Verkehr

DB: Nullprovision und neues Buchungsportal

DB-Vertriebsexpertin Karina Kaestner will den meisten DB-Reisebüros keine Provision mehr zahlen. Foto: Deutsche Bahn

DB-Vertriebsexpertin Karina Kaestner will den meisten DB-Reisebüros keine Provision mehr zahlen. Foto: Deutsche Bahn

Lange Zeit war dieser Schritt erwartet worden, jetzt setzt die Deutsche Bahn ihn um: Ab kommendem Jahr wird die Mehrzahl der Reisebüros mit DB-Lizenz keine Vergütung mehr bekommen, wie die DB Vertrieb GmbH mitteilt. Um den Verkauf von Bahn-Produkten für den Counter dennoch attraktiver zu machen, startet der Schienenkonzern parallel dazu ein neues Online-Buchungsportal. 

Reaktion „auf den Markttrend“

Von der Nullprovision beim Verkauf sowohl von Nah- als auch Fernverkehrsprodukten der Bahn sind rund 800 Reisebüros betroffen, die im bisherigen Vertragssystem als „Classic Agenturen“ eingestuft sind. Anders sieht es bei den rund 350 so genannten Präsenz-Agenturen aus, die vertraglich bestellte Leistungen etwa von Verkehrsverbünden anbieten: Diese erhalten im Fernverkehr künftig einen festen Provisionssatz von fünf Prozent, für den Nahverkehr gelten Umsatzstufen.

Mit der Entscheidung, keine umsatzabhängige Vergütung mehr zu zahlen, reagiere die Bahn „auf den Markttrend“, erklärt Karina Kaestner, die das Partnermanagement bei DB Vertrieb leitet. So habe der Ticketverkauf über Reisebüros durch den „Shift zu den digitalen Kanälen“, der durch die Corona-Pandemie zusätzlich verstärkt worden sei, besonders im Fernverkehr „signifikant an Bedeutung verloren“ und habe 2021 nur noch einen Anteil von zwei Prozent ausgemacht. Zugleich würden Reisebüros sinkende Umsätze zunehmend durch Service-Entgelte ausgleichen.

Vertriebsanteil nur noch bei vier Prozent

Daher sei der Schritt hin zur Nullprovision „für beide Seiten die klarere Lösung“, die seitens der Vertriebspartner auch erwartet worden sei, so Kaestner mit Verweis auf die Geschäftsreise-Agenturen, bei denen sei die Vergütung bereits 2014 gestrichen wurde. Dies habe sich „gut etabliert“, weil die Reisebüros durch die Erhebung von Service-Fees klarer abrechnen und sich administrativen Aufwand sparen könnten.

Zugleich will die Bahn aber verhindern, dass sich der Agenturvertrieb aus der Fläche komplett zurückzieht. Denn die Marktentwicklung und der Fokus auf den Digitalvertrieb haben dazu geführt, dass DB-Reisebüros im vergangenen Jahr nur noch vier Prozent zu den Gesamteinnahmen beigesteuert haben, während die Quote bei den Online-Kanälen inzwischen bei über 50 Prozent liegt. „Von insgesamt rund 9.000 Reisebüros in Deutschland bieten weniger als zehn Prozent DB-Produkte in Vollizenz an“, berichtet Kaestner. „Das finden wir ein bisschen schade.“ 

„Bahn Easy“ ab Anfang nächsten Jahres

Um das zu ändern, führt die Vertriebsabteilung der Bahn Anfang 2023 ein neues Buchungsportal namens „Bahn Easy“ ein. Die kostenlose Online-Lösung biete für alle interessierten Reisebüros einen „einfachen Zugang zu den am häufigsten nachgefragten Angeboten“ wie Fernverkehrstickets oder Sparpreise, wobei ausschließlich digitale Fahrscheine mit bargeldloser Bezahlung erstellt werden.

Laut DB steht es dabei den Agenturpartnern frei, ob sie weiterhin die Volllizenz mit der Buchung über ein GDS oder Bahn Easy nutzen möchten, auch der parallele Einsatz beider Systeme ist möglich. Derzeit werde das neue Tool im Rahmen eines Pilotprojekts mit knapp 50 Reisebüros getestet – und das Feedback sei bisher „positiv“. Weitere Infos findet man unter www.db-partner.info/bahneasy.

Thomas Riebesehl