Namibia

Riesenvögel und blecherne Giganten

Das Pilotprojekt: die Canon Lodge im Gondwana Canon Park.

Lodge-Betreiber Gondwana wächst weiter

Ständige Begleiter am Straßenrand: Strauße. Fotos: Gondwana, rfk

Die abgegrasten Areale der Schaffarmen rund um den Fish River Canyon waren ein Schock, damals, 1995; eine leere Landschaft, die Wildtiere allesamt erlegt. "Die einzig mögliche Lösung war die Region aufzukaufen", erzählt Mannfred Goldbeck, einer der beiden Gondwana-Gründer. Inzwischen versorgen ein Dutzend ehemaliger Farmgebiete den 1.260 Quadratmeter großen Gondwana Canon Park mit mehr als der doppelten Fläche des Bodensees. 500 Kilometer Zäune mussten dafür weichen und jede Menge Gnus, Nashörner, Antilopen und Giraffen importiert werden.

Abenteuer dieser Art kosten Geld. Weshalb nach der ersten, der Canon-Lodge ein Beherbergungsbetrieb nach dem anderen als wirtschaftliche Standbeine für den privaten Naturschutzpark aufgebaut werden musste. Und Gondwana expandiert weiter - obwohl der Gruppentourismus etwas rückläufig sei, so Goldbeck. Hummeldumm-sei-Dank möglicherweise, dafür laufen die Individualbuchungen prima: Im vergangenen Jahr wurden 146.000 Übernachtungen gezählt.

Zwölf Lodges hat das größte private Touristikunternehmen Namibias an den schönsten Punkten des Landes gebaut, nach der vorletzten, Hakusembe am Okavango, eröffnete im Mai Namushasha im Caprivi als Nummer 13. Nur das Ovamboland, Kunene sowie Swakopmund fehlen jetzt noch im Portfolio, wobei Swakop schon bald mit einer Atlantik-Lodge auftreten wird.

Als Erfolgsrezept benennt Goldbeck die Unternehmensphilosophie, die neben Ökonomie und Ökologie gleichwertig eine nachhaltige Personalentwicklung betreibt. Für Gäste sollen Gondwanas fein austarierte Drei-Sterne-Dependancen vor allem bezahlbar sein, und Geschichten erzählen. Eine liefert das Farmhouse bei Stampriet am Rande der Kalahari, wo sich neben Touristen auch Schweine, Rinder, Hühner, Enten und Gänse wohlfühlen: Eigene Käserei, Schlachterei, großflächige Gewächshäuser sowie üppige Felder versorgen alle firmeneigenen Lodges, Camps und Campgrounds mit bis zu 70 Prozent aller Lebensmittel, die einmal pro Woche von hier aus per Kühlfracht durchs ganze Land rollen. Was neben notwendigen Arbeitsplätzen ein Wir-Gefühl schafft, so der Chef, "und das Bewusstsein, woher unser aller Essen kommt".

Nachhaltigkeit ist sein Thema. Von der Wasseraufbereitung bis zur Aircondition, die es in allen Zimmern gibt - aber eben auch Moskitoschutz in den Fenstern wie über jedem Bett, weshalb in kühlen Nächten ökologisch wie ökonomisch korrekt drinnen nur der frische Wind weht, erklärt der zweifache Familienvater, dessen Vorfahren um 1900 selbst als Schäfer aus Mecklenburg anreisten.

Namibia liegt dem deutschstämmigen Unternehmensführer am Herzen, was nicht nur im Canon Roadhouse zu spüren ist, wo der begeisterte Sammler Dutzende Oldtimer aus allen Landesteilen zusammengetragen hat, um in einer Halle ein einzigartiges Food, Drink & Exhibition-Happening zu installieren - mitten in der Wüste! Fans alter Automobile werden die längste Bar am Canyon mit Nähe zu den blechernen Giganten schon auf der Weiterreise vermissen.

Einen Tick prägnanter bringt es Gondwanas Etosha Safari Camp: Zahllose Artefakte und Einrichtungsgegenstände typischer Township-Kneipen kreieren hier zu afrikanischer Live-Musik eine authentische Shebeen-Atmosphäre, die sich bei Frischgezapftem allabendlich regem Zuspruch erfreut. Nähere Informationen unter www.gondwana-collection.com.
Roland Karl