Verkehr

Aus für Azur Air in Deutschland

Update 15:00 Uhr
Jetzt steht es fest: Die Charter-Airline Azur Air wird nicht mehr abheben

Jetzt steht es fest: Die Charter-Airline Azur Air wird nicht mehr abheben. Foto: Azur Air

Nach der Insolvenz von Small Planet Airlines kommt jetzt von der nächsten Charter-Airline eine Hiobsbotschaft: Die Fluggesellschaft Azur Air in Deutschland hat ihren Betrieb eingestellt. Die Geschäftsführung und die Gesellschafter der deutschen Azur Air GmbH mit Sitz in Düsseldorf haben entschieden, den Geschäftsbetrieb stillzulegen und abzuwickeln, wie das Unternehmen mitteilt. 

Ähnlich wie bei Small Planet sind hohe finanzielle Belastungen infolge des wackeligen Flugbetriebs im Sommer der wichtigste Grund für den Schritt. Besonders „die Vielzahl an Flugunregelmäßigkeiten und Verspätungen hat zu hohen Kosten und entsprechenden Verlusten geführt“, heißt es. Azur Air bedauere, dass es nicht geschafft worden sei, den Flugbetrieb „auf wirtschaftlich stabile Beine zu stellen“.

Ausschlaggebend dürfte auch gewesen sein, dass der Veranstalter Anex Tour als Hauptkunde die Reißleine gezogen hat. Die Düsseldorfer hätten ihren Gästen „die permanenten Flugverschiebungen nicht mehr zumuten wollen“, heißt es in der Mitteilung. Azur Air war 2016 parallel zu Anex Tour in Deutschland gegründet worden, um für den Veranstalter als Charter-Flieger zu operieren.

Der Veranstalter hatte schon vor zwei Wochen Konsequenzen gezogen: Seitdem fliegt statt Azur Air die türkische Fluggesellschaft Onur Air im Subcharter für Anex. Dies werde fortgesetzt, um die Beförderung der Gäste sicherzustellen, teilt der Veranstalter jetzt mit. Zudem seien Kunden mit Azur Air-Ticket auf andere Partner-Airlines umgebucht worden.

Andere Veranstalter, die in der Vergangenheit ebenfalls Gäste auf Azur-Air-Flieger gebucht hatten, sind offenbar wenig bis gar nicht betroffen. So habe die FTI Group „seit einiger Zeit keine Charterverbindungen mit der Airline im Programm“, teilt Geschäftsführer Ralph Schiller auf Anfrage mit. Auch Alltours hat nach eigenem Bekunden „frühzeitig reagiert und Passagiere umgebucht“. Es müssten jetzt nur noch wenige Kunden umgebucht werden, so eine Alltours-Sprecherin.

Schon seit Tagen hatte es Spekulationen zur Zukunft der Airline gegeben. So war bekannt geworden, dass die letzte Mittelstreckenmaschine vom Typ Boeing 737 bereits Anfang September in die Türkei überführt worden war. Bis zuletzt hatte Azur Air versucht, die Fluglizenz (AOC) zu verkaufen und einen Investor zu finden, was offenbar gescheitert ist. „Vor diesem Hintergrund ist das Unternehmen gezwungen, noch im September die verbliebenen Arbeitsverträge zu kündigen“, heißt es nun.

Die Düsseldorfer hatten – nicht zuletzt nach der Pleite von Air Berlin – eigentlich große Expansionspläne: Bis zu fünf Maschinen wollte die Airline im Sommer einsetzen, letztlich waren es nur drei. Ende Juli wurde schließlich bekannt, dass die Charter-Airline nur noch ein Flugzeug betreiben wird, knapp 90 Mitarbeitern war gekündigt worden (siehe hier).

Sowohl Azur Air als auch Anex Tour in Deutschland gehören zur Holding NW International BV in den Niederlanden. Dahinter wiederum steht die russische Anex Tourism Group.

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