Südafrika

Auf ausgetretenen Pfaden

Im Süden des Krüger-Parks gibt es viele Tiere, aber auch viele Touristen.

Im Süden des Krüger-Parks gibt es viele Tiere, aber auch viele Touristen.

Südafrika: Im Norden des Krüger-Parks sind vor allem Tiere unterwegs  

Die Zimmer in der Outpost-Lodge heißen nicht Rooms, sondern Spaces.

Die Zimmer in der Outpost-Lodge heißen nicht Rooms, sondern Spaces.

Gut geeignet, um in Deckung zu gehen: die Affenbrotbäume mit ihren dicken Stämmen. Fotos: pa

Rund und dick wie ein Baumstamm zeichnet sich der Fußabdruck auf dem sandigen Boden ab. Erst kürzlich muss hier ein Elefant herunter zum Luvuvhu-Fluss getrampelt sein. Wir wandern auf einem ausgetretenen Pfad, doch stammt er nicht von Touristen ab. Im Norden des Krüger-Nationalparks ist der Traffic noch gering. Vielmehr bewegen wir uns auf einer tierischen Hauptverkehrsader – dem Weg zur Wasserstelle.

Wir sind zu Fuß in Südafrikas bekanntestem Nationalpark unterwegs. Den Jeep, letzte Bastion des Menschen in der Wildnis, haben wir weiter oben am Hügel stehen gelassen. Unser Guide Kevin legt den Finger auf den Mund. Er hat einen Büffel gesichtet und mahnt mit einer Geste den Rückzug an. In Zeitlupengeschwindigkeit entfernen wir uns und suchen hinter einem Affenbrotbaum Schutz. Die Baumriesen sehen am schönsten aus, wenn sie Tausende von Jahren auf dem Buckel haben. Ihre Kronen verästeln sich wie Herzkranzgefäße.

Unsere Reise hat im Süden des Krüger-Nationalparks begonnen. Hans, der Fahrer, findet, dass es dort fast so zivilisiert zugeht wie „in einem Zoo“. Abenteuerlicher und landschaftlich reizvoller sei der Norden, aber viele Besucher wüssten das nicht.

Flaches Gestrüpp und Schmetterlingsbäume säumen über Stunden den Straßenrand. Rotbraune Termitenhügel spitzen sich wie Hexenhüte aus dem basalthaltigen Boden. Eine grellgrüne Schlange kringelt sich über den Asphalt. In der Ferne sind Giraffen auszumachen.

Im Letaba Camp beziehen wir Nachtquartier. Die Rundhäuser sind mit ?Küche und Feuerstellen zum Grillen ausgestattet. Das Besondere an dem Camp ist die „Elephant Hall“, die mit Skeletten, künstlichen Herzen und großen Schaubildern über die Spezies informiert. Über 15.000 Elefanten sind derzeit im Krüger-Park zu Hause. Das sind zu viele. Die Plage ist die Folge von Schutzmaßnahmen, die ergriffen wurden, als der Bestand vor einiger Zeit auf eine kritische Menge geschrumpft war. Nun leidet die Flora unter den gefräßigen Riesen.

Hans hat Recht: Im Norden ist der Park um ein Vielfaches schöner. Das fängt schon bei The Outpost an, einer Luxus-Lodge, die sich der Design-Hotels-Kooperation angeschlossen hat (www.theoutpost.co.za). Ein italienischer Designer ging in der Anlage minimalistisch zu Werke. Die zwölf Zimmer heißen nicht Rooms, sondern Spaces, und bestehen aus nur einer Wand. Die drei anderen Seiten sind Moskitonetze, die sich hochfahren lassen und ein 180-Grad-Panorama auf das Flusstal eröffnen. Damit keine ungebetenen Gäste einfallen, sind die Spaces auf Eisenstelzen gebaut. Wenn man sich auf das Prinzessinnenbett legt, und der weiße Baldachin im Wind bauscht, fragt man sich, ob ein Ort auf Erden friedvoller sein kann als dieser.

The Outpost ist nahezu die einzige Behausung in der 24.000 Hektar großen Makuleke-Region. Im Norden liegt Simbabwe und im Osten Mosambik. Während der Apartheid wurde der Grenzstreifen zum Militärgebiet erklärt, und der dort lebende Stamm ausquartiert. Jetzt dürften die Makuleke zurück, doch stattdessen haben sie die touristische Nutzung ihres Besitzes beschlossen. Die Outpost-Lodge ist seitdem verpflichtet, ihre Angestellten aus der Makuleke-Gemeinde zu rekrutieren, und wird irgendwann ganz in deren Hände übergehen.

Zur Lodge gehört ein privates Safari-Areal, durch das neben Jeep-Touren auch Bush Walks angeboten werden. Guide Kevin erklärt den Teilnehmern eine Menge: dass der Kot der Hyänen weiß ist, weil sie so viele Knochen knabbern. Und dass die Nilpferde manchmal rot schimmern, weil sie eine körpereigene Substanz zum Schutz gegen die Sonne entwickeln. Die „Hippo-Lotion“ habe einen Lichtschutzfaktor von 120.

Als sich die Sonne schon verabschiedet hat, treffen wir einen Leoparden Auge in Auge. Er hat es sich auf dem sonnenwarmen Asphalt gemütlich gemacht. Busch-Babys funkeln aus den Bäumen. Wir riechen einen Elefantenbullen, lange bevor seine Umrisse zu erkennen sind. Aufgebracht schwenkt er den Rüssel, die Ohren flattern. Gut, dass wir inzwischen wieder im Jeep sitzen und Gas geben können.
Pilar Aschenbach
Anzeige