Ägypten

Ägypten: Ausflug in Kairos Gemüsegarten

In den Dörfern der Oase wird das Brot noch in Steinöfen gebacken.

In den Dörfern der Oase wird das Brot noch in Steinöfen gebacken. Foto: aze

Die Oase Faiyum liegt am größten natürlichen See des Landes

Zwar wird Faiyum von Wüste umgeben, doch ist dieses 4.000 Quadratkilometer große, üppig bewachsene Gebiet 100 Kilometer südlich von Kairo der gigantische Gemüsegarten der ägyptischen Metropole. In der Hauptstadt Medinet el-Faiyum, vier weiteren Städten und mehr als 150 Dörfern leben rund zwei Millionen Menschen überwiegend von Landwirtschaft und Fischfang.

Palmenhaine, Blumen- und Gemüsefelder, Pfirsiche, Mandarinen und Orangen, Oliven und Kakteen, Akazien und Eukalyptusbäume sowie zahlreiche Taubenhäuser aus Ton prägen außerhalb der Ortschaften das Landschaftsbild. Überall drehen sich Schöpfräder, angetrieben von Wasserkraft, elektrischem Strom oder noch immer von Eseln oder Ochsen. Berühmt sind auch die dunkelroten, kugelförmigen Wasserkrüge mit mehreren Henkeln am Hals sowie die aus Schilf geflochtenen Korbwaren, die überall angeboten werden.

Krokodilopolis
Die 20 bis 40 Meter unter dem Meeresspiegel liegende Senke war ursprünglich ein riesiges Sumpfland, in dem die Pharaonen auf Krokodiljagd gingen. Kein Wunder, wurde der krokodilköpfige Sobek zum Hauptgott von Faiyum; die Griechen nannten die Hauptstadt der Oase „Krokodilopolis“. Im Mittleren Reich vor etwa 3.800 Jahren begann man mit der Trockenlegung des Sumpfgebietes, das sich im Laufe der Jahrtausende zu einem fruchtbaren Garten entwickelte.

Ihr Wasser bezieht die Oase Faiyum durch den Bahr Yussuf, einen kanalisierten Nebenarm des Nils, der die Felder bewässert und schließlich in den Qarun-See mündet. Dieser 50 Kilometer lange und bis zu zwölf Kilometer breite, sehr fischreiche See war ursprünglich doppelt so groß wie heute und bildet den größten natürlichen See Ägyptens.

Siebtes Weltwunder
Hauptsehenswürdigkeit der Hauptstadt Medinet el-Faiyum sind die von den Ptolemäern eingeführten Wasserräder im Zentrum der Stadt. Sie werden von der Strömung angetrieben und schöpften bis zur Installation elektrischer Pumpen das Wasser aus dem Yussuf in die bis zu drei Meter höheren Bewässerungskanäle. Heute werden sie als technische Denkmäler erhalten. Besuchenswert ist auch der Basar, in dem Gebrauchsgegenstände aller Art und Souvenirs angeboten werden.

Aus pharaonischer Zeit ist vor allem der kleine Tempel von Medinet Madi im Südwesten von Faiyum bedeutend, eine der am besten erhaltenen Anlage aus dem Mittleren Reich. Hinter einem Portikus mit zwei Säulen und Seitenwänden öffnet sich das Heiligtum mit drei Nischen. Bei Hauara Richtung Niltal blieben von einer in der zwölften Dynastie erbauten, damals 58 Meter hohen Pyramide aus Lehmziegeln noch ein Rest sowie die unterirdischen Gänge und Schächte erhalten. Die Spitze der Pyramide liegt abgebrochen am Boden. Das direkt anschließende Labyrinth, eine 300 Meter lange und 240 Meter breite Anlage verschiedener Tempel, galt in der Antike als eines der sieben Weltwunder. Zu sehen sind heute leider nur noch einige Säulen und Fundamente.
Monika Zeller