Reisevertrieb

Reiseland-Talk: So denkt der Nachwuchs

Die Teilnehmer der Talkrunde in der Hamburger Zentrale von Reiseland. Ganz rechts Personalchefin Cassandra Ferebee, in der Mitte Franchise-Leiterin Anna Schwingenschlögl. Foto: mg

Die Teilnehmer der Talkrunde in der Hamburger Zentrale von Reiseland. Ganz rechts Personalchefin Cassandra Ferebee, in der Mitte Franchise-Leiterin Anna Schwingenschlögl. Foto: mg

Die Reiseambitionen sind geringer als bei angehenden Touristikern zu erwarten wäre. Aber der Service-Gedanke von Reisebüro-Azubis ist hoch. Und die Lust, Freunde und Bekannte für die Leistungen und Angebote eines Reisebüros zu begeistern und ihnen den Unterschied zu Online-Portalen aufzuzeigen, ist gewaltig. 

Dies ist das Fazit einer Gesprächsrunde von jungen Mitarbeitern und Auszubildenden mit Reisebüro-Inhabern der Reiseland-Kette in Hamburg. Motto des Talks: „So wäre es schön – gekommen um zu bleiben“.

Azubis insgesamt zufrieden mit der Lehre

Ob die aktuelle Nachwuchsgeneration dem Reisebüro oder wenigstens der Touristik treu bleibt, konnte dabei natürlich nicht geklärt werden. Aber die Aussichten stehen gar nicht schlecht: Sämtliche der neun anwesenden „Young Experts“ zeigten sich zufrieden mit der Branche und ihrer Berufswahl.

Das hat unter anderem mit positiven Kundenerfahrungen zu tun. „Meine Freunde haben immer online gebucht, inzwischen rufen sie mich an, wenn es bei ihnen ums Verreisen geht“, berichtete Carolin Schwenk von Moana Reisen in Uelzen. Und Fynn Lasse Böhm vom Reiseland Meer Erleben in Homberg (Efze) betonte: „Ich wollte immer einen Beruf ausüben, bei dem ich mit Menschen in Kontakt komme. Ich habe das Gefühl, dass ich mit der Reisebüro-Ausbildung die richtige Wahl getroffen habe.“

Faule Menschen: „Das ist unsere Chance“

Besonders wichtig ist dem Reisebüro-Nachwuchs die Chance, den Kunden zu beweisen, dass ein Reisebüro nicht nur genauso gut sein kann wie große Portale, sondern auch preislich auf einer Ebene liegt und zusätzlich persönlichen Service biete.

„Die Menschen werden immer fauler. Das ist unsere Chance“, glaubt Kevin Wöhnl vom Reiseland Center Reisen in Parchim. Das hofft auch Ellyna Schimpf von Moana Reisen in Uelzen. Gleichzeitig hat sie allerdings festgestellt, dass es bei potenziellen Reisenden zwei Sorten von Faulheit gibt: „Die einen sind zu faul zum Reden und buchen deshalb online. Die anderen sind zu faul, ewig im Netz zu surfen und wollen, dass andere für sie buchen und sie beraten. Und das sind unsere Kunden.“

Social Media als gewaltige Chance

Ein wichtiges Thema war während der Gesprächsrunde natürlich Social Media. Kanäle wie Tiktok und Instagram seien gerade für junge Leute ideal, sich als Reiseverkäufer ins Gespräch zu bringen. Im Idealfall erfolge dies nicht nur über den jeweiligen Reisebüro-Auftritt, sondern auch über die eigenen Kanäle.

Die große Frage sei nur, wie man Social Media für die Botschaft nutzen könne, dass eine Buchung im Reisebüro nicht teurer ist als im Internet. Diese Fehleinschätzung sei leider immer noch bei vielen Kunden fest verankert.

Einig waren sich die Beiratsmitglieder, darunter Kathrin Heimer von Meer Erleben in Homberg (Efze), Jens Köhler von Moana Reisen in Uelzen, Ute Thomsen vom Reisebüro Bredstedt und Andreas Stetter vom gleichnamigen Reisebüro in Gersthofen bei Augsburg, beim Thema Karriere: Jeder Jungtouristiker habe die Chance, nach der Ausbildung einen Bachelor-Abschluss zu machen oder am Counter zu bleiben, dort Verantwortung zu übernehmen und später vielleicht sogar einmal sein eigener Chef zu werden.

Zu wenig Länderkunde während der Ausbildung

Kritik kam während der Talk-Runde an der aktuellen Ausbildung zum Touristikfachwirt auf. Die Inhalte müssten dringend überarbeitet werden, vor allem die Länderkunde müsse wieder mehr Gewicht bekommen, waren sich die Inhaber des Beirats einig. „Wirtschaft, Verwaltung und Marketing sind wichtig. Am allerwichtigsten sind jedoch Zielgebietskenntnisse“, brachte Moana-Chef Jens Köhler die Kritik auf den Punkt.

Dem Talk in der Franchise-Zentrale war am Tag zuvor ein Social-Media-Workshop für die Young Experts vorausgegangen. Zum Abschluss wurde gemeinsam gekocht, einige Bilder aus dem Atlas Kochsalon in Hamburg-Altona finden Sie auf der Facebook- und Instagram-Seite von touristik aktuell.

Matthias Gürtler