Namibia

Namibia: Himmel über der Wüste

Alle einsteigen: Bis zu einer Höhe von tausend Metern steigen Heißluftballons auf.

Alle einsteigen: Bis zu einer Höhe von tausend Metern steigen Heißluftballons auf.

Im Heißluftballon lautlos über die Dünenwelt hinweg

Eine Fahrt im Heißluftballon über die Dünen des Sossusvlei ist ein unvergessliches Erlebnis.

Eine Fahrt im Heißluftballon über die Dünen des Sossusvlei ist ein unvergessliches Erlebnis. Fotos: rfk

Mit bis zu 388 Meter hohen Riesendünen ist das Sossusvlei Namibias beliebtestes Ausflugsziel. Wer die Grafik der sandigen Wunderwerke aus der stillen, abgehobenen Perspektive betrachten darf, wird dies als unvergessliches Erlebnis abspeichern. Ein einstündiger Ballonflug ist keine preiswerte Veranstaltung. Dafür aber eine sehr kompakte und intensive. Ein Traum. Den sich Firmeninhaber Eric Hesemans in erster Linie für sich verwirklicht hat. Seit anderthalb Jahrzehnten ist der Belgier aus Zaire mit seinem Ballon-Tick und den „Namib Sky Ballon Safaris“ im Sossusvlei professionell im Einsatz. Auf jeden Fall sollte man Frühaufsteher sein. Denn je kühler die Luft, desto besser die Thermik und um so leichter steigt der Heißluftballon in den Himmel über der Wüste. Wenn um sechs Uhr die ersten Sonnenstrahlen die Spitzen der umliegenden Bergketten in ihr magisches Licht setzen, und der Horizont zu glühen beginnt, ist es – trotz Tagestemperaturen bis zu vierzig Grad – noch bitterkalt. Beim Kommando „Leinen los!“ verliert das Luftgefährt die Bodenhaftung und steigt schwerelos auf. Astrid Gehrhardt, Fluglehrerin und Weltrekordlerin im Ballonfliegen, ist heute die Pilotin. Auf 450 Meter Flughöhe explodiert der Sonnenball, während die Welt tief unten zur Miniatur zusammenschrumpft. Nur hin und wieder wird die Stille beim Dahinschweben vom brüllenden Fauchen des Gasbrenners durchbrochen, wobei die Passagiere im Lastkorb auf prickelnde Weise verspüren, dass sie nicht wirklich viel Materie von dem da unten trennt. Auf tausend Metern, der maximalen Flughöhe, erweitert sich der Horizont zur Unendlichkeit. Düne Nr. 1 präsentiert sich in rötlicher Pracht, dann rückt Nr. 45 ins Blickfeld, die meist fotografierte und meist bestiegene, weil sie die einzige ist, an die es sich mit dem Wagen ganz heranfahren lässt. Mit 30 Stundenkilometern schwebt der Ballon über das Dünenmeer des Sossusvlei, mit 360-Grad-Ausblicken. Die Pilotin erklärt Luftverhältnisse und Gesamtwetterlage: Alles viel stabiler als in Europa, nur der berüchtigte Küstennebel und der Wind, der alles bestimmt, lassen rund dreißig Flugtage im Jahr ausfallen. Dreht dieser auf eine ungünstige Richtung, muss der Ballon sofort wieder herunter. In den Dünen des Sossusvlei Nationalparks gilt striktes Landeverbot. Auch für Heißluftballons. Heute soll der Touchdown punktgenau auf dem Trailer des Namib-Sky-Geländewagens erfolgen. Tatsächlich geht der Korb nach einer Stunde Traumflug zielsicher auf dem Anhänger nieder, der praktischerweise schon neben dem obligatorischen Frühstücks-Büfett parkt. So ist es Brauch nach einem glorreichen Ballonflug: Jetzt knallen die Champagner-Korken in den Himmel der Wüste.
Roland F. Karl