Verkehr

Deutscher Luftverkehr erholt sich langsamer

Trotz jetzt voller Terminals: Das Passagieraufkommen an deutschen Airports wie dem BER lag im ersten Halbjahr noch deutlich unter dem Vorkrisenniveau. Foto: Flughafen Berlin Brandenburg

Trotz jetzt voller Terminals: Das Passagieraufkommen an deutschen Airports wie dem BER lag im ersten Halbjahr noch deutlich unter dem Vorkrisenniveau. Foto: Flughafen Berlin Brandenburg

Durch den Boom bei Urlaubsreisen hat sich der deutsche Luftverkehr im ersten Halbjahr erholt – allerdings deutlich langsamer als in anderen europäischen Staaten. Laut Branchenverband BDL erreichte das Passagieraufkommen an deutschen Flughäfen im Schnitt 59 Prozent im Vergleich zum ersten Halbjahr 2019, das Niveau des Flugangebots von/nach und in Deutschland lag bei 65 Prozent. Deutschland hinkt damit im Vergleich zu anderen europäischen Staaten wie Griechenland mit 97 Prozent, Türkei (88 Prozent) und Spanien (86 Prozent) hinterher.

„Verlässliche Kalkulation unmöglich“

Eine wesentliche Ursache sind dem BDL zufolge die insbesondere in Deutschland im ersten Quartal noch anhaltenden Reisewarnungen wegen der Omikron-Variante des Coronavirus. Erst nach einer Rücknahme des größten Teils der Reisewarnungen sei ab Ostern 2022 die Nachfrage sprunghaft angezogen, sodass das Flugangebot im Sommerflugplan bereits 75 Prozent des Niveaus von 2019 betragen habe.

„Eine so deutliche Abweichung der realen Nachfrage gegenüber den Planungen und Vorhersagen ist beispiellos. Das volatile Infektionsgeschehen und das damit verbundene Hin und Her bei Reisebeschränkungen und Reisewarnungen hat eine verlässliche Kalkulation des Reiseverhaltens unmöglich gemacht“, sagt BDL-Chef Jost Lammers auch mit Blick auf das jetzige Flug-Chaos.

Die Verkehrsentwicklung während der Corona-Pandemie habe zudem „Änderungen der Reiseströme hinterlassen“, heißt es in der Halbjahresbilanz weiter. Dies gelte besonders für den innerdeutschen Luftverkehr. Laut Verkehrsstromanalyse des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt blieb beim Wiederanziehen der Verkehrsnachfrage der innerdeutsche Luftverkehr mit nur 24 Prozent der Passagiere im Vergleich zu 2019 überproportional zurück. Dies sei vor allem auf eine Verlagerung auf die Schiene zurückzuführen, die durch den intermodalen Ausbau der Netze maßgeblich vorangetrieben werde.

Kerosinpreis in zwei Jahren verdreifacht

Auch der Flughafenverband ADV hat eine Nachfrageerholung verzeichnet, die „dynamischer als erwartet“ sei. Demzufolge wurden von Januar bis Juni an den deutschen Flughäfen fast 69 Millionen Passagiere gezählt – knapp 327 Prozent mehr als 2021, aber immer noch rund 42 Prozent weniger als vor der Corona-Krise.

In die Höhe geschossen sind laut BDL hingegen die Kerosinpreise: Diese hätten sich seit dem Angriff auf die Ukraine verdoppelt und in den letzten zwei Jahren sogar mehr als verdreifacht. Da Treibstoff üblicherweise zwischen 25 und 35 Prozent der Kosten einer Fluggesellschaft ausmache, wirke sich die Entwicklung auch auf die Flugpreise aus.

Thomas Riebesehl