Verkehr

TUI Fly will auf die Langstrecke

Ambitionierte Pläne: TUI Fly, hier eine Boeing 737-800, will im übernächsten Winter auch die Langstrecke bedienen

Ambitionierte Pläne: TUI Fly, hier eine Boeing 737-800, will im übernächsten Winter auch die Langstrecke bedienen. Foto: TUI Fly

Der Ferienflieger TUI Fly könnte ab November 2020 eigene Langstreckenflüge anbieten. Entsprechende Pläne dafür sollen geprüft werden, wie der Aufsichtsrat der TUI-Airline entschieden hat. Der Konzern wolle seiner Flugtochter „den umfangreichen Markteintritt im Langstreckenverkehr mit modernen Flugzeugen des Typs Boeing 787“ ermöglichen, heißt es in einem Papier, das touristik aktuell vorliegt. 

Mit den Überlegungen für eine solche Expansion reagiert TUI Fly auf den Insolvenzantrag von Thomas Cook. „Nach der Thomas-Cook-Insolvenz wurden Aufsichtsrat die Marktsituation und Optionen für TUI Fly eingehend diskutiert“, heißt es in einem Statement des Unternehmens. „Es gibt ein gemeinsames Verständnis, dass jetzt die Zeit ist, alle Szenarien für Wachstum im Ferienflugmarkt und bei TUI Fly wirtschaftlich und strategisch zu bewerten.“ Dazu gehöre auch „die Möglichkeit einer Langstrecke bei TUI Fly in Deutschland“.

Durch die neue Strategie erhofft sich der Urlaubsflieger Vorteile bei der Flugzeugfinanzierung sowie Kostenentlastungen. Sie sollen die TUI-Airline dauerhaft in die Profitabilität führen. Gleichzeitig ist die neue Stoßrichtung als endgültige Absage an eine mögliche Fusion mit der Cook-Tochter Condor zu sehen.

Welche Strecken bedient werden sollen, ist noch nicht bekannt. Im Fokus dürften Ziele stehen, in denen TUI über eigene Hotels verfügt und in denen sich wichtige Häfen für den Austausch von Kreuzfahrtpassagieren befinden.

Interessant ist der etwas kryptisch ausgedrückte Passus „Vermeidung des Einkaufs und Erstarkens von Drittcarriern“. Er weist auf ein Problem hin, in dem TUI Fly seit Monaten steckt: Es fehlen die Flugzeuge des gegroundeten Problemfliegers Boeing B737 Max, die noch beim Hersteller stehen und nicht freigegeben sind. Stattdessen müssen teure Subcharter eingekauft werden.

Ohne Zustimmung auf Seiten der Belegschaft ist das Projekt „Langstrecke“ nicht zu stemmen, darüber ist sich der Aufsichtsrat klar. „Da muss noch ein dickes Brett gebohrt werden“, berichtet ein Mitglied des Aufsichtsrats. Auch die Tarifpartner, allen voran die Vereinigung Cockpit, Verdi, die Personalvertretung sowie der Betriebsrat, müssen noch jede Menge Überzeugungsarbeit leisten.

Es gehe dabei nicht um Abstriche bei der Vergütung, sondern darum, dass diese bei den nächsten Tarifrunden eine Weile „die Füße stillhalten“ und die Bereitschaft zu erkennen zu geben, „durch freiwillige Leistungen letztlich die Profitabilität zu steigern“, heißt es hinter den Kulissen.

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