Das nächste Airline-Grounding: Der angeschlagene isländische Billigflieger Wow Air hat am Donnerstag den Flugbetrieb eingestellt. Alle Flüge seien gestrichen worden, heißt es übereinstimmend auf den Websites der Airline und der Icelandic Transport Authority. Passagieren rät die Fluggesellschaft, sich bei anderen Airlines über verfügbare Flüge zu informieren.
Das betrifft auch Verbindungen aus Deutschland. Medienberichten zufolge wurden am Donnerstagmorgen unter anderem Flüge von Wow Air zwischen Reykjavik und Berlin-Schönefeld sowie Frankfurt am Main gestrichen. Alle Passagiere seien bereits informiert worden, so die Airline. Wie viel Passagiere auf Deutschland-Flügen gebucht waren, ist bislang nicht bekannt.
Icelandair will nicht aufstocken
Das vorläufige Aus von Wow Air ist ein schwerer Schlag für Islands Tourimusbranche, denn der Low-Cost-Carrier soll mehr als ein Drittel aller Passagiere auf die Insel befördert haben. Ob die nationale Fluglinie und Konkurrentin Icelandair auf den Wegfall der Kapazitäten reagieren wird, ist bislang unklar. „Aktuell planen wir keine weiteren Aufstockungen des Flugplans, auch weil wir dies flottenseitig nicht so kurzfristig flexibel erweitern können“, sagt der deutsche Account Manager Lukas Hofmeister auf ta-Anfrage.
Icelandair will im Sommer ohnehin schon stark aufstocken: Ab Mai sollen die Flugkapazitäten auf den Deutschland-Strecken verdoppelt werden, hatte Icelandair bereits im vergangenen Jahr angekündigt (siehe hier).
Obwohl Wow Air schon seit Längerem starke wirtschaftliche Probleme plagten, kommt das Grounding etwas überraschend. Denn nach mehrfach geplatzten Verhandlungen mit Investoren – unter anderem Icelandair – sah zuletzt wieder relativ gut aus für die Isländer. Erst am Dienstag hatte das Unternehmen mitgeteilt, dass die Anleiheinhaber einer Umwandlung von Schulden in Aktienkapital zugestimmt hätten. Zudem habe man bereits Investorengespräche zur Finanzierung aufgenommen (siehe hier).
Radikales Sparprogramm beschlossen
Laut isländischen Medienberichten haben fast alle Gläubiger dem Deal zugestimmt und Forderungen von umgerechnet knapp 110 Millionen Euro umgewandelt. Dafür hielten sie nun 49 Prozent an der Fluglinie, 51 Prozent der Anteile sollen an einen Investor verkauft werden. Den Angaben zufolge soll Wow-Air-Gründer Skuli Mogensen den Deal vermittelt haben.
Wow Air hatte wegen seiner Finanznot unter anderem bereits eine radikale Reduzierung der Flotte beschlossen. Zudem wurden diverse Strecken gestrichen – in Deutschland etwa drei wöchentliche Verbindungen von Düsseldorf, die für Sommer geplant waren.
