de, Helge Wengenroth vom Reisecenter Neuenstadt und Markus Singrün von der Reisebörse Achern auch die frühere Reiseverkäuferin Sylvia Kühn aus Lamspringe zu Wort.

Sie hat aufgrund von Corona die Branche verlassen, wäre aber durchaus zur Rückkehr bereit. Wichtig ist aus ihrer Sicht, „dass ein Arbeitgeber gemeinsam mit dem Bewerber ein für beide Seiten passendes Job-Szenario entwirft“. Das mache ihn attraktiv – „und würde auch mich vielleicht in die Branche zurückführen“.

Digitalisierung ja – aber der Mensch bleibt wichtig

Einig sind sich die Reiseprofis darin, dass es zur Digitalisierung keine Alternative gibt und die neue Technik viele Möglichkeiten bietet. Die persönliche Beratung könne dadurch aber nicht ersetzt werden. „Menschen wollen Menschen. Da stößt die Digitalisierung an ihre Grenzen“, betont Antje Landwehr.

Bedauerlich ist aus ihrer Sicht, „dass der unverhältnismäßige Mehraufwand, der den Reisebüros in der Beratung und auch in der Administration zugemutet wird“, mit der Prozessverkürzung durch die Digitalisierung nicht abgefangen werden kann.

Die gesamte Umfrage lesen Sie in der jetzt erschienenen Ausgabe 29-30/2022 von touristik aktuell.

Matthias Gürtler
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