Die südafrikanische Metropole bietet mehr als die Kluft zwischen Arm und Reich
Es gibt wohl nur wenige Metropolen weltweit, in denen die Gegensätze zwischen Arm und Reich, zwischen Erster und Dritter Welt so krass aufeinandertreffen wie im südafrikanischen Johannesburg. So erinnert etwa der nördlich gelegene Stadtteil Sandton weit mehr an wohlhabende amerikanische Vororte als an die Klischeebilder von Afrika.Zahlreiche, meist deutsche Luxuskarossen fahren durch die gut ausgebauten Straßen, das riesige Einkaufszentren Sandton City ist voller teurer Nobelgeschäfte. Und abends lassen sich – die mehrheitlich weißen – Besucher am Nelson Mandela Square auf einer im italienischen Stil angelegten Piazza kulinarisch verwöhnen und gehen anschließend in eine trendige Bar. Wer die üblichen Sicherheitsregeln beherzigt, kann in Sandton einen unbeschwerten Abend erleben und vergessen, dass er sich in einer Acht-Millionen-Megacity befindet, die zu den unsichersten der Welt zählt – auch wenn die Kriminalitätsrate in Johannesburg in den vergangenen Jahren deutlich zurückgegangen ist. Doch nur etwa 25 Kilometer weiter südlich fängt das Elend an. In Soweto, dem riesigen Township direkt vor den Toren der Stadt, leben Millionen schwarzer Südafrikaner unter teilweise erbärmlichen Bedingungen – ohne Wasser, Strom und eine vernünftige Kanalisation. Um einen Einblick in diese Welt zu bekommen, können Urlauber sich von einem ortskundigen Führer begleiten lassen und sich in eines dieser Elendsquartiere hineinbegeben. Die Menschen sind freundlich und geben gerne Auskunft über ihre schwierigen Lebensumstände – eine durchaus beeindruckende Erfahrung gerade für Europäer. Doch Johannesburg hat viel mehr zu bieten als den extremen Gegensatz zwischen Reichtum und Elend. In den vergangenen Jahren sind in der 1886 gegründeten Goldgräbermetropole mehrere große Museen entstanden, die vor allem die Geschichte der südafrikanischen Rassentrennung und den Befreiungskampf der schwarzen Bevölkerung darstellen und erläutern. Besonders das Apartheid-Museum lohnt dabei einen Besuch. Hier können sich Touristen und Einheimische multimedial und umfassend über die Geschichte der staatlich angeordneten Rassentrennung informieren und zahlreiche Originalstücke aus jener Zeit – von Handfeuerwaffen bis hin zum Original-Panzerwagen der südafrikanischen Polizei – anschauen. Aber auch das Hector-Pieterson-Museum direkt in Soweto lädt zum intensiven Nachdenken ein. Dort wird die Geschichte eines Protestmarsches von schwarzen Schülern erzählt, die 1976 gegen die Einführung der „weißen Sprache“ Afrikaans als Schulsprache demonstrierten. Bei den folgenden Straßenkämpfen kamen mehrere hundert Jugendliche ums Leben. Und wer die Vergangenheit dieser Stadt versteht, begreift vielleicht auch besser ihre schwierige Gegenwart.