Ägypten

Ägypten: Nil mit Stil

Das malerische Assuan gilt als die schönste Stadt Ägyptens.

Das malerische Assuan gilt als die schönste Stadt Ägyptens.

Im Segelboot zu den alten Schätzen

Stimmungsvoller Sonnenuntergang an Deck.

Stimmungsvoller Sonnenuntergang an Deck. Fotos: ar

Ägypten ist, wie vor zweieinhalbtausend Jahren der griechische Geschichtsschreiber Herodot treffend schrieb, ein Geschenk des Nil. Doch dem längsten Fluss der Erde wird bis heute nichts geschenkt. Auf der rund 200 Kilometer langen Strecke zwischen Assuan und Luxor verkehren fast 300 Schiffe. Die schwimmenden Hotels mit bis zu 100 Kabinen werden abends nebeneinander vertäut, so dass man direkt ins Fenster des Nachbarschiffes schauen kann. Neben dem Lärm bekommt man dabei auch die Dieselschwaden ab.

Die meisten Kreuzfahrten beginnen in Luxor und dauern drei bis sechs Tage. Galabaya-Kostümfeste und Bauchtanzspektakel lassen nach Sonnenuntergang die Gäste, die von der Besichtigung der Gräber und Tempelruinen Westthebens und der Tempel von Luxor und Karnak zurückkehren, kaum zur Ruhe kommen.

Der Nil beflügelt die Fantasie
Dabei kann diese Art des Reisens sehr komfortabel sein. Generationen von Ägypten-Reisenden schwärmen von den Erlebnissen auf dem Strom, viele Bücher und Filme beflügelten die Fantasie. 1885 lief die Sudan vom Stapel, auf der Agatha Christies „Tod auf dem Nil“ verfilmt wurde, der Schaufelraddampfer ist nach gründlicherer Renovierung heute noch im Einsatz. Die ersten Gruppen des Briten Thomas Cook, Erfinder der Pauschalreise, wurden auf dem Nil im Zweimaster befördert. Dahabeyas, „goldene Boote“ heißen die historischen Nil-Segler, wie die bereits 1835 gebaute Dongola. In der Tradition der Nil-Segler steht auch die Princess Donia. Der 2005 eingeweihte, 26 Meter lange und sechs Meter breite Zweimaster ist ein reines Segelschiff, begleitet von einem Motorboot, das bei Flaute die Donia ziehen kann.

Doch heute schlägt das Segeltuch, mit dem das Sonnendeck teilweise überdacht ist, leise im Wind. Ganz entspannt lehnen die Passagiere in ihren Korbsesseln und genießen im warmen Abendlicht einen Gin Tonic an Bord des gemächlich stromaufwärts gleitenden Holzschiffes. Palmen und Zuckerrohrfelder gedeihen auf dem schmalen Grünstreifen rechts und links des Stromes. Noch immer ist das Wasser blaugrün. Die Segel der kleinen Feluken bilden weiße Farbtupfer vor den grünen Feldern und der dahinter leuchtenden gelbbraunen Wüste. Massige Wasserbüffel und weiße Kuhreiher zaubern eine Idylle wie aus dem Lehrbuch. Wie gut tut es, die Beine hochzulegen. Die Crew richtet schon den Tisch fürs Abendessen, aus der Küche duftet es nach frischem Fladenbrot.

Tags zuvor hatten die Kreuzfahrer auf der Nil-Insel El Gouzi ein Barbecue mit Kebab und Kufta, dazu zupften Musiker die Simsimiya, eine fünfsaitige Leier, und schlugen die Nahrasan. Ein perfekter Tag, dessen Höhepunkt der Besuch des Doppeltempels von Kom Ombo war. Eine Hälfte des Tempels aus der Ptolemäerzeit ist dem Sonnengott Horus gewidmet, die andere Sobek, der die Sonne auf ihrer nächtlichen Fahrt über das Wasser der Unterwelt begleitet haben soll. Vier der heiligen Krokodile, von denen antike Reiseberichte künden, sind als Mumien zu bewundern.

Zwischen Hühnern und Ziegen
Am nächsten Morgen geht's mit dem Beiboot nach Daraw und mit dem Auto zum orientalisch lebhaften Markt des Städtchens. Hühner gackern, Ziegen meckern und Schafe blöken, daneben werden Frühlingszwiebeln verkauft, Tomaten und Moluchia, der unserem Spinat ähnelt. Das Städtchen war Station der Karawanenroute aus Schwarzafrika, noch heute werden hier Kamele aus dem Sudan gehandelt. Von Dezember bis Mai wird in Daraw Zuckerrohr geerntet, in Eisenbahnwaggons wird die süße Fracht gen Norden transportiert.

Am späten Nachmittag genießt man an Deck die stimmungsvolle Einfahrt in die schönste Stadt Ägyptens, Assuan. Vorbei an der Insel Elefantine und am legendären Hotel Old Cataract, wo einst Agatha Christie wohnte.

Andrea Reck
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