Verkehr

Small Planet Airlines stellt Insolvenzantrag

Update 17:15 Uhr

Gerüchte gab es schon länger, jetzt haben sie sich bewahrheitet: Der Charter- und Ferienflieger Small Planet Airlines in Deutschland ist insolvent. Die Airline hat am Dienstag beim Amtsgericht Berlin-Charlottenburg einen Antrag auf Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung gestellt, wie das Unternehmen mitteilt. Das Amtsgericht habe den Antrag genehmigt und als Sachwalter den Berliner Rechtsanwalt Joachim Voigt-Salus bestellt.

Ziel sei es, den Flugbetrieb der Airline „auch langfristig aufrechtzuerhalten“, heißt es weiter. Das Luftfahrtbundesamt habe der Weiterführung des Flugbetriebes zugestimmt.

Das heißt: Trotz der drohenden Pleite läuft das operative Geschäft des deutschen Ablegers der litauischen Airline-Gruppe zunächst weiter wie bisher. Alle Flüge von und nach Deutschland und den Niederlanden werden weiterhin von Small Planet Airlines Deutschland durchgeführt, versichert die Fluggesellschaft. „Gebuchte Tickets behalten ihre Gültigkeit. Alle Flugpläne bleiben gültig“, heißt es in der Mitteilung. Weitere Details zum Insolvenzverfahren nennt die Kanzlei von Voigt-Salus bislang nicht.

Hintergrund des Insolvenzantrags ist die „angespannte finanzielle Lage auf Grund der Geschehnisse des aktuellen Sommers“. Das hängt neben anderen Faktoren vor allem mit hohen Entschädigungsforderungen von Passagieren zusammen. Small Planet war eine der Airlines, die in der Hochsaison durch besonders viel Flugverspätungen und -streichungen auffielen.

Die Frage ist nun, wie sich die vier großen Reiseveranstalter TUI, Thomas Cook, DER Touristik und FTI verhalten, die bislang Hauptkunden der Charter-Airline sind. Zumindest auf absehbare Zeit dürften sie der Berliner Fluggesellschaft noch die Stange halten.

So versichert TUI, dass die Verträge mit Small Planet Airlines für die Wintersaison 2018/2019 „weiterhin Bestand“ hätten. Nach Angaben einer Unternehmenssprecherin plant der Marktführer bislang die Stationierung jeweils eines Flugzeugs im Vollcharter für die Flughäfen Leipzig/Halle und Paderborn/Lippstadt, die in Richtung Kanaren und Ägypten starten sollen. Auch die von Thomas Cook, DER Touristik und FTI beauftragten Flüge sollen nach derzeitigem Stand planmäßig stattfinden, heißt es in Mitteilungen der Reisekonzerne.

Für den nächsten Sommer sieht dies allerdings schon ganz anders aus. TUI zum Beispiel hat nach eigenen Angaben die Sommersaison 2019 „bereits vor geraumer Zeit“ ohne Vollcharter-Abnahme bei Small Planet geplant. Und auch FTI setzt dem Vernehmen nach im kommenden Sommer eher auf andere Charter-Airlines wie Corendon.

Die Small-Planet-Gruppe, zu der auch eine litauische, eine polnische und eine kambodschanische Schwestergesellschaft gehören, ist seit April 2016 in Deutschland aktiv und hatte nach der Air-Berlin-Pleite große Wachstumspläne. Im laufenden Sommer betreibt Small Planet Airlines Deutschland nach eigenen Angaben neun Maschinen vom Typ Airbus A320 und A321. Im Winter sollte eine reduzierte Flotte von sechs Fliegern den Flugplan bestreiten.

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