Verkehr

Finnair setzt auf kurzfristige Finnland-Urlauber

Normalerweise ist der finnische National-Carrier Finnair vor allem für sein großes Angebot an Umsteigeflügen in Richtung Asien bekannt. Nach der Corona-Pause will die Fluglinie deutsche Urlauber aber zunächst einmal für den Heimatmarkt Finnland begeistern. Denn ab 13. Juli sind Reisen dorthin wieder möglich.

„Finnland ist ein Land mit sehr viel Platz und wegen der geringen Infektionszahlen ist das Leben dort im Moment fast normal“, wirbt Deutschland-Chef Jan Pellinen für das Kurzstreckenziel. So gebe es im öffentlichen Leben keine Maskenpflicht, zudem verfüge das Land über eine gute medizinische Versorgung. Außerdem seien wegen der geringen Nachfrage derzeit „die Preise sehr attraktiv – zum Beispiel für Ferienhäuser am See“.

Flüge ab Mitte Juli „sehr gut nachgefragt“
Was aus Sicht des Airline-Managers natürlich das wichtigste Argument ist: Der Flugbetrieb von deutschen Abflughäfen zum Hub Helsinki ist seit Anfang Juli wieder spürbar hochgefahren worden. Von Frankfurt und Berlin aus werden seither tägliche Verbindungen angeboten, ab München, Düsseldorf und Hamburg geht es fünfmal pro Woche. Stuttgart soll nach bisherigem Stand ab September wieder bedient werden. Und der Neustart lässt sich Pellinen zufolge gut an: „Die Flüge ab 13. Juli sind sehr gut nachgefragt, teilweise gibt es schon Überbuchungen.“

Freilich ist das noch ein bescheidener Anfang. Habe es vor der Corona-Pandemie 105 Finnair-Flüge pro Woche ab Deutschland gegeben, seien jetzt knapp 30, berichtet Pellinen. Dazu kommt: Die Strecken werden mit Regional-Jets vom Typ Embraer 190 mit einer Kapazität von maximal 100 Sitzen geflogen, normalerweise kommen Airbus-Maschinen der A320-Familie zum Einsatz.

Wie alle Airlines sind die Finnen auch insgesamt noch weit vom Normalzustand entfernt. Nachdem der Flugbetrieb zu Lockdown-Zeiten auf fünf Prozent heruntergefahren wurde, liegt man inzwischen bei einer Kapazität zwischen 25 und 30 Prozent. Auch einige der wichtigen asiatischen Langstreckenziele wie Hongkong, Tokio und Seoul werden wieder geflogen. Erklärtes Ziel der Airline ist es laut Pellinen, bis Dezember 70 Prozent der ursprünglichen Kapazität zu erreichen.

80 Millionen Euro müssen gespart werden
Trotz der Aufbruchstimmung hat Finnair natürlich ebenfalls mit den wirtschaftlichen Folgen von Corona zu kämpfen. Obwohl die Gesellschaft nach Darstellung des Deutschland-Chefs über ein „gutes finanzielles Polster“ verfügt, waren Staatshilfen in Höhe von 600 Millionen Euro zum Überleben notwendig. Nun sei man gezwungen, im Vergleich zum Vorjahr rund 80 Millionen Euro einzusparen, etwa durch Maßnahmen in den Bereichen Verwaltung und IT sowie dem Flugzeug-Leasing.

Entlassungen sollen nach bisherigem Stand aber vermieden werden. „Finnair versucht, seine Mitarbeiter zu halten, denn wir sind überzeugt, dass die Nachfrage zurückkehrt“, betont Pellinen. Auch wenn es wohl noch drei Jahre dauern werde, bis man das Niveau vor der Virus-Krise wieder erreiche.

 
Thomas Riebesehl