Tunesien

Oasen am Salzsee

Lehmkunst: Ziegelfassade mit Wasserabläufen in Nefta.

Tozeur punktet mit lebendiger Altstadt, Nefta mit Öko-Design-Hotel

Souad Khchim hat Tozeurs kleines Museum eingerichtet und gibt kurzweilige Führungen. Fotos: cb

Der Urlauberrückgang nach der Jasminrevolution hat Südtunesiens Oasen stärker getroffen als die Mittelmeer-Strände. Zwei am Flughafen Tozeur-Nefta geparkte Boeing 747 des einstigen irakischen Diktators Saddam Hussein versinnbildlichen das geringe Verkehrsaufkommen. Dabei haben die Oasenstädte viel zu bieten. Und die Zeit ist günstig, freie Kapazitäten an Nordafrikas größtem Salzsee, dem Chott el Djerid, zu nutzen und die Oasen zu erkunden.

Tozeur mit seiner guten Hotelinfrastruktur ist ein idealer Ausgangspunkt. In der Rue de Kairouan der Lehmziegel-Altstadt reiht sich eine Attraktion an die andere. Den besten Überblick vermittelt das Berber-Café auf dem Dach der Antiquitätenhandlung Dar Tozorus, in der Kuriositäten und Kunsthandwerk zusammengetragen sind.

Prima lässt sich ein Minztee mit der Aussicht über die Dächer der Oasenstadt kombinieren. Nebenan stellt die Raoudha Bribech ihre Gemälde in der Galerie Tozart aus. Haus und Innenhof der Künstlerin vermitteln einen guten Eindruck vom Medina-Leben.

Das gilt auch für das kleine Museum von Souad Khchim, ein paar Schritte weiter. In einer Koranschule aus dem 17. Jahrhundert präsentiert sie Geschichte und Tradition ihrer Stadt. Auch das Kulturcafé Hoch El-Abbes lädt zum Mitmachen ein. Mal spielt Ansvar Brahem Daher Youssef die Bechertrommel Darbouka, mal die Kurzhalslaute Oud und zeigt, wie es geht. Dann animiert er zum Tanz.

Kurzweilig gestaltet sich der Besuch im Eden Palm, mitten in der Oase von Tozeur. Das Museum vermittelt den Unterschied weiblicher und männlicher Dattelpalmen, die in der angeschlossenen Palmerie in natura besichtigt werden können. Bis 100 Kilo Datteln tragen die Weibchen pro Jahr, vorausgesetzt ein Männchen steht in der Nähe.

Dattelpalmen wachsen auch im Talkessel Corbeille der Oasenstadt Nefta. Den besten Blick auf das Grün bietet das Hotel Dar Hi von Star-Designerin Matali Crasset. Schwefelhaltiges Thermalwasser macht den Pool der All-inclusive-Öko-Lodge sogar im Winter attraktiv. Die Show-Küche serviert regionale Kost, vorzugsweise aus biologischem Anbau.

Ein kurzer Fußweg führt in Neftas Altstadt, die mit Tozeur die Lehmziegel-Architektur teilt. Dabei wirken dicke Wände, tiefe Fugen und Schatten spendende Muster als natürliche Klimaanlage. Gänge unter Palmholzdecken führen durch die Medina. Ein Jahr wurde das Holz zum Imprägnieren im Salz des Chott el Djerid eingelegt.

Mit 24 Moscheen und 100 Marabouts gilt Nefta als Zentrum des Sufismus, einer asketisch-spirituellen Strömung des Islams. Wer den Kontrast sucht, wird bei Ong el Jmel in der Wüste fündig, wo Jahrzehnte nach dem Kinoerfolg die Star-Wars-Kulissen bestens erhalten sind.
Christian Boergen
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