Ägypten

Ägypten: Zu Füßen der Katarakte

Wo Grün und Blau zu Gelb werden: Blick auf das Westufer von Assuan

Wo Grün und Blau zu Gelb werden: Blick auf das Westufer von Assuan.

Assuan ist mehr als nur End- oder Ausgangspunkt von Nil-Kreuzfahrten  

Ein nubisches Dorf, etwa eine halbe Stunde von Assuan entfernt

Ein nubisches Dorf, etwa eine halbe Stunde von Assuan entfernt. Fotos: aze

Am Ende der Reise zeigt sich der Strom von seiner schönsten Seite. „Einfach entzückend, diese schwarzen Felsen von Elephantine und die Sonne und die kleinen Boote auf dem Fluss“, ließ schon Agatha Christie ihren Helden Hercule Poirot auf der Terrasse des Old Cataract Hotels zufrieden seufzen: „Das Leben ist doch sehr lebenswert.“

Die Krimi-Lady verbrachte in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts längere Zeit in der noblen Herberge direkt am Nil. Die romantisch-mystische Landschaft an den ersten Katarakten soll sie zu den literarischen Morden für ihren Bestseller „Tod auf dem Nil“ inspiriert haben. Und auch heute hat das Hotel mit der „schönsten Terrasse des Orients“ nichts von seinem Charme verloren: der blaue Nil, die weißen Segel der Feluken, das Grün der Gärten und dahinter die goldgelbe Wüste.

Assuan mit seinen inzwischen rund 400.000 Einwohnern wirkt sympathisch kleinstädtisch, erfreut mit gepflegten, sauberen Straßen und Plätzen. Überall kann man beim Bummeln durch die Stadt den heißen Tag mit dem aromatischen Karkadee, dem blutroten Malventee begießen – eiskalt oder heiß genossen, eine herrliche Erfrischung. Das macht auch fit für den Basar mit seinen exotisch duftenden Gewürzen und Parfums.

Viele der Einwohner stammen aus Nubien, einst „Goldland und Kornkammer Ägyptens“, dessen Orte nach dem Bau des gewaltigen Nasser-Stausees in den Fluten versanken. Das gleiche Schicksal teilen zwei Dutzend Tempel, die in aufwändigen Aktionen auf sicheres Land versetzt wurden. Am bekanntesten ist Abu Simbel – ein Tagesausflug von Assuan entfernt.

Aber auch direkt bei Assuan kann man altägyptische Baukunst bewundern: Der Philae Tempel wurde vor fast 60 Jahren von der Insel Philae Stein für Stein auf die höher gelegene Insel Agilkia versetzt – und zwar so perfekt, dass man glauben könnte, der Tempel mit seinen Pavillons, Pylonen und Toren sei vor mehr als 2.300 Jahren genau hier errichtet worden.

Eine andere Touristenattraktion ist dem Missgeschick der Steinmetze vor zweieinhalb Jahrtausenden zu verdanken. In den berühmten Granitbrüchen von Assuan, die das Material für die Tempel bis nach Luxor lieferten, bekam ein fast fertiger Obelisk einen Riss und wurde unbrauchbar. Deshalb kann der über 40 Meter lange „Unvollendete Obelisk“ den heutigen Besuchern eine Ahnung davon vermitteln, wie diese riesigen Monumente einst aus dem Stein gehauen wurden.

Auch in der Wüstenlandschaft des Westufers lohnt eine Besichtigungstour. Markant thront das Mausoleum des Aga Khan über dem Ufer, das leider nicht mehr zu besichtigen ist. Wer gut zu Fuß ist, kann von hier zu den Grotten und Ruinen des Simeonsklosters wandern – oder ein Kamel mieten.
Monika Zeller
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