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Alltours-Chef Verhuven: „Kostenlose Storni falsches Signal“

Hält kostenlose Stornierungen für das falsche Signal in Richtung Kunden: Alltours-Inhaber Willi Verhuven. Foto: Alltours

Hält kostenlose Stornierungen für das falsche Signal in Richtung Kunden: Alltours-Inhaber Willi Verhuven. Foto: Alltours

Die Entscheidung hat für heftige Diskussionen in der Branche gesorgt: Seit 23. Juli bietet Alltours auch dann keine kurzfristigen kostenlosen Stornierungen mehr an, wenn ein Land vom Risiko- zum Hochrisiko-Gebiet hochgestuft wird.

Betroffen von der Entscheidung sind vor allem ungeimpfte Reisende, zu denen in den meisten Fällen auch Kinder zählen. Sie müssen nach der Rückkehr aus einem Hochinzidenzgebiet für mindestens fünf Tage in Quarantäne.

Stabile Flugpläne auch für Kunden wichtig

Alltours-Inhaber Willi Verhuven hält seine Entscheidung dennoch weiterhin für richtig, betont er im Interview mit touristik aktuell. Kostenlose Stornierungen seien „ein falsches Signal an die Kunden und fatal für die Branche“. Airlines und Hoteliers müssten planen – „aus wirtschaftlichen Gründen, aber auch im Sinne der Kunden“, so Verhuven. Für alle Seiten seien stabile Flugpläne wichtig. Und auch Reisebüros „benötigen Stabilität und können nicht immer für nichts arbeiten“.

Darüber hinaus betont Verhuven, dass die Hochstufung von Spanien zum Hochinzidenzgebiet seit Wochen absehbar gewesen sei. Mit dem Alltours-Angebot „Flexibel buchen“ hätten die Kunden deshalb genügend Zeit gehabt, kostenlos zu stornieren.

Zur Erinnerung: Kunden, die bis zum 20. Juni ihren Urlaub gebucht haben, können bis 14 Tage vor Abreise kostenlos stornieren und bis zu sieben Tage vor Abreise kostenlos umbuchen. Wer nach diesem Datum eine Alltours-Reise buchte, kann bis 21 Tage vor Abreise kostenlos stornieren und bis 14 Tage vor Abreise kostenlos umbuchen.

„Reisende beobachten die Entwicklung sehr genau“

Dass diese Fristen im Fall Spanien relativ lang seien, sieht Verhuven nicht. „Die Leute haben eine Eigenverantwortung – und sie nehmen sie auch wahr“, zeigt sich der Alltours-Inhaber überzeugt. So sei mit den steigenden Corona-Zahlen in Spanien auch die Zahl der Stornierungen hoch gegangen. „Die Kunden beobachten sehr genau die Entwicklung von Corona in ihrem Reiseziel.“ Und jeder wisse, „dass die Infektionszahlen eine stetige Wellenbewegung haben“.

Eine Rückreisewelle nach der Einstufung Spaniens zum Hochrisikogebiet hat es Verhuven zufolge nicht gegeben: „Wir hatten uns zwar darauf vorbereitet, aber die Nachfrage war gering.“ Dies zeige, dass sich die Urlauber auf die Situation eingestellt hatten und „wussten, dass diese Einstufung kommen würde.“

Corona-Pandemie hat Rechtslage verändert

Juristisch ist die Entscheidung von Alltours noch nicht durchgefochten. Dennoch könnte sie wegweisend sein. So hat sich das Verhalten aller Veranstalter bezüglich der Reisewarnungen des Auswärtigen Amtes grundlegend verändert: Die meisten sehen eine Reisewarnung wegen Corona nicht mehr als Grund, keine Reisen in das jeweilige Land mehr anzubieten.

Auch aus Sicht des Reiserechtlers Ernst Führich hat sich die Situation gravierend geändert. Es sei inzwischen bekannt, dass sich die Corona-Lage regelmäßig ändere – und damit auch behördliche Auflagen. Aus Sicht von Führich müssten deshalb beide Vertragspartner das Risiko einer Corona-Beeinträchtigung“ während der Reise tragen – der Reisende also genauso wie der Reiseveranstalter.

Der DRV hatte das Hochstufen Spaniens zum Hochrisikogebiet zuvor scharf kritisiert. 

Matthias Gürtler
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