Der Heilbronner Reiseanbieter We-Flytour hat am Samstag angekündigt, „in Kürze" beim zuständigen Amtsgericht Insolvenz anmelden zu müssen. Als Gründe nennt das Unternehmen in einem Vertriebsschreiben den „plötzlichen" Rückzug des Kreditkarten-Dienstleisters Get Net und die Verzögerungen beim Wechsel zu einem neuen Anbieter.
Diese hätten dazu geführt, dass über einen Zeitraum von zwei Monaten keine Restzahlungen haben eingezogen werden können, während man weiterhin alle Leistungen erbracht habe. „Diese unvorhersehbare Situation hat nicht nur unsere finanzielle Stabilität belastet, sondern auch das Vertrauen wichtiger Vertriebspartner erschüttert und zu weiteren Herausforderungen in der Zusammenarbeit mit Leistungsträgern geführt", heißt es in dem Schreiben weiter.
Reisen storniert, Notrufnummer eingerichtet
Der Veranstalter verweist darauf, dass der Deutsche Reisesicherungsfonds (DRSF) als Absicherer der bei We-Flytour angezahlten Kundengelder über die Situation „umgehend“ informiert worden sei. Für Reisende, die sich vor Ort mit Problemen konfrontiert sehen, wurden Notrufnummern eingerichtet. Reisende in der Türkei erhalten unter den Nummern +90 (0)533 653 35 38 und +90 (0)533 613 91 53 Hilfe. Reisende in anderen Zielgebieten können sich an die Nummer +49 (0)69 9588 4076 wenden. Für alle allgemeinen Fragen steht auch eine eigens eingerichtete Service-Hotline des DRSF zur Verfügung. Sie ist montags bis freitags von 8 bis 22 Uhr, samstags und sonntags von 9 bis 18 Uhr unter der Nummer 030 25 89 87 253 zu erreichen.
Vorerst werden alle nicht angetretenen Reisen bis einschließlich 26. November laut We-Flytour storniert. Zudem werden man Agenturpartner „aktiv über die weitere Vorgehensweise“ informieren.
Aus von Get Net für viele Anbieter ein Problem
Weiter heißt es in dem Schreiben: „Diese Nachricht trifft uns alle schwer, vor allem nach einer Phase des Wachstums und der intensiven Zusammenarbeit mit Ihnen, unseren geschätzten Partnern“. Erst Anfang November hatte We-Flytour eine Zusammenarbeit mit der Reisebüro-Kooperation TSS verkündet, auch weitere Reisebüro-Organisationen hatten Verträge mit dem Veranstalter geschlossen, der erst im September 2023 gegründet worden war.
Der Rückzug von Get Net sorgt auch bei anderen Veranstaltern für Probleme, vor allem einige Spezialisten berichten über ähnliche Probleme wie We-Flytour. Wie ernst die Situation bei ihnen ist, kann nicht seriös beurteilt werden.
Buchbarkeit über diverse Kanäle
Der Start von We-Flytour war sehr professionell, vor allem hatten die Heilbronner sehr schnell die nötigen Schnittstellen zum Reisebüro-Vertrieb geschaffen. So war der Anbieter unter anderem über Amadeus Toma, Cosmonaut von Traffics, Neo von Schmetterlin und My Jack von Bewotec buchbar.
Gewartet hatte zwar niemand auf einen weiteren B2B-Anbieter – dennoch erschien We Flytour zahlreichen Reisebüro-Organisationen als interessante Alternative vor allem im Geschäft mit dynamisch paketierten Reisen.
Geschäftsführer Aydin Ata war das allerdings nicht genug: Parallel zu We-Flytour startete er im Frühjahr zusätzlich den klassischen Pauschalreiseveranstalter First of Holiday. Ob auch dieser in finanziellen Schwierigkeiten steckt, ist unklar.