Tunesien

Tunesien: Kultur in der Wüste

Ruinen, so weit das Auge reicht: antiker Triumphbogen in Haidra. Foto: smk

Die tunesische Regierung hat das antike Haidra als offizielles Ausflugsziel eröffnet

Die Eröffnung erfolgte mit Pauken und Trompeten. Und auch das Ergebnis kann sich sehen lassen: Rund 250 Kilometer südwestlich von Karthago hat die tunesische Regierung in Haidra eines der größten Ruinengelände des Landes inklusive Besucherzentrum für Besucher freigegeben.

Mit dem antiken Ammaedara verbindet sich für Tunesien die Hoffnung, den Fokus im Tourismus noch stärker auf Kultur zu legen. „Haidra ist eine gewaltige Bereicherung unseres Kulturangebotes und weist spannende Abschnitte des tunesischen Kulturerbes auf“, meint Naceur Mani, Direktor des Tunesischen Fremdenverkehrsamtes in Frankfurt. Der Haken: Durch seine Lage nahe der algerischen Grenze liegt Haidra lange nicht so ideal wie etwa Karthago.

Doch allein der Blick auf den Triumphbogen entschädigt für die Anreise. Das Tor markiert den Eingang zur antiken Stadt und wurde im Jahr 193 dem römischen Kaiser Septimius Severus gewidmet, dem ersten Kaiser afrikanischer Herkunft. Der Bogen überspannt die Straße, die einst Karthago mit Theveste, dem heutigen Tebessa in Algerien, verband und Ammaedara zu Wohlstand verhalf. Die Geschichte Haidras begann mit den Römern, gefolgt von Vandalen und Byzantinern. Hier wie an diversen anderen Stellen in Tunesien hinterließen sie die Reste von Mausoleen, Thermalbädern und Kirchen – in Ammaedara sind sogar Ruinen einer gewaltigen byzantinischen Zitadelle zu sehen.

Für die Stadt Haidra von heute ist vor allem das Informationszentrum von großer Bedeutung. Denn es biete nicht nur Touristen einen umfangreichen Überblick, sondern „dient dem Strukturaufbau der Region und sorgt für Arbeitsplätze bei der Lokalbevölkerung“, sagt Marc Petzold von der Internationalen Organisation für Migration (IOM), mit deren Unterstützung das Projekt finanziert wurde. In Kürze soll noch ein Museum mit antiken Funden aus der Region eröffnet werden.

Als Abstecher auf dem Weg zurück zur Küste bietet sich unter anderem Sbeitla an. Rund 100 Kilometer von Haidra entfernt, lockt die Stadt nicht nur mit einer malerischen Medina, sondern auch mit einer weiteren Ruinenstätte: der römischen Stadt Sufetula. Hier sind Theater, Kapitol, Thermen und Forum wieder so hergerichtet, dass sich selbst ungeschulte Besucher einen großartigen Eindruck vom alten Glanz machen können.
Sascha M. Kleis
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