Ägypten

Ägypten per Dromedar, Jeep oder Quad

Ein statt zwei Höcker: Kamel-Safaris auf dem Sinai werden auf dem Rücken von Dromedars durchgeführt.

Ein statt zwei Höcker: Kamel-Safaris auf dem Sinai werden auf dem Rücken von Dromedars durchgeführt. Foto: cb

Unterwegs auf der Halbinsel Sinai jenseits von Sharm el Sheik

Ups! – das Dromedar ist wieder über eine Felskante geklettert und dabei vorne ganz schön in die Knie gegangen. So eine Kamelsafari entlang der Küste der Sinai-Halbinsel ist aufregend! Wie ein umgekehrtes hölzernes U schütze der Sattel den Höcker, so dass er nicht gedrückt werde, versichern die Beduinen.

Das Panorama ist grandios: Rechts ragt steil die Felswüste des Sinai auf, links glitzert blau der Golf von Aqaba. Auf der anderen Seite ist Saudi Arabien zu sehen. Dort sind Kamele mit zwei Höckern heimisch, hier in Ägypten ausschließlich Dromedare, erzählen die Beduinen. Sie leben vom Tourismus und meist in festen Häusern, auch wenn die Hütten, in denen sie am Strand ein Mittagessen servieren, etwas anderes vermuten lassen.

Nahezu überall begrüßen die Beduinen Besucher mit Tee, und locker verschleierte Frauen verkaufen Ketten, steinerne Wüstenrosen sowie Perlengeflechte zum Schmücken von Damenhänden. Kinder betteln um die Wette als müssten sie gleich verhungern. Diese Gefahr, so Reiseführer Hamy, bestehe keineswegs. Wer einem kleinen Mädchen etwas gibt, hat schnell eine ganze Kinderschar auf den Fersen. Ob Obst, Kugelschreiber oder Bargeld – sie bekommen nie genug und bitten forsch um Nachschlag.

Nach anderthalb Stunden im Sattel über dem Höcker endet die Kamelsafari am Ufer. Hinter einer Anhöhe, die zu Fuß in der Hitze gar nicht so einfach zu bezwingen ist, wartet das „Blue Hole“. Cafés und Restaurants säumen das 200 Meter tiefe, blaue Taucherloch bei Dahab. Schon der Blick durch die Taucherbrille beeindruckt: Korallen in allen Farben, Flöten-, Rotfeuer-, Wimpel- und viele andere Fische leuchten im tiefen Blau des ungemein klaren Wassers.

Kaum weniger bunt sind die Speisefische in den Auslagen der Restaurants entlang der halbkreisförmigen Bucht von Dahab. Anders als im etwa 100 Kilometer südlich gelegenen Sharm el Sheik mit seinen 200 Hotelanlagen ist der Massentourismus in Dahab noch nicht angekommen. Die Preise sind moderat; in den kleinen Hotels und Gästehäusern mit Hippie-Flair dominieren Taucher.

Auch motorisierte Safaris werden auf der Halbinsel angeboten. Der Erlebniswert kommt jedoch nicht an die Dromedarvariante heran: Spektakuläre Drifts wie in den Dünen von Dubai sind in der Felswüste nicht angesagt, an manch schöner Gesteinsformation wird vorbeigebrettert. Die Sitzposition längs zur Fahrtrichtung hinten im Jeep ist ungünstig, speziell dann, wenn acht kräftigere Passagiere an Bord sind. Bandscheibenpatienten sollten darauf unbedingt verzichten!

Etwas mehr zu sehen ist auf Quad-Safaris. Es staubt gewaltig, wenn die „Motorräder mit vier Ballonreifen“ durch die Wüste knattern. Dass kein Führerschein erforderlich ist, hat seinen Preis: Das Tempo ist gemächlich, und alle müssen – wie bei der Dromedarkarawane – in der Spur bleiben.

Christian Boergen