Verkehr

Chaos-Flugplanung: Das sagt ein Experte

Das Thema Flugstreichungen muss aus Expertensicht differenziert betrachtet werden

Das Thema Flugstreichungen muss aus Expertensicht differenziert betrachtet werden. Foto: Barig

Airline-Berater Gerald Wissel

Airline-Berater Gerald Wissel. Foto: Airborne Consulting

Der Hamburger Airline-Berater Gerald Wissel hält Spekulationen in der Reisebranche für abwegig, wonach Fluglinien – um möglichst viele Buchungen zu generieren – bewusst Flüge in den Verkauf geben oder lange in Buchungssystemen lassen, die sie später möglicherweise wieder streichen. Zwar falle die hohe Zahl an Flugstreichungen momentan „durchaus auf“ und sei für Passagiere und Vertrieb auch „nicht akzeptabel“, so Wissel im Gespräch mit touristik aktuell.

Viele Gründe für Flugänderungen

Allerdings gebe es dafür vielfältige Gründe. „Zunächst haben Airlines noch immer mit massiven Personalproblemen bei den Crews – unter anderem aufgrund Engpässen bei den Wiedereingliederungen und den Schulungen – zu kämpfen. Dazu kommen große Probleme bei der Technik und Wartung, weil die Flugzeughersteller wegen unterbrochener Lieferketten teilweise keine oder erst verspätet bestimmte Ersatzteile liefern können“, erläutert Wissel.

Und schließlich, so die Vermutung des Luftfahrtexperten, sei die Flugplanung seit Corona viel unsicherer geworden: „Man kann sich nicht mehr so stark auf Erfahrungswerte der vergangenen Jahre stützen, um Nachfrage und Buchungsverhalten einzuschätzen. Man macht die Planung und Steuerung im Moment viel mehr manuell, also Strecke für Strecke – und ein Stück weit auch ins Blaue hinein.“

Flugstreichungen auch für Airlines „nicht trivial“

Nicht zuletzt falle durch Streichungen und Flugplanänderungen nicht nur für den Vertrieb, sondern auch für die Airlines selbst ein hoher Mehraufwand an. „Man muss bedenken, dass Umbuchungen und Stornierungen auch für Airlines nicht trivial sind“, erklärt Gerald Wissel. Dies seien „hochgradig komplexe Prozesse“ mit vielen Auswirkungen auf das gesamte Netzwerk, den Flugbetrieb und den Crew-Einsatz.

Thomas Riebesehl
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