Reisevertrieb

Provisionen: So zahlen die Veranstalter

Bei vielen Veranstaltern fließt die Vergütung früher als vor Corona. Das hilft bei der Liquidität, hat aber auch Nachteile

Bei vielen Veranstaltern fließt die Vergütung früher als vor Corona. Das hilft bei der Liquidität, hat aber auch Nachteile. Foto: hanohiki/istockphoto

Jahrelang stand von Seiten der Reisebüros eine Forderung an die Reiseveranstalter ganz oben auf der Wunschliste: Die Provision soll mit der Anzahlung der Kunden direkt nach der Buchung überwiesen werden – und nicht erst nach Antritt der Reise.

Die Forderung ist berechtigt, schließlich verbessert die gewünschte Lösung die Liquidität am Counter. Der Haken daran: Es ist eine unsichere Liquidität. Denn in Zeiten erhöhter Stornozahlen drohen heftige Provisionsrückzahlungen. Und bei Buchungsänderungen steigt der bürokratische Aufwand.
Hinzu kommt: Eine Überweisung nach der Buchung ist ein Risiko für den Veranstalter. Denn auch ein Reisebüro ist nicht vor Insolvenz gewappnet und wäre dann nicht mehr in der Lage, die bereits erhaltene Provisionen zurückzuzahlen.

Insofern ist es nicht verwunderlich, dass Veranstalter und Reisebüros zum Teil unterschiedliche Wege gehen. Was die einen für richtig halten, ist andernorts nicht die passende Lösung. Dennoch hat Corona viele Veränderungen in die Branche gebracht. Wir haben den aktuellen Stand der Provisionszahlungen für Sie zusammengefasst.

Alltours

Bei Alltours bleibt es beim Status Quo: Die Provision fließt nach der Abreise des Kunden: „Alles andere ist ein zu großer bürokratischer Aufwand, da es oft zu Buchungsänderungen kommt, die Einfluss auf die Provision haben“, sagt Vertriebschef Georg Welbers. Hinzu käme immer auch die Gefahr von Stornierungen – auch wenn deren Anteil selbst in Zeiten des kostenfreien Flex-Tarifes bis 14 Tage vor Abreise nicht angestiegen sei.

Anex Tour

Bei den Veranstaltern der Anex Gruppe mit den Marken Anex Tour, Öger Tours, Neckermann Reisen und Bucher Reisen haben Reisebüros die Wahl: Entweder erfolgt die Auszahlung im Folgemonat der Buchung (mit Sepa-Mandat je Anex-Marke) oder im Folgemonat der Abreise.

Bentour

Die „Qual der Wahl“ haben Reisebüros seit der Corona-Krise auch bei Bentour: Je nach Wunsch wird die Provision nach der Buchung oder erst nach Abreise überwiesen. Die Umsetzung sei intern lange überlegt worden, letztlich habe man sich aber dazu entschieden, den Reisebüros einen großen Schritt entgegenzukommen. Vor Corona wurde die Vergütung ausschließlich nach Abreise des Kunden überwiesen.  

DER Touristik

Auch bei DER Touristik können Reisebüros seit der Pandemie auswählen, wann sie die Provision bekommen möchten. Allerdings ging der Konzern im Vergleich zu Bentour und FTI den entgegengesetzten Weg: Früher zahlte der Konzern die Vergütung immer nach der Buchung aus. Wegen der Überbrückungsgelder habe es den Wunsch des Vertriebs gegeben, die Provision zur Abreise auszuzahlen, heißt es aus der Frankfurter Zentrale. Dem sei man nachgekommen. Reisebüros, die ihre Vergütung weiterhin nach der Buchung erhalten möchten, können dies entsprechend einfordern. 

Ferien Touristik

Beim Düsseldorfer Veranstalter der Coral Travel Group erfolgt die Auszahlung analog zu den anderen dynamischen Anbietern: Die Überweisung der Provision erfolgt immer in der ersten Woche des Folgemonats nach Abreise. Die Regelung gilt auch für die Pauschalreisemarke Coral Travel.

FTI

Auch FTI zeigt sich bei der Auszahlung der Provisionen seit der Corona-Krise flexibel: Wenn ein Reisebüro dies wünscht, wird die Provision nach geleisteter Anzahlung des Kunden als Vorauszahlung überwiesen. Allerdings weist auch FTI darauf hin, dass verbuchte Einnahmen im Fall einer Reiseänderung angepasst werden müssen. Parallel dazu gibt es weiterhin die Möglichkeit, sich für die Provisionszahlung bei Abreise zu entscheiden.

LMX Touristik

Der Leipziger Veranstalter zahlt seine Vergütung grundsätzlich nach der Abreise des Kunden aus. Aus Kulanz erfolgt dies seit Jahren zweimal statt wie vertraglich vereinbart einmal im Monat, und zwar immer zum 15. und 30./31. Eine Zahlung der Provision nach Buchung sei für einen Veranstalter mit dynamischer Produktion fast unmöglich, begründet Vertriebschef Mario Krug das Vorgehen. Dies habe unter anderem damit zu tun, dass ein X-Anbieter Flüge sofort nach Buchung bezahlen muss – und diese Summe sei größer als die Anzahlung des Kunden. Zudem sei es „ein erheblicher Aufwand“, bereist bezahlte Provisionen bei Stornos zurückzurechnen.

Phoenix Reisen

Beim Bonner Veranstalter Phoenix Reisen wird die Provision traditionell mit Reisebeginn ausgezahlt – daran hat auch die Corona-Krise nichts geändert.

Schauinsland-Reisen

Der Duisburger Veranstalter entschied sich analog zu FTI und Bentour während der Pandemie, fortan zweigleisig zu fahren. Präferiert wird seitdem das Auszahlen der Provision im Monat nach der Buchung. Voraussetzung für die Provisionszahlung ist der Eingang der Kundenanzahlung. Auf Wunsch kann der Zeitpunkt der Überweisung aber auch umgestellt werden. Dann gibt es die Vergütung nach Abreise des Kunden. Schauinsland weist darauf hin, dass der gewünschte Auszahlungszeitpunkt für alle Buchungen durch die jeweilige Agentur gilt. Eine Rückumstellung ist einmal pro Geschäftsjahr möglich.

TUI

Der Marktführer bleibt bei seiner Abschlagsprovision nach der Buchung. Die wurde vor zwölf Jahren eingeführt – damals war TUI in der Branche Vorreiter mit diesem Zahlungsmodus. In der Praxis heißt das: Die Auszahlung der festen Provision der TUI-Veranstaltermarken und Produktlinien erfolgt grundsätzlich in der Mitte des Monats, der auf das jeweilige Festbuchungsdatum folgt. Voraussetzung ist die vollständige Anzahlung durch den Kunden.

Vtours

Die Abrechnung und Auszahlung der Provision erfolgt bei Vtours immer gesammelt im Folgemonat nach Abreise. Daran hat auch Corona nichts geändert, die Gründe dafür liegen unter anderem im speziellen Geschäft der dynamischen Paketierung (siehe LMX).  

Matthias Gürtler