Reisevertrieb

Digitales Recruiting: Expertin gibt Tipps

Bei der Mitarbeitergewinnung ist vor allem Wertschätzung ein großes Thema

Bei der Mitarbeitergewinnung ist vor allem Wertschätzung ein großes Thema. Foto: Mazirama/istockphoto

Sie hat Tourismuswirtschaft studiert, war für Reiseveranstalter tätig und acht Jahre lang für Reisebüro-Kooperationen zuständig. 2021, mitten in der Corona-Pandemie, wechselte Sophia Krekel zur Recruiting-Plattform Stepstone. Im Zuge eines Webinars von Reisezukunft und dem Forschungsinstitut Centouris blickte Krekel auf die wohl größte Herausforderung, der sich die Branche derzeit stellen muss: den Fachkräftemangel.

Der Branchenkennerin zufolge waren im September dieses Jahres mehr als 35.000 Stellen im Tourismus unbesetzt. Eine „erschreckende Zahl“, die jedoch lediglich einen Bruchteil darstelle. „Die Anzahl der unbesetzten Stellen dürfte deutlich höher liegen“, sagte Krekel.

Sie präsentierte zudem weitere düstere Fakten: So plante laut einer Umfrage von Reisevor9 rund jeder zweite Reisebüro-Mitarbeiter die Branche zu verlassen. Darüber hinaus seien in diesem Jahr lediglich 460 Ausbildungsverträge für den Beruf Tourismuskaufmann abgeschlossen worden. Der demografische Wandel werde die Situation zudem weiter verschärfen, erläuterte Krekel.

Große Unzufriedenheit wegen zu geringer Wertschätzung

Trotz großer Herausforderungen gibt es der Expertin zufolge einige Stellschrauben, an denen Unternehmen in der Touristik drehen können. Allem voran an der Wertschätzung der Mitarbeiter. Einer Umfrage zufolge gaben 37 Prozent als den Hauptgrund für ihren Jobwechsel eine zu geringe Wertschätzung an. 32,5 Prozent verwiesen auf ein zu geringes Gehalt und 32 Prozent auf eine schlechte Zusammenarbeit mit dem Vorgesetzten.

„Meiner Erfahrung nach wollen Mitarbeiter gehört werden und das Gefühl haben, mitgestalten zu können“, sagte Krekel, die für ein Team von 70 Kollegen zuständig zeichnet. Dreimal pro Jahr befrage Stepstone seine Mitarbeiter nach ihrer Zufriedenheit und danach, welche Themen sie beschäftigten. „Die Resonanz ist groß. Rund 80 Prozent beteiligen sich. Anschließend setzen wir uns in Workshops zusammen.“

Unternehmen muss sich auf seiner Website präsentieren

Konkrete Tipps gab Sophia Krekel auch für das digitale Recruiting von Bewerbern. Sie riet Unternehmern, genau zu schauen, welchen Bewerber sie ansprechen wollen und welche Bedürfnisse dieser hat. „Checken Sie Ihre Website, denn diese ist das Einfallstor für Kandidaten. Positionieren Sie sich dort authentisch, zeigen Sie die Werte, für die Sie stehen“, appellierte sie an die Webinar-Teilnehmer. Dazu könnten auch „ganz einfach gestaltete Videos“ eingebunden werden. „Und unterschätzen Sie nicht Arbeitgeberbewertungen“, sagte Krekel. Wie bei Hotels durchforsteten Bewerber auch Plattformen wie Kununu und Stepstone.

Weitere Tipps der Expertin waren eine intensivere Nutzung von Technologien und somit eine noch schnellere Rückmeldung bei den Bewerbern. „Sie müssen die Ersten sein, die auf die Bewerbung reagieren.“ Ebenso wichtig sei es, sich auch auf Social-Media-Kanälen zu präsentieren, um Nachwuchskräften zu zeigen, wie sie sich aktiv einbringen könnten.

Corona hat Ansprüche an einen Job deutlich verändert

Da Corona auch die Ansprüche von Arbeitnehmern an ihren Job verändert habe, sollten Arbeitgeber flexibles Arbeiten ermöglichen. „Der meist gesuchte Begriff auf unserer Plattform ist derzeit ,Homeoffice‘“, sagte Krekel. „Wenn Sie dies ermöglichen können, so zeigen Sie dies auf jeden Fall in Ihrer Stellenanzeige.“ Weitere Faktoren die Bewerber schätzten seien flexible Arbeitszeiten, eine sinnhafte Tätigkeit, Work-Life-Balance und spannende Aufgaben.

Als Best-Practic-Beispiel für originelles Recruiting verwies Sophia Krekel auf die Kampagne „Bring dich ins Spiel“ der Rewe Group. Diese ist wie ein Video-Game aufgebaut, bietet kreativ aufbereitete Informationen und Videos. „Ob man als kleines Reisebüro ein solches Video erstellen kann, das ist natürlich die Frage“, sagte Krekel. Aber man könnte sich als Branche zusammentun und gemeinsam zeigen, wie spannend die Touristik ist.

Ute Fiedler
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