Reisevertrieb

Nach TUI-Card-Kündigungen: VUSR fordert Aufklärung

Die Commerzbank hat zahlreichen TUI-Card-Inhabern gekündigt

Die Commerzbank hat zahlreichen TUI-Card-Inhabern gekündigt. Foto: Cineberg/iStockphoto

Nach der Kündigung von TUI-Cards durch die Commerzbank ist weiterhin unklar, wie viele Kunden betroffen sind. „Zahlen kommunizieren wir nicht“, teilt ein Sprecher auf Anfrage von touristik aktuell mit. Die Anzahl der Betroffenen dürfte jedoch nicht unerheblich sein, wie Reiseverkäufer in den Sozialen Medien und in Gesprächen mit der Redaktion berichten.

Groß ist auch die Verunsicherung ob der Gründe. Die Commerzbank erklärt zwar auf Nachfrage, dass die Kündigungen „im Zusammenhang mit regulatorischen Anforderungen ausgesprochen wurden, die von den Karteninhabern nicht erfüllt worden sind“. Die Bank sei verpflichtet, regelmäßig zu überprüfen, ob die Kundendaten noch korrekt und vollständig seien. Den Kunden treffe eine aktive Mitwirkungspflicht. „Die ausgesprochenen Kündigungen betreffen Fälle, in denen Karteninhaber diesen Mitwirkungspflichten nicht nachgekommen sind“, heißt es.

TUI soll weiter Partner der Bank bleiben

Darüber hinaus betont der Sprecher der Bank, dass die Vorgänge „keinerlei Bezug zum Unternehmen TUI“ haben. „Es gab auch keine sonstigen bei TUI liegenden Gründe.“ Die bestehende Kooperation zwischen beiden Unternehmen werde unverändert fortgesetzt.

Über die TUI-Card sind unter anderem Versicherungsleistungen abgedeckt. Ob diese für bereits mit der Karte bezahlte Reisen in der Zukunft noch Bestand haben, sei unklar, schreibt der Reisebüro-Verband VUSR. Und fordert jetzt eine lückenlose Aufklärung über Hintergründe und konkrete Auswirkungen auf Kunden und Vertrieb.

VUSR: Bank schade der ganzen Touristikbranche

„TUI und die Commerzbank haben ihren Kunden mit der Ausgabe der Karte ein Versprechen gegeben, und natürlich auch konkrete Leistungen wie etwa den Schutz bei Reiserücktritt in Aussicht gestellt, alles verbunden auch mit dem Namen des größten deutschen Reiseveranstalters“, sagt Verbands-Chefin Marija Linnhoff. Mit den kurzfristigen Kündigungen habe die Commerzbank deshalb nicht nur das Vertrauen ihrer eigenen Kunden erschüttert, sondern auch TUI und der Reisebranche insgesamt eine zusätzliche Bürde aufgeladen.

Das Geldinstitut betreibe eine „völlig vermurkste Kommunikationspolitik von oben herab“, kritisiert Linnhoff. Ihr zufolge habe das Kündigungsschreiben keine Begründung enthalten. „Wenn die angeblich fehlende Rückmeldung zur Überprüfung der Kundendaten der Kündigungsgrund ist, warum hat man das nicht in dem Schreiben so kommuniziert?“

Immer mehr betroffene Reisebüros

Laut Linnhoff und nach Recherchen von touristik aktuell gibt es etliche Fälle von Kunden, die die Überprüfung der Personalien im Vorfeld der Kündigung durchgeführt haben und die auch die neuen AGB bestätigt haben. Doch auch ihnen war wenige Tage später gekündigt worden. Wie die VUSR-Chefin erläutert, melden sich immer mehr Reisebüros, deren Kunden betroffen sind. „Auch Fragen des Verbraucherschutzes müssen vor diesem Hintergrund sehr intensiv geprüft werden.“

Doch nicht nur an der Commerzbank, auch an der TUI übt Linnhoff Kritik. „Es stellt sich die Frage, was in der internen Kommunikation zwischen TUI und der Commerzbank schiefgelaufen ist und warum man es nicht geschafft hat, die Vertriebspartner über die Situation wenigstens zu informieren.“ Einmal mehr lande der Unmut der Kunden und die Mehrarbeit beim Vertrieb. 

Antworten auf erste Fragen

Nach Informationen von touristik aktuell gibt es bereits Antworten auf die Fragen, die unter anderem der VUSR aufgeworfen hatte. Die Jahresgebühr für die nicht genutzten Monate wird erstattet. Im Hinblick auf die Leistungen der TUI Card für bereits gebuchte Reisen bleibt bei Buchungen und Abreise bis 31. Mai 2022 alles unverändert, sprich alle TUI-Card-Leistungen werden gewährt. Ab dem 1. Juni 2022 kann der Kunde dann eine neue TUI Card beantragen. Für die Zeit bis zur Ausstellung sollen Reisebüros den kostenlosen TUI-Card-Übergangsschutz einbuchen. An einer Lösung für TUI-Cruises-Buchungen wird zudem gearbeitet. Der Vertrieb sei informiert worden.

Ute Fiedler
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