Reisevertrieb

Ausblick 2023: Viele Probleme, großer Optimismus

Auf der Bühne der DRV-Tagung (von links): Moderatorin Sina Mainitz, Mark Tantz (DER Touristik), Uta Martens (Amadeus), Thomas Bösl (QTA) und Ralph Schiller (FTI). Foto: mg

Auf der Bühne der DRV-Tagung (von links): Moderatorin Sina Mainitz, Mark Tantz (DER Touristik), Uta Martens (Amadeus), Thomas Bösl (QTA) und Ralph Schiller (FTI). Foto: mg

Trotz der langen Liste schlechter Nachrichten und neuer Herausforderungen blickt die Touristikbranche insgesamt positiv auf das Jahr 2023. „Nach dem kompletten Reisestop während Corona haben wir eigentlich vor nichts mehr Angst. Selbst die schlimmste Wirtschaftskrise hat keine solch´ dramatischen Folgen“, sagte FTI-Chef Ralph Schiller am Donnerstag während einer Podiumsdiskussion auf der DRV Jahrestagung im Titanic Hotel in Berlin.

Sorgen-Liste wird immer länger

Die Runde wurde von der ZDF-Wirtschaftsredakteurin Sina Mainitz moderiert. Und die Journalistin zeigte sich sichtlich überrascht, wie positiv ihre Gesprächspartner trotz der aktuellen Situation dem nächsten Jahr entgegenblicken.

Dabei zeigten sich weder Schiller noch die weiteren Podiumsteilnehmer Mark Tantz (DER Touristik), Uta Martens (Amadeus) und Thomas Bösl (QTA) blind gegenüber Herausforderungen wie der schwindenden Kaufkrauft bei gleichzeitig steigenden Reisepreisen, der Unsicherheit durch Ukraine-Krieg, Energiekrise, Euro-Schwäche und anhaltendem Spätbucherverhalten.

Ein Frühbucherjahr 2023 ist nicht zu erwarten

Schiller betonte denn auch, dass er sich bezüglich der Buchungskurve für den nächsten Sommer keine Illussionen mache: „Im Januar und Februar wird es nicht wie in alten Zeiten einen Buchungs-Boom geben.“ Dennoch gehe er von guten Geschäften im kommenden Jahr aus – und auch der Winter werde noch anziehen, so Schiller.

Dem konnte sich Mark Tantz, Vertriebschef von DER Touristik, nahtlos anschließen: „Wir werden 2023 viele kurzfristige Buchungen sehen.“ Dennoch seien schon jetzt vergleichsweise viele Buchungen im Kasten – auch „dank der angebotenen Flextarife“. Die seien nach wie vor stark nachgefragt, so Tantz.

Bösl: Leichter Trendwechsel spürbar

QTA-Sprecher Thomas Bösl will denn auch das Langfristgeschäft noch nicht gänzlich abschreiben. Er sehe aktuell „einen leichten Trend“ zurück zum längerfristigen Buchungen – genaueres könne man aber erst im vierten Quartal sagen.

Vor Corona seien in diesem Zeitraum im Schnitt Buchungen eingegangen, deren Reisedatum rund 20 Wochen in der Zukunft lag. „Daran werden wir in diesem Jahr noch nicht anknüpfen können“, aber eventuell gehe es ja in diese Richtung, so Bösl.

Pessimismus bringt nichts

Eines ist aus Sicht des QTA-Chefs jedenfalls klar: „Pessimismus bringt uns nicht weiter. Die Branche muss den Deutschen Lust auf Urlaub machen.“ Genau das hatte kurz zuvor auch schon Meike Oßendorf, Inhaberin des Reisebüros Reisekompass in Ochtrup, während einer Podiumsrunde zum Thema Fachkräftemangel betont: Der Tourismus sei eine von Grund auf positive Branche – und diese Haltung müssten vor allem auch Reisebüros haben. „Wenn bei uns die Stimmung gut ist, ist sie das auch bei den Kunden“, sagte Oßendorf und erntete daraufhin kräftigen Applaus der Tagungsteilnehmer.

Infrastruktur in den Zielen steht und funktioniert

Grund zum Optimismus besteht aus Sicht von Bösl auch aus einem anderen Grund: Die Touristikbranche habe mit Corona den „ultimativen Stresstest“ überlebt. Das Gute daran: „Wir sind noch da – und auch die Infrastruktur in den Zielgebieten ist noch da“, verwies Bösl unter anderem auf Hotels, Incoming-Agenturen und Transferanbieter.

Matthias Gürtler
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